ANDROS-REISE SOMMER 2022
Kapitel 1: Inselhüpfen
Das Netz meines Keschers war gerade erst von Admirals Katergeruch befreit und gefühlt noch gar nicht richtig trocken, da hieß es schon wieder Abschied von Rhodos und den liebgewonnenen Streunern zu nehmen.
Die Familie flog mittags zurück nach Hause und ich verbrachte noch ein paar Stunden auf dem Flughafen Rhodos, um nach Andros weiterzureisen.
Der Flug von Rhodos nach Athen führt übrigens direkt über die Kykladen, so dass Mykonos, Tinos und die anderen Inseln vom Flugzeug aus gut zu sehen sind, ebenso Andros:
Eigentlich sollte der Flug ebenfalls mittags starten, so dass ich abends die letzte Fähre hätte nehmen können. Leider gab es wenige Wochen vor der Reise eine Flugplanänderung auf den Nachmittag. Ich musste daher auf dem Festland übernachten, um tags darauf die erste Fähre zu entern.
So hatte ich immerhin die Möglichkeit, das Quartier jetzt schon auf "Reisekatzentauglichkeit" zu testen. Es ist (wie ich auch schon im letzten Bericht schrieb) inzwischen schwierig geworden, Unterkünfte zu finden, die Katzen aufnehmen. Unsere alten Quartiere sind in den Buchungsportalen nicht mehr gelistet, so dass man stets neu suchen muss.
Mit drei oder vier Katzen in einer bisher unbekannten Unterkunft zu übernachten, ist dann immer etwas aufregend. So hatte die Flugverschiebung doch noch sein Gutes, ich wusste nun schon vorher, was mich heimwärts erwarten wird.
Die Aussicht entschädigte zusätzlich:
Und ich hatte so außerdem noch genügend Zeit für den traditionellen "Lidl-Einkauf". Unser inzwischen schon Stammgeschäft am Fährhafen hatte im April geschlossen, als Maries Eltern reisten. Aber nicht für immer, sondern wegen eines kompletten Umbaus, einschließlich Vergrößerung des Tierfutterregals. Unseretwegen? Wahrscheinlich nicht, trotzdem ein toller Service für den Androsreisenden!
Ich kaufte jedoch nicht die große Menge wie auf früheren Reisen, da ich mir bei der letzten Futterlieferung durch den Landhandel auf Andros etwas habe zurücklegen lassen.
Die Nacht war kurz, schon bald stieg die Sonne über Euböa auf und lockte den Reisenden Richtung Andros wie die Sirenen Odysseus und seine Mannen.
Und wieder stand ich frühmorgens an Deck einer der Fähren, die von Rafina aus das Festland mit der griechischen Inselwelt verbinden.
Fast drei Jahre und einige Reisen später stiegen die Erinnerungen an meine erste Überfahrt in mir auf…
Damals eine Fahrt zu einem mir völlig unbekannten Gestade, nur auf Fotos gesehen und in Forenbeiträgen davon gelesen. Doch auch wenn das nun schon die sechste Reise sein sollte, werde ich aufs Neue von der regen Betriebsamkeit am Hafen erfasst, und es fühlt sich jedesmal wieder wie ein großer Aufbruch an.
Das Schrillen der Trillerpfeifen, mit denen die Polizisten Fußgänger und Autos zur richtigen Fähre treiben wie der Hirte seine Schafe, denn meist liegen zwei oder drei dieser Schiffe gleichzeitig vertäut am Kai.
Das Gestikulieren der Schauerleute, die im eisernen Bauch der Fähre die Autofahrer dazu bewegen, nun aber gefälligst noch ein wenig dichter an den anderen Fahrzeuge zu parken, untermalt von ihren lauten Rufen, um sich gegen das Gepolter beim Rangieren auf den stählernen Planken und die Motoren der LKW durchzusetzen.
Das alles wird noch übertönt vom im Leerlauf dröhnenden Schiffsdiesel; für die restlichen Sinne gibt es die stickige und warme Luft gratis dazu.
Und doch ist es nur eine der vielen Fähren, die dort täglich verkehren, und einfach nur ein Transportmittel wie anderswo die Regionalbahn oder der Linienbus.
Die Fähre legt pünktlich ab, ich döse ein wenig, um den ersten Androstag ausgeruht anzugehen, und gönne mir ein kleines Frühstück aus dem Bordbistro.
Nach zwei Stunden ist Gavrio erreicht, die Schiffsbesatzung scheucht emsig alles von Bord, was nach Andros soll und füllt die Lücken routiniert mit Fahrzeugen auf, die von Andros auf eine der anderen Inseln wollen.
Das alles dauert nur wenige Minuten. Als ich mit meinem kleinen Mietwagen den ersten Berg erklimme und sich das Mittelmeer vor meinem Auge ausbreitet, ist die Fähre schon längst wieder weit draußen auf ihren Kurs Richtung Tinos zu sehen.
Der erste Tag einer solchen Reise dient zunächst dazu, sich einen Überblick zu verschaffen. Wie sieht es an den Futterstellen aus? Hat sich im Ort etwas verändert?
Also - schnell das Gepäck ausgeladen, die Einkäufe in den Kühlschrank gepackt, den größten Kochtopf mit Wasser gefüllt und in die Ecke gestellt, falls mal wieder die Trinkwasserversorgung für mehrere Stunden ausfallen sollte. Das kommt im Sommer durchaus ab und an vor, wie ich 2020 (natürlich unvorbereitet) erfuhr. Weshalb ich damals abends mit Handtuch und Shampooflasche an den Strand ging...
Nun aber auf zur ersten Runde!
Futterstelle 2
Hier gab es ein Wiedersehen mit einigen unserer alten Bekannten.
Tiffy bewacht die Pforte und begrüßt mich freundlich.
Nyota gibt die Sphinx auf der anderen Säule der Pforte, …
… zieht sich nach dem Füttern aber doch gemütlich zurück.
Scotty erwartet mich auch schon.
Eva ist ebenfalls anwesend. Sie ist eine der ersten und ältesten Katzen des Androsprojekts und wurde bereits in 2018 kastriert. Ihre lange Zeit als Streunerin sieht man ihr inzwischen auch an. Die Augen sind trübe, sie ist sehr dünn, hat struppiges Fell und sieht erschöpft aus vom Leben. Von ihr wird noch ausführlich berichtet werden, jedoch nicht heute…
Einen schönen Ausblick haben unsere Katzen von ihrer Futterstelle, findet Ihr nicht auch?
Zu S. war es von dort aus nicht weit. Leider war er außer Haus, und seine Katzen hatten sich irgendwo in die Büsche geschlagen. Lediglich Nikita lief vor die Linse.
Dann versuche ich es eben morgen noch einmal und fahre weiter zu den beiden anderen Futterstellen.
Futterstelle 1
Da die Griechen natürlich nur einmal oder je nach Wetter auch nicht täglich füttern können, und das meist morgens, war hier nicht viel los. Unsere Streuner müssen sich erst einmal wieder daran gewöhnen, dass ich wie auf Reisen üblich zweimal am Tag vorbeikomme.
Zu sehen waren daher jetzt nur Platon…
… und Mirion.
Futterstelle 3
Aus dem selben Grund langweilte sich hier nur Grigio. Aber wenigstens konnte ich schon mal die in den Foren bereits veröffentlichte Eilmeldung durchgeben, dass seine Wunde an der Schulter so gut wie verheilt war.
Da es am Anfang einer Reise meist noch ruhig zugeht und ich als Alleinreisender in den kommenden Tagen sicher weniger Zeit für mich selbst haben werde, beschloss ich den Tag (und nun dieses Kapitel) mit einem Restaurantbesuch.
Jenes Restaurant, dessen Betreiber sein Gemüse täglich frisch aus dem Garten holt, der hinter der Ferienwohnung liegt, die ich immer buche. Und wenn man im knoblauchlastigen Tzatziki die Gurke herausschmeckt, dann kann sie frischer kaum sein!
Weiter geht es in den nächsten Tagen...
Euer reisender Transpurrter