ANDROS-REISE SOMMER 2022
Kapitel 5: Gemischte Gefühle, ein neuer König und der zweite Reisekater.
Hier springe ich im Rückblick zwischen gestern, heute und morgen hin und her. Einerseits gab es zwischen gestriger Fotosafari und Katzentransport noch einen weiteren Besuch, andererseits hatte beides noch Auswirkungen auf den heutigen und auch den morgigen Tag.
Bereits bei der Reiseplanung verabredete ich mich mit dem Einheimischen "G. III", um zu schauen, wie es seinen Katzen geht, von denen einige durch uns kastriert wurden.
Da ich zwischen der Fotosafari und der Abholung der zu kastrierenden Katzen noch reichlich Zeit hatte, und G. III nicht weit von H. & I. entfernt wohnt, war das der geeignete Zeitpunkt. Und ja, ich spekulierte mit einer Besuchszeit am frühen Nachmittag auch darauf, wieder von ihm und seinen Eltern zum Mittagstisch eingeladen zu werden...
Was soll ich sagen - die Rechnung ging sehr lecker auf!
Am Ende verbrachte ich geschlagene drei Stunden bei dieser gastfreundlichen Familie, wir plauderten buchstäblich über Gott und die Welt, und ich lernte einiges über die Lebensverhältnisse und Ansichten der Griechen. Wir ließen sogar eher heikle Themen wie die Finanzkrise 2009, den damaligen Einfluss der Troika und die Rolle Deutschlands dabei nicht aus! Bemerkenswert dabei ist, dass die damaligen Einschnitte, die Griechenland "von außen" zugemutet wurden, heute in ihren Ergebnissen mehrheitlich positiv gesehen werden.
Andere interessante Themen (neben den Katzen natürlich) waren Verhinderung von Geldwäsche, mediterrane Pflanzen, Einkommensteuer und Finanzämter, das griechische Tierschutzgesetz, unsere Außenministerin, die in Griechenland sehr beliebt ist, seitdem sie dem türkischen Präsidenten gegenüber ziemlich deutlich wurde und einiges mehr - eine bunte Mischung aus dem täglichen Leben in unseren Ländern.
Vor die Kamera bekam ich von unseren Katzen nur diese zu sehen:
Cadis wach…
… und von der Hitze erschöpft.
Dorea fordernd.
Mister Barbarossa Meier entspannt thronend.
G. III lässt aber ausrichten, dass es Chico, Felis, Georgi, Helia, Holly (
@Sunny's Angels), Nele (
@Katze_Kirk), Refur und Rico gut geht. Im Sommer sind auch dort einige Häuser mehr bewohnt, und da strolchen alle gern mal woanders herum.
Bei meinem Besuch kamen wir auf seine Bekannte zu sprechen, die uns vor einiger Zeit kontaktierte und um Hilfe bei Kastrationen bat. Hier muss ich etwas weiter ausholen, da es damals noch Informationen gab, die wir erst einmal für uns verarbeiten mussten und jetzt mit G. IIIs Hilfe klären konnten.
Wir bekamen nach der Kastrationsaktion noch eine Weile Fotos, die wir damals in den Foren zeigten. Dann jedoch schrieb sie, dass es Johnny und Radscha sehr schlecht ging, sie beide zur Tierärztin brachte, ihnen jedoch nicht mehr geholfen werden konnte, sondern dass beide unmittelbar darauf verstarben.
Das war für uns alle ein Schock, und wir versuchten Näheres in Erfahrung zu bringen. Es bestand der Verdacht, dass bei ihr Katzenseuche umging. Genau wissen wir es leider nicht, die Tierärztin äußerte die Diagnose nur anhand der Symptome. Labortests wurden zur Bestätigung nicht durchgeführt. Dennoch schrieben wir ihr zurück, was nach unserer Meinung nun sicherheitshalber zu tun wäre. Unter anderem natürlich, dass sie ihre Katzen schnellstmöglich separieren, sie bei der Tierärztin untersuchen und die gesunden gegen Seuche impfen lassen soll. Sie bedankte sich für die Informationen und versprach, sich zu kümmern.
Dann riss der Kontakt ab. Wir schrieben hier bisher nicht darüber, da wir hofften, noch etwas darüber zu hören, was sie unternahm und wie es den Katzen inzwischen geht.
Da wir nichts mehr erfuhren, fragte ich G. III natürlich nach seiner Bekannten und ihren Katzen. Er wusste leider auch nichts Neues, aber versuchte sofort, Kontakt mit ihr aufzunehmen.
Am darauffolgenden Tag meldete sie sich bei mir. Mit einer recht knappen Antwort, dass seitdem keine ihrer verbliebenen 21 Katzen verstarb, und sie sie nicht impfen ließ. Auch war sie jetzt mehrere Monate in Athen, die Katzen werden aber von Familienangehörigen versorgt.
Es ist manchmal frustrierend für uns, so schleppend und so wenig Information zu bekommen, weil wir dadurch einfach auch nicht wirklich helfen konnten und können. Dass keine weitere Katze gestorben ist, freut uns natürlich sehr, spricht aber dann eher gegen die sehr ansteckende Katzenseuche. Doch was war es dann? Und wieso wurde nicht geimpft, wie von uns empfohlen und angeboten?
Die gesamte Kommunikation beziehungsweise den Informationsfluss, der mit anderen Einheimischen gut funktioniert, hätten wir uns in dem Fall besser gewünscht.
Warum das alles so lief, ist schwierig zu beurteilen (und wir wollen es auch nicht verurteilen). Wir dürfen nicht vergessen, dass die Ansprüche und die Kenntnisse, die in Foren und im Tierschutz vorhanden sind, in der Allgemeinheit bei weitem nicht so verbreitet sind. Immerhin war sie schon so weit, dass sie ihre Tiere kastrieren ließ. Trotzdem, ein ungutes Gefühl bleibt zurück.
Wenigstens können wir uns an aktuellen Fotos der verbliebenen kastrierten Katzen erfreuen:
Miki
Herman
Leo
Tiger-Maus
Johnny und Radscha bleiben in unserer Erinnerung
😢:
Johnny
Radscha
Nach meinem Besuch bei G III. hatte ich noch etwas Zeit bis zur Abholung der Kastrakatzen bei H. & I. Ich beschloss, kurz in die Hafenstadt zu fahren und zu schauen, ob ich hier und dort an den mir bekannten Futterstellen jemanden antreffen würde.
Doch zunächst suchte ich nach etwas anderem.
Ihr erinnert Euch vielleicht, dass G III. derjenige war, der zusammen mit einem Lehrer und seinen Schülern Katzenhäuschen als Unterschlupf baute und im Städtchen aufstellte.
Ich fragte ihn natürlich auch danach. Ja, sie existieren noch, aber werden nur in der kalten Jahreszeit aufgestellt. Lediglich ein Häuschen steht ständig direkt an einem zentralen Punkt, und so sieht es aus, wenn Kinder es Katzen gemütlich machen wollen - ein kleines, buntes Zeichen der Hoffnung, dass die Jugend einen anderen Blick auf Tiere haben wird als die Generationen vor ihnen.
Auf dem Weg zu einer der versteckten Futterplätze, die H. & I. dort betreuen, kam ich an der zweiten offiziellen Stelle in der Stadt mit dem von uns initiierten Schild vorbei. Die andere befindet sich unmittelbar beim eben gezeigten Katzenhäuschen.
Es war noch zu früh, als dass sich die Katzen an den Restaurants oder öffentlichen Plätzen zeigten, daher suchte ich mit Absicht eine weniger frequentierte Futterstelle auf und wurde fündig. Schmuddelkatz und zwei ihrer Freunde ließen sich mit Futterdosengeklapper anlocken.
Trotz der anstrengenden Fotosafari drehte ich natürlich auch meine Runde an unseren angestammten Futterstellen:
Futterstelle 3
Hier bestätigte sich etwas, das sich in den ersten Tagen andeutete.
An dieser Futterstelle war seit seinem Auftauchen irgendwann in 2018 Kater Sokrates der König. Zwar seinen Untertanen sehr gütig zugetan, aber er bestand darauf, als erster zu fressen. Und wenn eine vorwitzige Fellnase meinte, sich zu früh dazugesellen zu wollen, gab es eins hinter die Ohren. Meist erwischte es Timos.
Sokrates war auch derjenige, der mir auf jeder Reise spätestens ab dem zweiten Tag immer entgegenkam, mich (oder besser: die Futterdosen) begrüßte und zum Futterplatz geleitete, damit ich mich auf diesen fünf Metern nicht verlaufe und etwa ohne Futtergabe wieder verschwinde!
Tja, Sokrates ist seit April in Deutschland und sein Königsthron stand leer.
Doch nur kurz, und seitdem regiert König Timos I. seine Futterstelle.
Timos holt mich nun am Auto ab:
Timos frisst als erster und gestattet Amelie (
@Verosch), an seiner Seite zu sein:
Miss Meier und Grigio speisen etwas abseits vom König.
Was mich besonders berührt - die im Sommer 2020 dort aufgetauchte und bis zur letzten Reise so scheue Amelie lässt sich streicheln!
Futterstelle 1
Hier ist die Gruppe über die Tage wieder größer geworden.
Unter ihnen zwei unkastrierte Kater (ganz links und unten an der Mauer liegend), die ich zum krönenden Abschluss eines langen Tages noch fangen konnte. Der zweite lag mir besonders am Herzen, seit ich ihn sah - er muss unbedingt am rechten Auge operiert werden!
So sah es dann also abends an meiner Ferienwohnung aus. Wie ich 5 große Boxen und eine lange Falle in einem winzigen Toyota Aygo unterbringen würde, darüber wollte ich mir erst morgen früh Gedanken machen.
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