Tag ??? - Rekonvaleszenz
Moin!
Freue mich, dass es doch noch ein paar interessierte Leser gibt! Und das das Bier wieder da ist, auch!
...und immer noch haben wir einen kränkelnden Tiger im Haus, nun aber mit komplett durchgechecktem Blut. Erfreulicherweise scheint nichts auf eine ernsthafte Erkrankung hinzudeuten, derzeit wird eine unklare Entzündung vermutet, die jetzt doch mit einem Antibiotikum behandelt wird.
Was uns vor allem erfreut, ist die Tatsache, dass Lilly seit gestern Abend so ganz, ganz langsam wieder ein wenig zu ihrer alten Form zurückzufinden scheint.
Bei uns sieht es momentan aus wie in einem Lagerhaus, wir haben begonnen, unsere Einrichtung fachgerecht zu zerlegen und alles, soweit möglich, in einigermaßen handliche Kisten zu packen, die sich nun in jedem erdenklichen Winkel des Hauses aufzustapeln beginnen.
Der Jaguar findet das klasse, derart tolle Kratz- und Klettergelegenheiten hatten wir noch nie, und sie stehen überall. Also ist er den ganzen Tag damit beschäftigt, auf die Kistenberge hinauf- und auf der anderen Seite wieder hinab zu flitzen. Das ist umso interessanter, da ihm zur Zeit der Spielgefährte abgeht, der Tiger hat es vorgezogen, die letzte Zeit meist im Körbchen liegend zu verbringen. Für Mimi bedeutet das vor allem, dass sie niemanden hat, der sie durch's Haus jagt, also ist sie unausgelastet. Das wiederum äußert sich in schon bald absurdem Bewegungsdrang, sie gibt den ganzen Tag keine Ruhe.
Gestern, als wir vom Einkaufen gegen Abend nach Hause kommen, sitzt unsere Erstkatze auf einmal ebenfalls auf einem Kistenstapel und schaut recht zufrieden aus. Für uns ein durchaus erfreulicher Anblick nach der ganzen Trägheit der letzten Tage.
Interessant ist übrigens, dass Mimi die Kollegin in der ganzen Zeit, in der es dieser nicht wirklich gut ging, völlig in Ruhe gelassen hat. Selbst die sonst so verlockenden Momente, wenn Lilly verführerisch langsam und völlig ignorant unter dem Stuhl hindurch schlappt, auf dem Mimi gerade liegt, und sich dadurch direkt in die Reichweite ihrer Pfoten begibt, verlaufen ereignislos. Es gibt keine Handgreiflichkeiten, keine Pfotenhiebe, kein gegenseitiges Jagen, nichts.
Nicht, dass uns das gefehlt hätte, aber es ist halt ein weiteres Anzeichen dafür, dass einfach irgendwas nicht stimmt, mit dem Tiger.
Nach dem Abendbrot gestern gleich noch ein kleiner Lichtblick: Als die beiden sich im Flur begegnen, haut Mimi der Kollegin kurz, und fast sanft, mit einer Pfote einmal auf den Kopf, und die haut, ebenso sanft, wieder zurück. Slapstick eigentlich, weil sich das Ganze fast wie in Zeitlupe abspielt, mit angezogener Handbremse. Danach geht jeder seines Weges.
Hat der Jaguar bislang tatsächlich Rücksicht auf die kränkelnde Freundin genommen?
Feine Katze, brave Katze...
Heute früh erscheint dann auf einmal auch Lilly wieder zum Wecken im Schlafzimmer, gefolgt von Mimi, die nun aber wieder den gewohnten Sicherheitsabstand einhält. Als es dann zum Frühstück geht, beginnt unser Patient auf einmal zu meckern, es geht nicht schnell genug, mach hin, jetzt, das hatten wir lang nicht gehört und sehr vermisst.
Wir hoffen nun leise, aber beständig, auf Besserung.
Eigentlich war für das kommende Wochenende, noch kurz vor dem Umzug, ein Trip zu meinen Eltern geplant, es sind rund 250 km und so macht es Sinn, zumindest über eine Nacht zu bleiben. Außerdem habe ich mir in der Umgebung dort einen alten Gründerzeit-Schreibtisch ersteigert, den wollten wir auf dem Weg gleich abholen. Wenn es Lilly aber nicht wirklich wieder absolut gut geht, werden wir den Trip ausfallen lassen. Wir werden sehen.
Dabei sind wir mittlerweile richtig gut gerüstet für derartige Gelegenheiten.
Kurz bevor es mich nach China verschlagen hat, waren schon so einige Ausflüge aller zweibeiniger Familienmitglieder erforderlich, die eine Übernachtung erforderlich gemacht haben. Nachdem wir es dann wieder einmal mit einer Katzen-Sitterin aus dem Bekanntenkreis versucht haben, die uns dann einen Tag vorher nonchalant abgesagt hat und ich dadurch zumindest diesen einen Ausflug alleine unternehmen durfte, war klar, dass nun endlich eine belastbare Alternative her muss.
Also haben wir uns zwei Fütterautomaten zugelegt, die Deluxe-Variante, bei der man die eigene Stimme zum Rufen der Mädels aufzeichnen kann, wenn das Ding im Begriff ist, eine der 4 möglichen Futter-Rationen freizugeben, damit sie nicht womöglich die Mahlzeit verpassen. Die ersten Versuche, bei dem die Dinger so programmiert waren, dass sie unseren Mädels zeitgleich das Abendessen serviert haben, während wir Pizza essen waren, waren vielversprechend.
Also haben wir sie eine Woche lang immer einmal am Tag, zu abwechselnden Futterzeiten, befüllt und die Mäuse rufen lassen. Einwandfrei.
Die Erfahrungen haben uns so sicher gemacht, dass wir irgendwann die erste Übernachtung gewagt haben, leicht nervös zwar, aber letztlich doch vollkommen problemlos.
Allerdings besteht das Gerät aus 4 Futterschalen, die sich unter einer Öffnung, die zunächst mit einer Klappe geschlossen ist, jeweils pro Mahlzeit um ein Viertel weiterdrehen und somit den Zugriff auf die nächste Schale freigeben.
Da wir sie nun doch nicht so lange alleine lassen wollen, bis das Ding komplett leer ist, richten wir es so ein, dass die letzte, die vierte Schale, die aufgrund der Konstruktion nach dem Befüllen die erste Schale ist, die unter einer Klappe verborgen bleibt, mit Trockenfutter geladen wird.
Sollte es aus irgendwelchen Gründen länger dauern, haben sie dadurch noch genug Futter, das nicht schlecht werden kann. Wir planen unsere Heimkehr also stets so, dass die letzte Schale unangetastet bleiben soll.
Theoretisch tun wir das, rein theoretisch.
Kaum fällt die Tür in's Schloss, mutieren unsere Hausgenossen zur gefürchteten Panzerknacker-Bande. Die in der Beschreibung als aufbruchsicher gepriesene Abdeckklappe ist von jemandem konstruiert worden, der einen gemeinen Grottenolm als Haustier hält. Oder irgendwas ohne krallenbewehrte Pfoten, Schlangen oder Vögel vielleicht.
Jedes andere halbwegs vernunftbegabte Lebewesen hat den Mechanismus hinter dieser Klappe in Sekunden ausgehebelt.
Seitdem gibt's bei jedem Ausflug von uns circa 3 Sekunden nach unserem Aufbruch Leckerlies bis zum Abwinken.
Jedesmal.
Gruss, der Sepp