Also nochmal zur Klarstellung: dieses Thema Jagen statt packen gilt NUR für Katzen, die sich nicht einfach so hochheben und in die Box setzen lassen. Jede zahme Katze - egal ob bei Menschen groß geworden oder gezähmt - die sich ohne große Panik hochheben und in die Box schieben läßt sollte man dann auch so händeln, für die ist das ja kein Streß. Und auch sonst ist die Methode hochheben üben bzw. mit Leckerlis üben freiwillig in die Box zu gehen immer noch die Beste. Klappt das aber nicht bzw. war bisher einfach nicht genug Zeit für diese Übungen, dann lieber Jagen als packen. Das Jagen bitte nicht üben, dann ist nur unnötiger Streß, sondern das freiwillig in die Box gehen üben. Also immer eine Box an einem festen Punkt stehen haben und ritualisiert da immer Leckerlis reinlegen und loben, wenn sie sich die Leckerlis holen, wenn das gut klappt, dann ebenso üben das Türchen zuzumachen, wieder rauslassen, Leckerli und loben zur Belohnung, nächster Schritt dann geschlossene Box kurz anheben, wieder rauslassen und Belohnung usw. Es gibt ein tolles Buch von der Verhaltenstherapeutin Christine Hauschild das heißt Tierarzttraining für Katzen (ich kann gerade nicht verlinken, da Amazon auf Arbeit gesperrt), das kann ich nur empfehlen.
Klappt das aber eben nicht bzw. war nicht genug Zeit zum üben, dann bei Scheumietzen eben das Jagen. Das sollte wie gesagt nicht geübt werden, da eben als Notmittel gedacht, wenn die sanfte Variante nicht geht. Dafür aber dann berechenbar sein. Beispiel: Ich hatte einen Kater als Pflegi, der von einer anderen Pflegestelle als Jungtier gezähmt worden war, dann vermittelt wurde, dort nicht gut behandelt wurde, wieder zurück zur ersten Pflegestelle ging, dort wieder gepäppelt wurde und von dort dann zu mir kam. Diese erste Pflegestelle hat für den Transport zur mir die Katzen übers plötzliche Packen in die Box verfrachtet. Bei diesem Kater zerbrach nach dem einpacken die Box beim hochheben, Kater fiel mit der defekten Box runter, bekam einen Splitter ins Auge (wie sich später herausstellte) und die Frau musste ihn erneut einfangen. Das machte sie wieder auf dieselbe Methode, in dem sie ihn etwas sich beruhigen ließ und dann wieder anfing in zu sich zu locken, bis er wieder Vertrauen hatte und ihn dann erneut packte. Als dieser Kater zu mir kam taute er recht fix auf, wollte gern gestreichelt werden, köpfelt wild schnurrend um sich, kam ich aber mit der Hand auf ihn zu geriet er in regelrecht Panik. Nun zeigte sich einige Zeit später das Augenproblem, das Auge war verletzt worden und drohte zu kippen, dann wäre es blind geworden. Er musste mehrmals am Tag Augentropfen kriegen um das Auge zu retten. Nun ausgerechnet der Kater, der eigentlich zahm, aber nun Handtraumatisiert war... Also Jackpott. Hätte ich ihn mir jetzt mehrmals täglich gegriffen, wäre der eigentlich zahme Kater wahrscheinlich für immer auf die Hand negativ konditioniert gewesen... Also habe ich folgendes gemacht: Ich habe ihn auf die Einfangdecke konditioniert. Ich habe eine sehr grell-farbige Decke genommen und die zu seiner Einfangdecke erklärt. Wenn ich zu ihm hin bin habe ich erst die Versorgung gemacht - also sauber machen, frisches Futter reinstellen - dabei habe ich freundlich mit ihm geredet und ihn mit der Hand gestreichelt - Hand = streicheln = gut. Dann bin ich raus, habe die Medis, Handschuhe und die Decke geholt. Habe ihm die Sachen gezeigt und mit fester Stimme gesagt "Zeit für die Augentropfen!". Er wußte dann schon nach kurzer Zeit bescheid, dass nun das böse kommt. Anfangs ist er noch geflüchtet und ich musste ihn mit der Decke einfangen, später wußte er ja was kommen soll und hat sich nur noch ängstlich geduckt. Nach erfolgter Augentropfengabe habe ich ihn wieder freigelassen, die Sachen rausgebracht, bin dann wieder rein mit Leckerlis und hab wieder lieb gesäuselt und ihm die Leckerlis auf der Hand präsentiert und dann ihn gestreichelt bis er wieder gut drauf war. Durch den immer gleichen Ablauf mit den immer gleichen Sachen und den immer gleichen Worten war das für ihn berechenbar was passiert. So habe ich ihn weg von "böser Hand" hin zu "guter Hand" und "böse Decke" konditioniert. Der wird jetzt zukünftig immer wenn er eine helle Decke sieht Angst haben, aber besser Angst vor einer Decke als vor der Hand.
Aber wie gesagt - üben würde ich lieber die softere Variante mit dem freiwillig in die Box über Leckerli oder wenn sie das nicht mögen, dann über Spielerunden.