Freigang ethisch vertretbar?

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Diese Diskussion wird sicherlich niemals ein Ende finden - wenigstens kein sachliches. Aber ich will mal meine Meinung kundtun. Ich war immer überzeugte Freigang-Halterin. Obwohl wir ein großes Haus haben, war ich immer auch der Meinung, dass meine Katzen draußen das "bessere" Leben haben. Ich kann das schwer erklären, aber auch wenn es ihnen im Haus ebenfalls an nichts fehlte, so waren sie draußen viel mehr sie selbst, viel freier und auch irgendwie glücklicher.

Jetzt, wo unser allerliebster Streuner Willi tatsächlich überfahren wurde (drei Kilometer von hier entfernt), sehe ich das alles wirklich anders. Ich dachte immer, ich käme über so einen Unglücksfall hinweg, alleine durch das Wissen, dass die Katzen draußen eben DAS artgerechte Leben leben, das sie brauchen. Aber Pustekuchen. Wir können es alle gar nicht glauben, dass es den Willi nun tatsächlich erwischt hat. Wir sind tieftraurig und im Moment auch sicher, nie mehr einen Freigänger aufzunehmen. Wir wohnen ideal - am Ende des Ortes, in einer Sackgasse, umgeben von Feldern und Wiesen, und trotzdem lief Willi zur nächsten vielbefahrenen Straße und musste dran glauben. Sowas prägt einen! Kira war ja auch eine Freigängerin, und natürlich können wir ihr diese gewohnte Freiheit nicht mehr rückwirkend nehmen, aber wir haben jetzt ein ganz übles Gefühl, wenn wir sie rauslassen. Auch DAS wollen wir nur ungerne weiterhin fühlen. Yaki wird deshalb heuer NICHT wie geplant nach draußen dürfen. Auch wenn wir für ihn nur den begleiteten Ausgang ins Auge fassten (er ist ein Rassekater und laut Vertrag ist Freigang untersagt - würde ich auch nicht wollen, da er sehr zutraulich und wunderschön ist), haben wir das Projekt gecancelt.
Nichts ist schlimmer, als die eigene Katze von der Straße kratzen zu müssen. 🙁🙁🙁

Ich finde noch nicht mal mehr, dass das egoistisch ist, so zu denken. Vielmehr habe ich ein total schlechtes Gewissen, nicht besser "aufgepasst" zu haben (wobei das natürlich unsinnig ist, ich weiß schon). Aber so einen Tod hat auch kein Tier verdient...
Ich seh's also eher aus der Warte der Katzen. Sämtliche Opfertiere wie Mäuse, Vögel und Co. mal außen vorgelassen... Aber hier wird es nach den jetzigen Katzen wahrscheinlich keine Freigänger mehr geben...

Das mit Willi tut mir wirklich leid. fühl dich umarmt*
Ich kann deinen Schmerz in etwa Nachfühlen. Ich habe mich als Kind einmal mit einer Freigangkatze angefreundet. Jeden morgen auf den Weg zur schule habe ich sie getroffen und mit ihr gespielt und gestreichelt. Eines Tages lag sie überfahren auf der Straße. Das war für mich ein ziemlicher Schock. Aktuell wohne ich in der 2. Etage und Freigang wäre für meine Mietzen eh unmöglich abgesehen davon das in der Gegend ín der ich Wohne Katzen gerne geklaut oder gequält werden. Daher sind meine Mietzen reine Wohnungskatzen. Klar ist es schön wenn eine Katze frei draußen rumspringen kann, aber man sollte das Risiko abwägen. Wenn ich du wäre hätte ich auch nicht Gedacht das so was passiert. Bei euch schien ja alles sicher zu sein und ich kann dich verstehen das du nach diesem Vorfall deine Mietzen lieber nicht mehr rauslassen möchtest. Das so was passiert und wieder passieren könnte ist einfach zu schrecklich.
Ich wünsche dir viel Kraft und nur du kannst entscheiden was das Beste für deine Süßen ist und ob du es mit deinem Gewissen vereinbaren kannst.

Liebe Grüße


Maria
 
A

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Ich kann nur von uns sagen, bzw meiner Familie ..uns hat es getröstet zu wissen das wir den Katzen so ein Leben ermöglichen konnten.
Nur bei einem Kater der auch den Hang zum exessiven Stromern hatte und der wirklich viel zu früh gehen musste saß der Schock so tief das erstmal keine neuen Katzen dazu kamen.
Glaube über ein Jahr hatte meine Tante dann nur ihre Katze die eh eher ein Heimscheisserchen ist.
Mittlerweile leben 3 Katzen wieder im Haus und alle gehen raus, was anderes kommt für meine Familie auch nicht in Frage, dazu wohnen sie zu ideal..sie würden eher auf Katzen verzichten als sie einzusperren, ich hab da auch immer einen schweren Stand als Wohnungshalterin.
 
Ich werde nie verstehen warum Menschen ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie ihren Katzen das schönste Leben bieten können..

Solange man in Gebieten wohnt wo Unfall tatsächlich Unfall ist und nicht Fahrlässig, würde ich immer meine Katzen rauslassen und je nach Wohngebiet auch sofort nach der Kastra....je eher desto besser, wenn die Wohnlage es zu lässt.

Alles was nach Freilauf kommt, sind Kompromisse nach unten in der Lebensqualität von Katzen und je weiter diese Kompromisse nach unten gehen...also hier im Forum gerne mal in Wohnungshaltung unter 40qm und Einraum, desto eher neige ich dazu mich für Katzen zu freuen die zwar nur wenige Jahre alt wurden aber ein freies Leben führen durften und nicht in so einem engen Lebensraum ohne Ausweg versauern müssen 20 jahre lang mit Pech..

Da stimme ich Dir uneingeschränkt zu.
Beim Freigang meinen hier alle auf die Gefahren hinweisen zu müssen.

Bei Wohnungshaltung wird dagegen alles akzeptiert. Hauptsache eine Katze wurde aufgenommen egal wie und unter welchen Umständen. Demnächst wird hier noch eine Gefängniszelle mit Catwalks als gut befunden.
 
Ich möchte mal einwerfen, dass sich meine Katze z.B. im Haus schwer verletzt hat und 2x operiert werden musste.
Auch im Haus gibt es Gefahren und es kann was passieren.

Unsere beiden gehen seit ein paar Wochen raus (sind jetzt 10,5 Monate alt) und bisher Gott sei Dank nur in unseren Garten und in den Nachbarsgarten. Aber das wird nicht so bleiben.
Wir haben zur Straße (30er Zone - leider wird viel zu wenig geblitzt) hin einen hohen Zaun, über den sie nicht kommen (über 2m hoher Bretterzaun und der Rest Garage) und ein kleines Schlupfloch zwischen Hecke, Zaun (in der Hecke ist noch ein Maschendrahtzaun) und Garage haben wir auch zugemacht.
Sie könnten jetzt nur über einen Umweg auf die Straße, aber wir hoffen, dass sie sich - wenn sie eh nach hinten unterwegs sein müssen - weiter Richtung Schrebergärten und Sportplatz orientieren und nicht beim Nachbarn umdrehen und zurück zur Straße gehen.
Mehr können wir nicht machen, da wir nur zur Miete wohnen. Völlig Ausbruchssicher gehts leider nicht.

Und jetzt hoffen wir, dass nichts passiert.
Ich bin auf dem Land aufgewachsen und unser Kater damals ist 16 Jahre alt geworden - trotz Landstraße in 300m Entfernung und Bahngleis in gleicher Entfernung.
Aber er war der König der Felder, hat dort alle anderen Katzen vertrieben und hatte riesen Schiss vor Autos. Der ging nie Richtung Straße.
Er ist jetzt schon lange im Sternenreich und ich hoffe, er passt auf unsere beiden Katzen von oben auf.
 
Hallo Wonni, ich kann deinen Schmerz und auch die damit verbundenen Gedanken zum Freigang gut nachfühlen, da mir selbst Ähnliches passiert ist (also, einer meiner Katzen).
Ich habe nach wie vor Freigängerkatzen (zwei) - denke aber auch, dass, wenn diese beiden mal nicht mehr sind (hoffentlich noch lange hin, da beide noch jung, 1,5 und 6 Jahre) eher keine Freigänger mehr haben möchte. Aber: meine Motive sind da eher egoistischer Natur, es geht mir mehr um mich und mein "Kopfkino". Ich dachte immer, wir wohnen so ideal, hier passiert nichts. Und dann war der Schock umso größer.
Die Unbekümmertheit ist halt weg, und wenn die Katzen mal länger weg sind (mein Kater hat uns da im Sommer schon manchmal strapaziert), denkt man sofort das Schlimmste.
Allerdings kann man mit etwas Abstand auch so einen Unfall etwas sachlicher betrachten und so, wie dein Willi in deinen Beiträgen geschildert wurde, hättest du den doch eh nicht einsperren können, oder?
Ebenso wenig hätte ich meine kleine Marie einsperren können, die hat schon mit vier Monaten massiv gedrängelt, dass sie raus darf (durfte sie da noch nicht!). Und deshalb hätte ich letzendlich auch nichts ändern können, auch wenn es schwer fällt, das zu akzeptieren. Vielleicht kommt dieser Punkt bei dir auch, bei mir hat das auch lange gedauert.
 
@ Wonnie ich kann deine Trauer verstehen. Auch, dass du keine Katzen mehr in den Freigang lassen möchtest.

Auch ich habe schon eine Katze verloren. Purzel wurde überfahren.

Luna und Piper sind trotzdem im Freigang. Sie kamen als Kitten zu mir und durften dann mit fast einem Jahr (kastriert und geimpft) nach draußen.

Wookie kam als Freigänger zu mir. Was habe ich wegen dem Kater schon geweint. Kieferbruch und einen Schwanzabriss. Dazu einige male, wo er nicht pünktlich zurück war (eingesperrt bzw einfach länger unterwegs).
Jedes mal drehe ich aufs neue am Rad.

TROTZDEM: ich habe Wookie nach seinem Kieferbruch wieder nach draußen gelassen und auch nach dem Schwanzabriss.

Wookie hält man nicht im Haus (das nicht klein ist) und auch nicht im gesicherten Freigang (wenn ich alles einzäunen würde wären das an die 3.000 qm).
Er wartet vor der Garage, wenn ich nach hause komme. Er geht mit zu den Nachbarn und legt sich da unter den Tisch. Er geht zu meinen Schwiegereltern und liegt mit Marcos Papa auf der Couch. Er geht hinter dem Nachbarshund hinter her, weil er den doof findet. Er spielt mit der Nachbarskatze auf deren Grundstück.

All das ginge nicht mehr, wenn er einen Zaun hätte, der ihn davon abhält.

Ich lasse meine Katzen nach draußen, weil ich ihnen das beste Leben ermöglichen möchte, das es gibt. Und da gehört Freigang für mich dazu. Und für Wookie kommt nur der ungesicherte Freigang in Frage (Luna und Piper kämen evtl noch mit gesichertem Freigang klar - Piper aber auch eher als Wookie).
 
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