Ein super Buch zu dem Thema ist auch "Das Pitbull-Syndrom" von Stefan Burkhart, weil es ausführlich die Hintergründe beleuchtet, was Presse und Politik eigentlich davon haben, den "Kampfhund" als Sündenbock zu benutzen.
Es bringt eben schlicht und ergreifend nichts, diesen Personenkreis, der an der öffentlichen Meinungsbildung beteiligt ist, über das tatsächliche Wesen der Sokas aufzuklären. Ich denke auch, dass die meisten dieser Personen WISSEN, dass diese Rassen nicht gefährlicher sind als andere Rassen. Aber es bringt eben Wählerstimmen und Leser, wenn man den Leuten vorgaukelt, man würde mit sinnlosen Regeln und Auflagen etwas für die öffentliche Sicherheit tun. Besonders, wenn man sonst nicht viele Erfolge vorweisen kann.
Und für eine Öffentlichkeit, die ständig mit vagen, abstrakten Gefahren wie Krieg, Terrorismus, Finanzkrisen, Lebensmittelskandalen und hast du nicht gesehen konfrontiert wird, ist es geradezu erholsam, wenn sie auf etwas so ungeniert mit dem Finger zeigen kann, wie auf die bösen Kampfhunde. Ein einfaches, klar definiertes Feinbild eben.
Da ja auch die Frage aufkam, ob diese Hunde nicht dafür gezüchtet wurden und deshalb etwas an der Sache mit der Gefährlichkeit dran ist: da gibt es so viele Punkte aufzuklären.
Einer wurde ja schon genannt, nämlich dass die Hunde auch zu Hundekampfzeiten schon auf Menschenfreundlichkeit selektiert wurden. Man sieht es unter Anderem auch auf alten Holzstichen: Die Besitzer stehen mit im Ring. Sie trennen Hunde, die hoch in Rage sind, und haben sicherlich kein Interesse daran, dabei selbst verletzt zu werden.
Der andere Punkt ist die Aggressivität gegen andere Hunde. Man muss gar nicht die Augen davor verschließen, dass es auch heute noch eine illegale Hundekampfszene gibt für die entsprechende Hunde gezüchtet werden. Ich würde auch bestimmt nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass die Personen in dieser Szene heute noch darauf bedacht sind, auf Menschenfreundlichkeit zu selektieren. Aber diese Hunde wird man kaum auf der Straße beim Gassi gehen treffen. Diese Hunde bekommt die Öffentlichkeit in der Regel überhaupt nicht zu Gesicht. Die Personen in dieser Szene werden auch darauf bedacht sein, mit keinem Hund negativ aufzufallen und die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Was wir zu Gesicht bekommen, sind die Sokas, die seit Jahrzehnten als Familienhunde gezüchtet werden und deren Nachkommen und Mixe. Also Hunde, bei denen weiterhin auf Familientauglichkeit selektiert wurde und die Aggressivität gegen Artgenossen schlechtestenfalls links liegen gelassen wurde, bestenfalls wurde dagegen selektiert. Wenn man ein Merkmal nicht mehr selektiert, auch ein Verhaltensmerkmal, dann wird es sich im Laufe der Zeit zum "Normalzustand" zurückentwickeln. Je extremer ein Merkmal ausgeprägt ist, desto schneller kann es sich auch verlieren (bzw eine deutliche Veränderung tritt schneller ein). Und gesteigerte Aggressivität ist ein extremes Merkmal. Sich auf Kämpfe einzulassen heißt schließlich nicht nur, Andere zu verletzen, sondern man läuft immer auch Gefahr, selbst verletzt zu werden.
Ich halte es auch für einen Fehlschluss, dass die Ramsnase vom Bullterrier zum besseren Beißen gezüchtet wurde. Die teilweise extreme Ramsnase von heutigen Bullies ist ein Ergebnis von "Schönheitszucht". Bei kaum einer anderen Rasse hat sich der Schädel in den letzten Jahrzehnten so extrem verändert wie beim Bullterrier.
Ich mag Bullterrier vom Ausehen eigentlich total gerne... aber so, wie sie vor ca 50 Jahren aussahen.