Wenn die Katze in der Box Randale macht, deck die Box von außen mit einem Laken zu.
Das macht man auch bei wilden Katzen so, die man für die Kastra eingefangen hat. Wenn Katzen nichts mehr sehen, werden sie ruhiger.
Und mach mit einem Tierarzt einen festen Termin aus. Weil das Warten in einem überfülltem Sprechzimmer ist wirklich massiver Stress für ängstliche Katzen.
Ich mach es so, wenn ich ängstliche Katzen mit habe, laß ich die im Auto, bis ich fast dran bin. Im ruhigen Auto warten sie entspannter als in einem lauten Wartezimmer.
Weißt du, ich habe auch Katzen hier, die anfangs scheu und schwierig waren. Aber ich kann dir sagen, es lohnt sich. Und du glaubst gar nicht, wie du dich freust, wenn die Katze erst anfängt, sich zu öffnen. Auch wenn es manchmal nur winzige Schritte sind, und nur ganz kleine Zeichen, mit denen die Katze zeigt, das sie dich vielleicht doch mag und dir näher kommt.
Oft denkt man, es geht nicht mehr weiter. Aber wenn man dann zurückdenkt, dann merkt man plötzlich, was für Fortschritte es doch gegeben hat.
Aber wenn du so rechnest, die Tierhaltung kostet so viel Geld, und ich habe nichts davon, bin ich mir nicht sicher, ob deine Einstellung richtig ist für die Tierhaltung insgesamt und für diese Katze im besonderen.
Es geht hier nicht um eine Sache, die ich mir kaufe und dann möchte ich auch das haben, was mir die Werbung verspricht.
Es geht hier um ein Lebewesen, das zutiefst verunsichert ist, dem es mit Sicherheit auch nicht besser geht als dir, das nicht weiß, warum plötzlich das ganze Leben anders ist, das vielleicht nicht mal weiß, das ein Mensch ein Katzenleben durchaus positv bereichern kann.
Wer weiß, was sie alles aufgeben mußte. Hatte sie jemanden, zu dem sie kommen konnte, wenn ihr danach war? Hatte sie lieb gewonnene Rituale, die sie aufgeben mußte? Hatte sie einen Balkon, auf dem sie sich gerne aufgehalten hatte? Hatte sie Platz, um sich auszupowern? Hatte sie eine Lieblingsdecke, ein Lieblingsfutter, ein Lieblingsspielzeug?
Egal, was sie hatte, jetzt hat sie es nicht mehr.
Was sie jetzt hat, bist du. Sonst nichts. Und wenn du sie jetzt im Stich läßt, hat sie gar nichts mehr.
Mach dir nichts vor, wenn du sie ins Tierheim bringst, niemand wird diese Katze dort jemals wieder rausholen.
Schon alleine deshalb, weil man sie nicht sehen wird. Und weil es dort viele andere Katzen gibt, die offen sind für den Menschen, die jünger sind, die einfacher sind.
Aber die 40 m² finde ich allerdings auch bedenklich. Hättest du vorher hier gefragt, hätten wir dir ziemlich alle von einer Katze abgeraten. Von einer sowieso, es ist für eine Katze ein ziemlich einsames, ödes, langweiliges Leben, tagsüber immer alleine, in einer so kleinen Wohnung.
Und wohl auch von der Katzenhaltung insgesamt.
Aber jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen. Eine weitere Katze dazu geht nicht, das würde ich auch nicht versuchen.
Aber wenn du unter solchen ungünstigen Bedingungen eine Katze holst, mußt du wirklich dein Leben auf die Katze ausrichten. D.h., du mußt langfristig seeeehr viel Zeit für die Katze einplanen. Du mußt sehen, das du so viel wie nur irgendwie möglich zuhause bist. du mußt Ideen haben, wie du die Katzen beschäftigst. Du mußt ihr Anreize geben, Kartons mit Blättern, Papierschnitzel o.ä., wo sie rumwühlen darf. Fummelbretter zur Beschäftigung. Kartons mit Löchern drin. Und vieles mehr.
Wenn du aber da nicht dahinter stehen kannst, such einen Verein, der mit Pflegestellen arbeitet, der erfahrene Leute hat. Oder eine entsprechende Privatperson.
Aber mach dir klar, so eine Katze bringst du nicht von heute auf morgen irgendwo unter. Das kann sehr, sehr lange dauern, bis du einen Platz findest, wohin du sie guten Gewissens geben kannst.
Aber vielleicht kannst du dich ja doch mit allen Konsequenzen für sie entscheiden.