Ganz wichtig ist erstmal, dass wieder Ruhe bei euch rein kommt.
Dass du über Nacht separiert hast, war sicher sehr gut fürs Erste. Aber ich würde versuchen, jetzt wieder Normalität in den Alltag zu bringen.
So etwas kommt vor, auch bei Katzen, die sich jahrelang gut verstanden haben und schon manch einen Schrecken weggesteckt haben, kann es vorkommen, dass sich eine erschreckt und sie (oder die anderen) diesen Schreck mit einer der anderen verknüpft = Fehlverknüpfung.
Das ist absolut kein Anlass, daran zu denken, eine abgeben zu müssen oder dass sie sich nie wieder vertragen - es dauert nur eine Weile, bis sie von dem Schreck wieder runterkommen.
Wichtig ist nur, dass du diesen Schreck nicht ungewollt verstärkst. Dass du selbst ruhig bleibst und eventuelle Angriffe im Keim erstickst. So kannst du ihnen helfen, diese Fehlverknüpfung wieder umzukehren, indem du die "alte Situation" wieder herstellst.
Also nicht separieren.
Bzw wirklich nur im Notfall, wenn ein Angriff stattfinden sollte, dann schnapp dir einen und separiere ihn (dazu später).
Wenn sie fauchen, knurren, grummeln, sich in Zeitlupe bewegen, so sind das alles Anzeichen von Verunsicherung - das ist an sich nichts Schlimmes, sie müssen ihrer Verunsicherung Luft machen und sehen, ob die anderen dann beschwichtigen, um wieder normal werden zu können. Wenn sie getrennt voneinander sind, haben sie keine Chance dazu.
Fauchen heißt nichts anderes als "bleib mir fern jetzt...!" knurren ist schon aggressionsbereiter "...sonst setzt es was". Beides sind aber nur Drohungen, eben um eine weitere Auseinanderetzung
zu vermeiden.
Von daher ist es jetzt ganz wichtig, sie nicht wegen des fauchens etc wegzusperren, sondern zu beobachten, ob die anderen auf das fauchen etc beschwichtigend reagieren.
Sobald Dicken unten am Kratzbaum steht fängt Jack an zu knurren.
Und was macht Dicken dann? Will er den KB hochklettern? Ihn angreifen? Faucht er? Knurrt er zurück? Starrt er ihn an, "nagelt ihn mit Blicken fest" (Drohgeste)? Legt er sich hin (Beschwichtigung "bin doch ganz friedlich unterwegs!")? Schaut er weg (Beschwichtigung)? Putzt er sich (Beschwichtigung)?
Dicken sitzt zwar nicht laufend davor und ist im Flur, aber er schaut immer wieder hin.
Also ist da im Grunde keine Bedrohung von seiner Seite. Jack knurrt von da oben, ja, er ist verunsichert, aber wenn Dicken nur "immer wieder hinschaut" dann ist im Grunde alles wieder gut, es dauert nur eine Weile, bis Jack den Schreck "verdaut" hat.
Wenn Dicken ihn regelrecht anstarrt ist das eine Drohgeste. Verscheuch ihn dann aus dem Flur oder vom KB. Er soll merken, dass das unerwünscht ist. Dieses "immer wieder mal hingucken" ist aber eher irgendwie Unsicherheit, da musst du schauen, dass das nicht zum anstarren "umkippt" also lenk ihn ab, setz ihn in ein anderes Zimmer, mach etwas, das seine Aufmerksamkeit auf dich richtet und ihn etwas entspannt, so kann sich Jack auch entspannen.
Spätestens wenn Jack mal auf die Toilette muss geht es wieder los.
Was denn genau? Dass er Dicken im Vorbeigehen anfaucht? Wie gesagt, wenn es "nur" grummeln, fauchen etc gibt, lass sie machen. Sie werden sich schon wieder einkriegen.
Oder dass Dicken auf ihn losgeht?
Flitzt Jack an Dicken vorbei? Oft "provoziert" so ein Vorbeiflitzen zum nachjagen - und schon kann es wieder Gekloppe geben.
Anstatt zu separieren kannst du aber versuchen dieses Nachjagen/Kloppen-wollen zu unterbrechen. Es ist wichtig, dass du dabei ruhig und gelassen bleibst. Schimpf nicht, ermahne nicht, bring nicht noch mehr Unruhe in die Situation, sondern tu so als siehst du sie gar nicht und geh "wie zufällig" (ohne ihn anzusehen) zügig auf Dicken zu, so dass er ausweichen muss, schon ist die Situation unterbrochen. Oder du sagst (
leise, aber bestimmt) "nein" wenn er denn gleich darauf hört, oder sagst etwas anderes, das seine Aufmerksamkeit auf dich lenkt oder machst ein ihm unbekanntes Geräusch, irgendetwas, das ihn nicht erschreckt, aber seine Aufmerksamkeit ablenkt.
Je öfter die Katzen gewahr werden, dass trotz angespannter Situation nichts Schlimmes passiert, desto eher werden sie sich wieder beruhigen.
Mach ansonsten so, als wäre nichts geschehen, führ den gewohnten Tagesablauf fort, mit den gewohnten Ritualen etc, das gibt ihnen am meisten Sicherheit.
Achte auch auf Deine Tonlage, rede nicht beruhigend mit ihnen, das könnte ihre Unsicherheit verstärken ("Und Dosi ist seitdem auch so anders, da muss ja Gefahr in der Luft liegen").
Mach mit dem Dicken Extra-Spielstunden, in denen er sich ordentlich auspowern, Dampf ablassen kann.
Aber wenn er gerade aggro ist, nicht mit Spielen ablenken, sonst denkt er, du belohnst ihn für sein Verhalten. Lieber im Alltag mehr Extra-Spielstunden einbauen. Auch für die beiden anderen, das ist Stressabbau pur und hebt ihr Selbstbewusstsein. Wenn das schlecht möglich ist, dann trenn sie für den Moment voneinander. Aber auch nur dann, wenn das Trennen keinen wirklich stresst.
Nur wenn du tatsächlich den Eindruck hast, gleich gibts Gezoffe (nicht nur Drohgebärden), dann schnapp dir einen (egal wen, es muss ja schnell gehen, aber am besten den, der angreifen möchte) uns separiere ihn
kurz. Wichtig ist, dass du dabei auch ruhig bleibst, schnapp ihn dir ohne schimpfen etc, und sperr ihn kommentarlos in ein Zimmer. 5 bis 10 Minuten reichen - nur solange, bis er sich etwas beruhigt hat. Er hat dann erfahren, dass sein Verhalten zu nichts führt.