Liebe Putzi und all die anderen, die noch geschrieben hatten
🙂,
vielen Dank für Eure Anteilnahme! Ich habe mich damals aus dem Thread zurückgezogen, um erstens wieder zur Ruhe zu kommen und zweitens die Problematik mit Nouri aktiv anzugehen. Ich hatte ja eine Vielzahl an Infos und Hilfestellungen von Euch bekommen; am Ende war es aber schwer für mich, da den Überblick und die Orientierung zu behalten.
In der letzten Zeit hatte ich immer wieder vor, Euch den Stand der Dinge mitzuteilen. Leider kam auch immer wieder etwas dazwischen.
Also...
Nouri und mir geht es inzwischen wieder gut. Es ist zu keinem Übergriff mehr gekommen. Meine "Strategie war folgende:
Ich habe ihn erst einmal weitgehend "links liegen" lassen. Er durfte auch nachts nicht mehr bei mir schlafen. Natürlich habe ich mich um ihn gekümmert, ihn gestreichelt etc., aber halt mit einer größeren Distanziertheit. Eine Zeitlang bin ich ständig mit Blumenspritze durch das Wohnzimmer gelaufen, doch habe ich sie nicht mehr gebraucht. Mit der Zeit habe ich sie einfach nicht mehr mitgenommen. Auf diese Weise konnte auch Nouri zur Ruhe kommen.
Einerseits habe ich ihm - in dosierterer Form - seine Streicheleinheiten gegeben, andererseits bekam er Gelegenheit festzustellen, dass alles ganz normal ist. Ich fütterte mit der Zeit auch wieder normal, indem ich mich vorsichtig zu ihm herunterbeugte. Jetzt kann ich mich wieder ganz normal bewegen. Ebenfalls hat er auf Rat meiner hervorragenden Tiertherapeutin, die sich rührend um uns gekümmert hat, Zylkene erhalten. Zyklene enthält ja das beruhigende Casein der Muttermilch. Dass es bei ihm wirkte, wunderte mich nicht, da er immer an mir hing wie eine Klette und Vieles von seinem Kittengehabe nie abgelegt hatte.
Ich finde jedenfalls, Zylkeine hat zusammen mit den anderen Maßnahmen wunderbar angeschlagen. Er ist viel ruhiger und gelassener geworden, zuckt nicht bei jedem leisen Knall zusammen und traut sich auch mehr zu. Er hatte ja früher schon Angst, wenn ich mit irgendeinem ihm fremden Gegenstand durch die Wohnung lief oder neue Schuhe anhatte. Ich habe mir dann angewöhnt, ihm diese Dinge zum Beschnuppern an die Nase zu halten, wenn ich an ihm vorbeiging. Auf die Art und Weise konnte er auch teilhaben, schnüffelte, konnte den Gegenstand als harmlos entlarven und war beruhigt.
(Im Moment geht das Schreiben etwas schwieriger, weil Nouri zwischen mir und der Tastatur liegt
).
Eine weitere Strategie war "Auspowern". Ich spielte und spiele sehr viel mit ihm, bis ihm die Zunge aus dem Hals hängt. Heute denke ich, er braucht da viel mehr als ich ihm damals gegeben habe. Überhaupt braucht er sehr viel Aufmerksamkeit, die er heute übrigens selbstbewusster und lautstarker einfordert als früher.
Natürlich habe ich auch versucht, selbst ruhiger werden, nicht mehr mit Getrampel auf Nachbarschaftslärm zu reagieren. Insofern wirkt auch Nouri "heilend" auf mich ein, indem ich mir jedes Mal mehrfach überlege, wie ich bei einer erneuten Lärmattacke reagiere
🙂.
Inzwischen dürfen beide Katzen nicht mehr bei mir übernachten...ganz einfach, weil ich so einen erholsameren Schlaf habe und somit auch ausgeglichener bin! Aber zwischendurch gibt es immer das Ritual eines gemeinsamen Nickerchens. Marie kuschelt zu meinen Füßen, Nouri legt sich auf meine Brust und beißt mir zärtlich in die Nase, während er wohlig tretelt. Ich bilde mir ein, dass auch er "glücklich" über das neue Zusammenleben ist.
Wir haben wieder Vertrauen zueinander gefasst. Er rennt mir inzwischen fast nach wie ein Hündchen, wahrscheinlich vor lauter Angst, es könnte noch einmal eine Zeit kommen, in der er ignoriert wird. Trotzdem versuche ich, Grenzen zu setzen. Wenn Arbeit angesagt ist, ist eben kein Schmusen angesagt. Nur Grenzen, die man allzu offen lässt, können auch übertreten werden!
Auf die Art und Weise hat sich unser Verhältnis zur Zeit wieder normalisiert. Heute denke ich, dass entweder Schmerzen, öfter aber noch ein falsches Umgehen mit der Katze zu solchen Übergriffen führen - sei es hervorgerufen durch frühere Erfahrungen oder durch das Verhalten des neuen Dosis.
Letztendlich habe ich es mit viel Selbstreflexion, Liebe und Geduld geschafft. Katzen sind so unterschiedlich wie wir Menschen. Daher glaube ich nicht, dass es DIE Methode für verstörte Katzen gibt. Aber wenn wir uns wirklich auf unsere Tiere einlassen, sie beobachten, ihren besonderen Charakter akzeptieren und diesem entsprechend agieren, dann sind wir auch in der Lage, ihnen zu helfen.
Ich schließe nicht aus, dass es noch einmal zu einem Übergriff kommt, aber ich bin gewappnet. Vor allen Dingen würde ich es besser meistern können, weil ich jetzt weniger Angst habe und weiß, dass ich es nicht "persönlich nehmen" muss.
Meine kleine Marie hat auch einen tollen Job gemacht. Sie war sehr viel für ihn da. Manchmal denke ich wirklich, dass sie weise ist....Wenn ich sie streichle, merke ich, dass Nouri eifersüchtig und unzufrieden wird. Sie geht dann auf ihn zu und leckt sein Gesicht ab, als wollte sie sagen: Alles in Ordnung....Das beruhigt ihn dann.
Ich dachte immer, ich hätte mich genug um meine Katzen gekümmert. Aber heute weiß ich , dass es noch zu wenig war. Meine Coonies sind Wohnungskatzen mit eingenetztem Balkon. Ich bin es ihnen schuldig, mich sehr viel mit Ihnen zu beschäftigen - mehr als früher.
Bis jetzt danken Sie es mir!
Und ich danke Euch!
Herzlich
Sigrid
Hallo Sigrid,
ich habe deine Geschichte damals verfolgt und denke öfter an euch. Wie geht es mit Nouri und dir jetzt?
Liebe Grüße, putzi 🙂