Falls es jemand interessiert
TAGEBUCH DER IGNORANZ...
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Tag 1...
Es ist der sechzehnte Dezember 2011, als wir von einer befreundeten Polizistin erfahren, dass sich in einem leerstehenden Fabrikgebäude hier in Solingen plötzlich unzählige Katzen aufhalten, die vor kurzem noch nicht dort waren. Da wir öfter von ihr über ausgesetzte, verletzte oder auf der Straße tot aufgefundene Katzen informiert werden, machen wir uns auf den Weg zu diesem Fabrikgelände und finden dort tatsächlich ca. 20 Katzen vor. Alle scheu und ängstlich, soweit wir im Halbdunkel sehen können total verschnupft mit stark tränenden und entzündeten Augen, ansonsten aber alle gut genährt und augenscheinlich ausgesetzt.
Wir holen erst einmal Futter und Wasser und füttern die total ausgehungerten Tiere, auch um uns einen Überblick über die tatsächliche Anzahl an Katzen zu machen. Nachdem feststeht, dass es wirklich unzählige Katzen sind, informieren wir befreundete Tierschützer und beratschlagen, wie wir vorgehen können, um diese Tiere einzufangen, denn für einen alleine wäre dies nicht innerhalb kürzester Zeit möglich. Nachdem wir Zusagen der Hilfe von allen Seiten erhalten haben und vereinbaren wir, die Tiere am Wochenende mit Fallen einzufangen und sie anschließend ins Tierheim zu bringen, da es sich ganz eindeutig nicht um verwilderte sondern um ausgesetzte Tiere handelte und Frau Kleimt in den letzten Wochen sowohl den Zeitungen als auch uns gegenüber immer wieder betont hat, dass das Tierheim für Fundkatzen zuständig ist.
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Tag 2...
Es ist Sonntag. Und nachdem wir die Tiere zwei Tage gefüttert und alles für eine eventuelle Einfangaktion vorbereitet haben, rufen wir im Tierheim Glüder an um anzufragen, ob es platzmäßig möglich wäre, die Tiere, die wir einfangen würden, dort unter zu bringen, denn für keinen von uns besteht die Möglichkeit, auf einen Schlag an die 20 kranke und scheue Tiere über mehrere Wochen hinweg tierschutzgerecht zu beherbergen und zu versorgen.
Wir telefonieren also mit Glüder, dort mit der stellvertretenden Tierheimleiterin, und wir sind glücklich, dass uns diese zusagt, dass wir die Tiere nach Glüder bringen können. Es wäre zwar ziemlich voll, aber so an die zehn Katzen könnte man noch unterbringen. Sie bittet aber, dass wir bis Dienstag warten, weil dann die sich zur Zeit in der Quarantäne befindlichen Tiere kastriert würden und erst danach die Quarantänestation wieder frei sei und die neuen Tiere untergebracht werden könnten. Außerdem sollten wir bitte Dienstagmorgen kurz anrufen und mitteilen, wie viele Tiere wir genau eingefangen hätten, damit eine der Tierpflegerinnen die Quarantäneboxen vorbereiten könnte, sie selber hätte Urlaub.
Nach dieser Zusage begeben uns also mit fünf Personen, alle bepackt mit Lebendfallen, Futter und Käfigen, zu dem Fabrikgelände. Die Tiere verschwinden voller Panik sofort in alle Richtungen und wir sitzen viele Stunden bewegungslos in der Kälte und im Halbdunkeln, um eines nach dem anderen mittels Futter in eine Falle zu locken. Da die Tiere trotz unserer Fütterung der beiden letzten Tage total ausgehungert sind, gelingt es uns, dreizehn Tieren innerhalb mehrerer Stunden einzufangen und in Transportboxen umzusetzen. Die Tiere sind vor Angst so erstarrt, dass sie sich dies problemlos gefallen lassen. Vielleicht spüren sie aber auch, dass ihr Elend jetzt ein Ende hat und ergeben sich deshalb ihrem Schicksal. Elf Katzen bringen wir vorübergehend bei uns in verschiedenen Räumen unter, zwei werden sofort zum Tierarzt gebracht, da sie sich in einem sehr schlechten Zustand befinden.