In gewisser Weise hast du recht, viele Menschen die einen Hund haben wollen brauchen keinen Gebrauchshund mehr. Aber dem letzten Satz kann ich nicht zustimmen. Das liegt glaube ich daran, dass viele Menschen sich einfach nicht vorab über ihre gewählte Rasse und einen Hund und seine Bedürfnisse im Allgemeinen nicht informieren, dann so ziemlich jeden Fehler machen den man machen kann und "plötzlich" ist der Hund verhaltensgestört.
Selbst erlebt bei der Mutter meines Exfreundes. Sie wollte einen Hund, fuhr zu einem günstigen "Züchter" ohne Papiere und nahm den Husky mit, der war viiiieeeellll süßer als die weißen Schäferhunde... Ich hab mir den Mund fusslig geredet und bin auf taube Ohren gestoßen. Zwei Jahre später klingelt mein Handy und ich werde eingeladen um Erziehungstipps zu geben... Was soll man da noch sagen?
Dass Hunde für den "gemeinen Hundehaushalt" gezüchtet werden, sprich wie hier schon erwähnt, schmusig, mit Hund und Kind verträglich, netter Begleiter im Alltag gezüchtet werden, ist ja nicht unbedingt schlecht für den Hund an sich.
Schlimm wird´s nur wenn die nächsten Großstadtmenschen einen süßen french Bully oder den knuffigen Malteser als nettes Accsessoir haben möchten, den dieser Markt wird leider auch bedient...
Hier noch ein Link zu einer Qualzuchtdoku
http://www.youtube.com/watch?v=t9UwOBxvfXI Bei sieben Minuten sieht man "sehr schön" einen DSH im Showring. Wer da noch von gesunden Hunden redet muss doch blind sein?
Ich finde es sogar sehr schlimm, wenn Arbeitshunde dem Beraubt werden, was sie auszeichnet um ihr Dasein als "Familienhund" zu fristen.
Die Menschen, die keinen Gebrauchshund benötigen, sollten sich meinetwegen im Tierschutz oder bei den Rassehunden umsehen, die keine speziellen Bedürfnisse haben.
Es gibt genug Abnehmer, die Arbeitshunden genau das bieten können und wollen, was sie brauchen. Ein Bordercollie, der nicht hütet ist kein Bordercollie mehr, einen Weimaraner, der angeblich keinen Jagdtrieb und Mannschärfe mehr hat, kann man nicht mehr als Weimaraner bezeichnen und der Dobermann, dessen Aggressionspotenzial nicht mehr gewünscht ist wird als Schutzhund mit Sicherheit nicht zu gebrauchen sein. Das sind die Entwicklungen, denen entgegengewirkt werden muss.
Wer unbedingt einen Border will, ihm aber keine rassegerechte Beschäftigung am Vieh bieten kann, sollte vielleicht lieber ganz auf die Hundehaltung verzichten.
Die von dir verlinkte Dokumentation "Pedigree Dogs Exposed" aus dem Jahr 2008 befasst sich ausschließlich mit dem Britischen Kennel Club.
Dieser, sowie der amerikanische AKC sind nicht ansatzweise mit dem VDH zu vergleichen, da sie reine Registrierstellen sind. Theoretisch kann jeder seinen reinrassigen Wurf (zwei registrierte Elterntiere) dort ohne wirkliche Gesundheitsüberprüfung registrieren lassen und bekommt dann Papiere. Das ist kein Qualitätsmerkmal.
Das wird z.B. hier gut verdeutlicht:
http://www.dragondriving.co.uk/puppies.php
Beim KC registrierte Whippets für unter 300£?
Chihuahuas (ebenfalls mit KC Papieren) für 500£?
Was für Gesundheitsuntersuchungen sollen für das Geld bitte gemacht worden sein?
2008 war die Lage des VDHs der des Kennel Clubs bereits weit voraus. Wurfabnahmen für jeden einzelnen Wurf sind schon lange Pflicht.
Einige Beispiele für Zuchtordnungen innerhalb des VDHs:
SV:
http://www.sv-hannover-mitte.de/pdf/ZUCHTORD.pdf
Beachtlich sind die Teile der Zuchtordnung, die sich explizit mit dem Ziel befassen, HD innerhalb der Rasse zu bekämpfen.
Der SV ist zudem einer der Vereine, die selbst Studien in Auftrag geben, um die Gesundheit des DSHs zu verbessern. Hier eine aktuelle Studie zur Gelenkgesundheit:
http://www.schaeferhunde.de/site/news/studie-gelenkgesundheit/
RSV2000 (DSH Verein, der noch mehr auf LZ Hunde spezialisiert ist, als der SV, auch unter dem VDH):
http://www.rsv2000.de/export/sites/...oads/satzungen-und-ordnungen/zuchtordnung.pdf
Hier die Zuchtordnung des Cavalier King Charles Spaniel Clubs Deutschlands:
http://www.ccd-cavaliere.de/zucht-zo-zzp.html
Zitat: "Am Tage der Zuchttauglichkeitsprüfung müssen geforderte tierärztliche Gesundheitsatteste (Herz und PL, DNA-Test auf den Gendefekt für Episodic Falling (EF) und Curly Coat Syndrom (CC). vorgelegt werden - nur wenn keine gesundheitlichen Einschränkungen bestehen, wird die Zuchttauglichkeit erteilt. Die Herzuntersuchungen sind bei Hündinnen maximal 6 Wochen vor einem geplanten Deckakt, bei Rüden einmal jährlich zu wiederholen und das Resultat an das Zuchtbuchamt des CCD e.V. einzureichen. Wird ein in Berücksichtigung des Alters des Hundes ein schlechter Befund vom Tierarzt festgestellt, so wird der Hund von einer zukünftigen Zuchtverwendung im CCD e.V. ausgeschlossen. Weitere Gesundheitsatteste wie Herzultraschall, Augen-Untersuchung und/oder MRT-Scan sind je nach Zuchtstufe (siehe unten) dem Zuchtbuchamt nachzureichen. Hunde mit neurologischen Auffälligkeiten - wie z.B. Symptome einer Syringomyelie oder einer Epilepsie - werden auch nach einer eventuell bereits erteilten Zuchttauglichkeit umgehend von der Zucht ausgeschlossen. Gleiches gilt für Hunde, bei deren Nachkommen sich bestimmte gravierende Fehler häufen. Einmal im CCD e.V. zuchttauglich geschrieben, bedeutet also noch lange keinen Freifahrtschein für den Rest des Hundelebens !"
Boxer Klub:
http://www.bk-muenchen.de/zucht/zuchtordnung.html
Und als Beispiele für einen Jagdgebrauchshund und den dort glücklicherweise geltenden Leistspruch "Durch Leistung zum Typ" noch die Zuchtordnung des Deutsch-Kurzhaar Verbandes (Zucht- und Prüfungswesen) :
http://www.deutsch-kurzhaar.de/
und des Deutschen Jagdterrier Clubs:
http://www.djt-club.de/downloads/zuchtwesen/file/106-zuchtordnung-stand-23-03-2013.html
All dies sind strenge Zuchtordnungen, wie man sie beim KC oder dem AKC kaum findet.
Man kann seinen Wurf bei diesen beiden Vereinen tatsächlich einfach ohne besondere Auflagen oder Aufwand übers Internet registrieren:
http://www.thekennelclub.org.uk/registration/registering-your-pedigree-dog-litter/
http://www.akc.org/litters/
Nicht wirklich vorgeschriebenen Untersuchungen (viele Züchter lassen ihre Hunde dennoch untersuchen! ), keine Zuchtwarte.
Natürlich gibt es in den USA und GB auch Züchter, die nach genau den gleichen Standards züchten, wie es in Deutschland unter dem VDH vorgeschrieben ist, aber viele sind einfach nur "bessere" Hinterhofzüchter.
"Pedigree Dogs Exposed" hat in GB einiges verändert, aber auch in Deutschland sind Veränderungen sichtbar. Es gibt z.B. für die Englische Bulldogge momentan keinen Verein unter dem VDH (aber schon einige Züchter), da der ACEB 2011 aus dem VDH ausgeschlossen wurde. Dies geschah, da dieser Verein die nicht bereit war, den neuen Standard, der der Qualzucht innerhalb der Rasse ein Ende bereiten soll, zuzustimmen. Der VDH kümmert sich nun also "persönlich" um den Bulldog und versucht, die Rasse in eine gesündere Richtung zu bringen. Ob es bis jetzt geklappt hat? Ich kann es nicht wirklich beurteilen, aber es war ein Schritt in die richtige Richtung.
Hier ist die Stellungnahme des VDHs, aus der man aber nicht sonderlich schlau wird:
http://www.vdh.de/die-gesundheit-des-englisch-bulldog.html
Edit:
Oh und hier noch einmal die verschiedenen Kontrollebenen, die vom VDH vorgeschrieben sind:
http://www.vdh.de/welpen/inhalt/dasvdhguetesiegel