In Zeiten von Stress und Hektik sind Katzen gefragte Haustiere, die mit ihrem freundlichen Wesen, ihrem sanften Schnurren und ihrer gelassenen Ausstrahlung diese unvergleichliche Atmosphäre der Ruhe und des Friedens in unserem allzu fordernden Alltag zu schaffen imstande sind. Jeden Tag aufs Neue preise ich mich glücklich, diese drei Felsen in der Brandung im chaotischen Meer meines Lebens bei mir zu haben.
Mittwochmorgen. Die Frühstücksteller sind gefüllt. Flori ist wie immer als erster fertig und wirft sehnsüchtige Blicke auf die noch fast vollen Teller seiner Mitkatzen. Lilly schiebt wie üblich jeden Happen Futter erst einmal umher, beschnüffelt ihn von allen Seiten und mümmelt ihn schließlich langsam auf. Flori fängt an, hin- und herzurutschen und kleine Seufzer auszustoßen.
Jeden Tag muss er zweimal diese grausame Qual durchleiden, die heute noch durch den Umstand verschlimmert wird, dass Fritz und Lilly offenbar eine Wette abgeschlossen haben, wer seinen Teller am langsamsten leer essen kann. Unglücklich schielt Flori von Teller zu Teller und beschließt endlich, Lilly beim Vertilgen ihrer Portion behilflich zu sein, womit sie ja offensichtlich vollkommen überfordert ist. Die ritterliche Tat wird ihm nicht gedankt, sondern mit Geschrei und einer Ohrfeige honoriert. Geknickt wendet Flori sich ab und versucht es bei Fritz. Fritz schmeckt es heute nicht so recht, aber das ist noch lange kein Grund, Flori das Essen zu überlassen. Fritz macht kein Geschrei, sondern haut Flori gleich was an die Backen. Flori sitzt eine Weile trostlos da und gibt gepeinigte Laute von sich, die aber auch niemanden dazu animieren, sein Essen mit ihm zu teilen. Obwohl doch grade St. Martin war! Was für eine Welt.
Schließlich zieht Flori Lillys Teller mit der Pfote zu sich heran. Gemeinerweise wird ihm die Beute jedoch vom Personal abgenommen und wieder vor Lillys Füße geschoben, worauf Flori den gleichen Trick nochmal bei Fritz versucht. Mit demselben Ergebnis. Alle haben sich gegen ihn verschworen! Das ist voll gemein. Selbst Fritz würgt sich seine Portion rein, dabei sieht Flori ganz genau, dass ihm schon richtig übel ist. Egoist!
Das Personal sieht leider nicht, dass Fritz schon richtig übel ist. Das Personal sieht nur, dass endlich jeder seinen Teller leer gegessen hat und es nun endlich mit seiner täglichen Routine fortfahren kann: Katzenklos sauber machen, sich selbst sauber machen, die Kaffeemaschine einschalten und die Zeitung rein holen. Vorher noch schnell ins Schlafzimmer, um das Fenster zu öffnen und die Bettwäsche zu lüften. Müde schlurft das Personal in seinen gestrickten Schlappen über den Flauschteppich im Schlafzimmer.
Quagg.
Oh nein.
Das Personal bleibt wie erstarrt stehen. Nein, denkt es. Nein, das werden sie nicht getan haben. Sie werden sich nicht schon wieder ausgerechnet auf den Schlafzimmerteppich übergeben haben. Und du stehst nicht mit deinen winterlichen Strickschlappen mitten drin.
Es dauerte noch eine geraume Weile, bis das Personal seinen Frühstücksteller leer essen konnte. Vorerst mussten ein Teppich und ein Strickschlappen gesäubert werden, während Fels in der Brandung Nr. 1 verzweifelt versuchte, die Verunreinigung auf seine Art zu beseitigen, Fels Nr. 2 sich lautstark darüber aufregte, dass Fels Nr. 1 das Essen weggenommen wurde, und Fels Nr. 3 mit betretener Miene am Bein der Putzfrau klebte und Trost in seinem Unwohlsein erheischte.
An manchen Tagen ist das Personal richtig froh, wenn es endlich in den hektischen Alltag der aushäusigen Berufswelt flüchten kann.
Auch in 08/15-Sessel passen übrigens zwei Katzen. Funktionales Design für jede Lebenslage!
Und vielen Dank nochmal an alle für die rege Anteilnahme am Buchprojekt. Die kleine Lesung gestern ist schon mal gut angekommen und hat dem Tierschutz ein paar Euro eingebracht. Die nächsten Wochenenden werde ich mich mit Korrekturen und Covergestaltung beschäftigen (hier geht es natürlich trotzdem weiter.) Sobald der große Tag da ist, wird es sofort kundgetan!
🙂