@Mietzis Tante: Kurz zu Lillys Geschichte: Sie kam als Kitten zu einer alten Dame - als Gesellschaft, und natürlich in Einzelhaft und Wohnungshaltung. In den ersten fünf Jahren ihres Lebens kannte sie eben nichts anderes. Dann starb ihr Frauchen, und Lilly wurde, da sie sich damals schon nicht von Fremden anfassen ließ, mit der Katzenfalle eingefangen und ins Tierheim gebracht. Dort hat sie extrem dicht gemacht, sich anfangs nur verkrochen und Futter verweigert.
Ich vermute, durch den Verlust ihrer sehr kleinen Welt hat sie einen heftigen Knacks bekommen und das Vertrauen zu Menschen verloren. Sie hat sich auch in den Monaten im Tierheim nicht anfassen lassen, aber mit anderen Katzen Freundschaft geschlossen. Als ich kam, wurde ich gewarnt, ihr nicht zu nahe zu kommen, da sie auch schon mal nach Menschen schlug.
Und dann passierte ein kleines Wunder: Während ich mit einem Kater auf dem Boden saß, kam Lilly plötzlich zu mir, reckte den Hals, schnupperte an meinen Schuhen und warf mir einen langen Blick zu. Selbst zu den Pflegern hatte sie nie Kontakt aufgenommen und galt als unvermittelbar ... das war schon eine kleine Sternstunde in meinem Leben, von einem so verletzten Seelchen ausgesucht zu werden, und ich bin bis heute sehr rührselig bei der Erinnerung an die erste Begegnung mit Lilly.
@Mikesch: Dein GG pflegt aber einen äußerst bedenklichen Umgang mit dem demokratischen Grundgedanken, finde ich! Die Gartenvögel instrumentalisieren, um bei Familienräten die Mehrheit zu stellen – also wirklich! Du solltest dir auch Zwerggarnelen anschaffen, die dann mit abstimmen dürfen.
Demokratie hat eben auch ihre Tücken, nicht nur was das Prinzip der Mehrheitsentscheidung angeht. Auch die Meinungsfreiheit birgt Gefahren. Mein kleiner Ersatz-Neffe beispielsweise hat sich mit noch nicht mal zwei Jahren bereits seine erste eigene Meinung gebildet, und zwar über Gemüse. Gemüse ist bäh, da können die Erwachsenen unter noch so enthusiastischem „Hmmmmm leeeecker Möhrchen!“ den Löffel schwenken. Fleisch ist lecker. Möhrchen geht gar nicht. Und ob Möhrchen, Spinat und Brokkoli gesund sind, das ist dem jungen Herrn in seinem jugendlichen Leichtsinn herzlich egal. Es ist einfach nicht lecker. Punkt.
Ähnlich uneinsichtig sind meine Katzen, was gesunde Ernährung angeht. Auch wenn sie sehr gerne Möhrchen essen. Was jedoch die in Ernährungsthreads führender Katzenforen angepriesenen Futtersorten angeht, da verhalten sie sich genau so widerspenstig wie ein Zweijähriger beim Spinateinlöffeln: Grau ist bäh, und Macs geht gar nicht. Macs ist quasi Gemüse. Zwar stürzt man sich erstmal auf den gefüllten Teller, nach kurzem Reinschaufeln hält man jedoch angewidert inne und wendet sich mit gerümpfter Nase zum Personal um: Iiieeeh, was ist das denn?
Das, so sagt das Personal daraufhin mit ungewohnter Strenge, ist gesund und wird gegessen. Lux gibt es morgen wieder. Heute wird hochwertig und mit allen für die gesunde Katzenentwicklung notwendigen Nährstoffen getafelt.
Nährstoffe. Bäh. Mit deutlich verminderter Inhaliergeschwindigkeit wird weiter gegessen, wobei die Blicke unruhig zum Nachbarteller wandern. Muss der eigentlich auch Gemüse essen? Oder kriegt der vielleicht leckere Bröckchen in Sauce mit lauter köstlichen Geschmacksverstärkern?
Eine Art Reise nach Jerusalem setzt ein, es wird vorsichtig in den Nachbarnapf geschnüffelt und ein Probehäppchen genommen. Äh, pfui Deibel, auch Gemüse! Gerade wird Lillys Napf hoch genommen und unter lautem „Lilly feeiiin Lilly leeecker“ der flüchtenden Diva hinterher getragen. Hoffnungsvoll setzen sich die Kater in Bewegung und folgen der Verheißung. Bestimmt kriegt die diese tollen Hühnerhäppchen in cremiger Sauce mit Thymian und Bratkartoffeln aus dem Drogeriemarkt!
Nach acht Runden um den Couchtisch ist Lilly endlich stehen geblieben und lässt ein wenig Nähe zu. Der Futterteller wird nieder gesetzt, die Diva rümpft die Nase und die Kater machen Gesichter, als hätte man ihnen die Nikolaustüten weggenommen: Was für eine schlechte Welt, in der es „leeecker“ verheißt und dann Nährstoffe regnet!
Unglücklich toffelt man zurück an die eigenen Teller, während Lilly beleidigt ein paar Happen mümmelt. Die schlechte Stimmung hält den ganzen Abend an. Fritz straft Wolldecke und Personalbeine mit Verachtung, Lilly hält auf dem Balkon nach Mäusen in Sahnesauce Ausschau und Flori demonstriert, dass man auch von Macs ganz schlimm und ausdauernd pupsen kann.
Katzen sind weitaus nachtragender als Kleinkinder.
Schon wieder Spinat!!!
Ein kurzer Zwischenstand zum Buchprojekt: Ich bin mit der ersten Korrektur durch und Ende nächster Woche hoffentlich mit der zweiten, und dann geht es an die vertraglichen und technischen Details. Wenn alles läuft wie geplant, lade ich die Datei übernächste Woche hoch. Auf unserer TS-Homepage gibt es übrigens einen Bericht und einen Zeitungsartikel zur Lesung!