Hallo zusammen,
dann will ich mich auch mal zu Wort melden, habe viele Fehler einzugestehen, obwohl ich Katzen nie uninformiert gehalten habe, aber die Katzenbücher die ich einst gelesen habe, sind nach neuesten Erkenntnissen nicht sonderlich gut gewesen.
Als erstes hatte ich einen kleinen Kater, er lief uns im Jahre 2000 zu, als er schätzungsweise ein halbes Jahr alt war. Auf dem Hinterhof unseres Hauses lebten damals massig Katzen, alle schwarz, das lag wahrscheinlich vor allem an dem Altersheim, das dort war, sie wurden dort von den alten Leutchen gefüttert und es wurden immer mehr. Die Katzen waren zudem alle halb wild, ließen sich nicht anfassen und ergriffen die Flucht, wenn man zu nah heran kam. Regelmäßig kamen dann auch Leute vom Tierschutz vorbei, um die Straßenkatzen einzufangen und zu kastrieren. Eines Tages war da aber mein Kater, er fiel auf, denn er war grau getigert, mit weißen Beinen und weißem Bauch und Latz und halb weißem Gesicht. Er war offensichtlich entlaufen oder ausgesetzt worden. Er saß drei Tage lang in unserem großen Kirschbaum. Sobald er herunterwollte, kamen ein paar der schwarzen Katzen und scheuchten ihn wieder hinauf. Der arme kleine Kerl war schon halb verhungert, als ich mein Taschengeld zusammenkratzte und ihm eine Dose Katzenfutter besorgte. Ich stellte mich an den Baum und lockte ihn. Er war so hungrig, dass er vorsichtig und miauend hinunterkam. Er war aber auch zahm. Ich wartete bis er aufgefressen hatte und fütterte ihn fortan. Meine Eltern waren anfangs nicht begeistert, aber der Kleine hatte schnell das ganze Haus für sich eingenommen, er war halt noch klein und er tat allen leid, wie er da so stundenlang auf dem Baum hockte. Nur leider durfte er nicht rein. Bzw. mal durfte er und mal wollten alle Bewohner, dass er sich lieber doch nicht im Hausflur herumtrieb, denn dort hatte er einmal hingepinkelt. Vermutlich war er einfach nicht wieder hinausgekommen. Damit fängt es schon an, er war unser Haustier geworden, hatte aber keinen warmen trockenen Rückzugsort, er lebte halt auf unserem Hof und im Haus gab es für ihn kein Plätzchen im Keller oder so oder ein Katzenklo für den Notfall. Ich baute ihm zum Winter hin aber immerhin mit zwei handwerklich geschickten Freunden eine wetterfeste Hütte, meinen Eltern war alles, was mit dem Kater zu tun hatte, weitestgehend egal. Dann verhielt er sich mit einem Mal ganz merkwürdig. Sonst geschickt im Klettern und Springen, war er mit einem Mal ganz torkelig und er hatte auch Schnupfen. Meine Mutter wollte kein Geld für den Tierarzt ausgeben, aber ich bekam sie schließlich doch überzeugt. Nun ja, er hatte hohes Fieber und noch irgendwas anderes, ich kann mich nicht mehr erinnern. Ich bekam ein Medikament, danach ging es ihm bald besser. Er wurde aber bis dato nicht einmal von uns geimpft oder entwurmt von Kastration ganz zu schweigen - zu teuer sagten meine Eltern. Ich war erst 14, mein ganzes Taschengeld ging schon für Futter drauf, alleine konnte ich es mir auch nicht leisten. Aber so war das damals. Pica (so hieß der kleine Kerl), begleitete mich immer ein Stück zur Schule und saß auch zuverlässig da, wenn ich wiederkam. Nur eines Tages nicht mehr. Ich fand ihn tot und übel zugerichtet am Straßenrand. Er war überfahren worden. Furchtbar. Ich habe eine Woche lang nur geweint. Mein richtiger Vater (ich lebte bei meiner Mutter und meinem Stiefvater) konnte sich das Elend nicht mehr mit ansehen und vereinbarte mit meiner Mutter, dass ich ein Kätzchen von seinem neuen Schwiegervater bekommen sollte.
Das zweite Kapitel in Bezug auf falsche Katzenhaltung begann: Ruby, meine kleine Glückskatze. Der Schwiegervater meines Vaters war ein typischer Bauer aus altertümlichen Verhältnissen. Katzen waren für ihn Nutzviecher, nicht mehr und nicht weniger. Ein Vierteljahr nach Picas Tod nahm er mich mit, ich solle mir ein Kätzchen aussuchen. Sein Schwiegervater zeigte mir fünf Jungtiere, sie hatten noch nicht einmal die Augen auf, aber schon Fell. Ich entschied mich für ein buntes Glückskätzchen. Er legte dieses zu seiner Mutter zurück und verschwand mit den anderen auf einer Schaufel um die Hausecke und auf einmal hörte ich Schläge und Quieken.
😱 Ihr könnt euch sicher denken, was er getan hat.
😡 Ich bin heute noch sehr traurig, wenn ich daran denke.
Ich war richtig verstört, als er mit der leeren Schaufel wieder zurückkam, denn ich konnte eins und eins zusammen zählen und war ja nicht blöd, wenn auch noch sehr jung. Zu jung, um den Mund aufzumachen und ihm die Meinung zu sagen oder ihn anzuzeigen, was ich zwar überlegt hatte, aber ich hab mich dann doch nicht getraut. Ich hatte auch Angst um das übrig gebliebene Kätzchen, das nun ganz allein ohne seine Geschwister aufwachsen musste. Was hätte er mit diesem armen Würmchen angestellt, hätte ich ihm den Tierschutz auf den Hals gehetzt?
Nun ja, als die kleine Ruby sieben Wochen alt war, rief mein Vater plötzlich an, ich müsse sie sofort nehmen, sein Schwiegervater wolle sie nicht mehr da haben, sie habe Durchfall. Ich war abermals schockiert. Ich wusste ja alles mögliche mittlerweile über Katzen, zumindest gesundheitstechnisch ist die Literatur von damals ja nicht so veraltet. Mir war klar, dass die Kleine zu jung zum abgeben war und mir war klar, dass sie höchstwahrscheinlich verwurmt war, eigentlich hätte ich sie nicht nehmen dürfen, denn so unterstützte ich diesen Menschen ja nur in dem, was er tat, aber ich wollte nicht, dass er das Mäuschen auch noch erschlägt oder ersäuft oder was weiß ich, also habe ich es dann doch sofort genommen. Meine Eltern hatte ich mittlerweile auch etwas besser aufgeklärt. Ruby durfte zwar auch nicht in unsere Wohnung, aber wenigstens wurde ihr ein Kellerräumchen als Katzenbehausung gewährt und einegerichtet. Nun stellt euch das aber vor, ein sieben Wochen altes Babykätzchen, fort von seiner Mama, immer ohne Geschwister, allein in einem dunklen Kellerraum mit Durchfall und allem drum und dran. Die arme Kleine hat jämmerlich miaut, sobald ich den Keller verlassen hatte. Sie durfte auch eine Woche später immer raus und die Tür war jederzeit für sie geöffnet als Rückzugsort. Sie blieb auch nicht lange bei uns. Sie wurde uns geklaut, als sie etwa vier Monate alt war von einem alten Mann aus dem Altersheim. Eine Frau hatte ihn dabei beobachtet. Als ich bei besagtem Mann klingelte, um ihn nach dem Verbleib meiner Katze zu fragen, sagte er eilig, er wisse von nichts und schlug mir die Tür vor der Nase zu und achtete gut darauf, diese nicht zu weit zu öffnen. Meine Mutter war gar nicht erst mitgekommen. Die Polizei wollte sie auch nicht rufen. Ein halbes Jahr später sah ich Ruby bei ihm im Fenster sitzen. Zu traurig. Sie hat vermutlich immer ein Einzeldasein fristen müssen. Vielleicht lebt sie ja noch heute, es wäre gut möglich.
Ich könnte noch mehr schreiben, aber das reicht erstmal. Sorry für den Roman. Es tut mir auch heute noch leid, was ich alles falsch gemacht habe