Aha, auch interessant.
Da hast Du natürlich recht. Ich finde aber Zuchten, die unglaublich viele Nachzuchten produzieren (mit Absicht produzieren, weil ich da Herzblut zum Hobby und vor allem den Katzen gegenüber nicht mehr erkennen kann) sowieso abschreckend. Wobei natürlich ein HCM-Ausbruch bei einem 6-jährigen Kater, der ja mehr Würfe zeugt, als eine einzelne Katze in ihrem Zuchtleben (hoffentlich!) haben muss, fatal wäre.
Hier bin ich mir nicht sicher, wie das gehandhabt wird, da würde mich eine Züchter-Meinung interessieren.
(Und irgendwie sind wir jetzt doch eher in Richtung Pro/Kontra Zucht abgerutscht... Ich finde die Diskussion bisher weitgehend sachlich, danke dafür!)
Du fragst nach der Züchter-Meinung:
Meiner Meinung nach geht es in Sachen HCM immer nur um Risikominimierung.
Es kann keine Garantie auf gesunde Kätzchen geben und weder mit Gentests noch durch Schall wird man jemals diese Krankheit völlig ausrotten können.
Wenn man es aber vernünftig anstellt, kann man trotz der eher eingeschränkt effektiven Werkzeuge, die uns zur Verfügung stehen und obwohl die Vererbung der Krankheit durch die Fortpflanzungsbiologie der Katze begünstigt wird, doch einiges erreichen.
Bestes Beispiel ist eben die signifikant höhere HCM-Rate bei zufällig gezeugten Hauskatzen gegenüber Rassekatzen einiger ausgewählter Rassen denen landläufig eine erhöhte Neigung zu HCM nahgesagt wird.
Wenn die Auftretenswahrscheinlichkeit bei Maine Coon nur rd. 2/3 der Auftretenswahrscheinlichkeit bei rasselosen Hauskatzen beträgt, und dies bei den anderen Rassen Britisch Kurzhaar und Ragdoll teilweise erheblich weniger ist, dann ist dies ein Zeichen, dass Züchter wohl einiges richtig machen.
Es ist ganz klar, dass ein einzelner HCM-Schall, am besten im Alter von 1-2 Jahren nur sehr wenig Aussagekraft hat.
Wir (eine Gruppe von Züchtern, die anders denken) sprechen da gerne vom "Alibischall".
Aber: selbst bei diesen einmaligen, sehr frühen Schalls werden doch immer wieder Tiere gefunden, die äußerlich gesund erscheinen.
Es gibt nachweislich Tiere, die bereits mit wenigen Monaten eine milde, moderate oder gar schwere HCM hatten!
Ohne den Schall vor dem ersten Zuchteinsatz wäre mit diesen Tieren gezüchtet worden und sie hätten ihre Anlagen für HCM weitervererbt.
Aber durch den Erstschall vor Zuchteinsatz kann man zumindest die schwersten und am frühesten auftretenden Fälle identifizieren und aus der Zucht ausschließen.
Indem man den Schall dann wiederholt, gewinnt man mit jeder Wiederholung eine größere Sicherheit - leider niemals eine absolute Gewissheit.
Aber ich sage immer, es ist besser, nur 50, 60 oder 70 % Sicherheit zu haben - verglichen mit den 0% Sicherheit, die man hat, wenn man nicht schallt.
Wie bereits erwähnt, erlangt man noch mehr Sicherheit, wenn man nicht nur die einzelne Katze schallt, sondern auch Einblick hat in die Schallbefunde ihrer Eltern, Großeltern, aber auch Tanten, Onkel, Nichten, Neffen, Cousins und Cousinen.
Deshalb ist es wichtig, dass die Züchter nicht nur ihre Katzen vor erste, Zuchteinsatz und dann folgend etwa alle zwei Jahre schallen lassen - sondern auch diese Schallbefunde auf unabhängigen Datenbanken veröffentlichen.
Da gibt es etliche, teilweise auch rassespezifische, aber auch rasseübergreifende wie
http://www.pawpeds.com und
http://gesundheit.mcats.de
Indem man die dort eingetragenen Schallbefunde studiert und Stammbäume HCM-erkrankter Tiere vergleicht, findet man eine Anzahl an Tieren, die in mehreren Stammbäumen auftauchen.
Man kann diese Tiere als Indikatoren ansehen, für eine Neigung, dass in dieser Linie entweder die Veranlagung zu HCM selbst vererbt wird, oder aber jene Umgebungsfaktoren und Gen-Modifikatoren, welche dazu führen, dass in der einen Katze mit HCM-Veranlagung die Krankheit ausbricht - in der anderen Katze aber nicht oder sehr spät und/oder sehr mild.
Ich kann jetzt nur über "meine" Rasse, die Norwegische Waldkatze sprechen, aber dort ist es so, dass es keine Tiere gibt, die nicht irgendwo ein oder mehrere dieser "Indikatoren" im Stammbaum haben.
Nur haben die einen Tiere nur ein einziges Tier im Stammbaum, andere aber mehrere oder ein und denselben "Indikator" öfter; und mache Tiere haben diese "Indikatoren" recht nah - 1 bis 4 Generationen zurück - während sie bei anderen Tieren erst viel weiter hinten im Stammbaum auftauchen.
Verfolgt man nun mit diesem Wissen - und dies ist ein Wissen, dass sich wirklcih jeder aneignen kann aufgrund der öffentlich zugänglichen Datenbankeinträge und Stammbäume - die Meldungen über aktuelle HCM-Fälle in der Szene, so stößt man praktisch immer wieder auf die immer gleichen "Indikatoren" - entweder gehäuft oder sehr nah.
Man muss also eine vierfache Strategie fahren:
Man muss seine Katzen (mehrfach) schallen,
Man muss die Schallbefunde seiner Katzen möglichst zentral veröffentlichen, um die Treffergenauigkeit der Stammbaumanalysen zu erhöhen,
Man muss versuchen, alleine oder in Zusammenarbeit mit anderen Züchtern möglichst lückenlose "Schallketten" über mehrere Generationen aufzubauen und
Man muss versuchen, durch gezielte Verpaarungen möglichst wenige der "Indikatoren" möglichst weit hinten im Stammbaum zu erhalten.
Gleichzeitig muss man noch im Auge behalten, dass man die Rasse nicht durch zu strikte Selektion durch einen genetischen Flaschenhals treibt und ausreichend viele Tiere mit ausreichend unterschiedlicher Abstammung in jeder Generation zur Zucht eingesetzt werden.
Es ist eine sehr herausfordernde Aufgabe, aber es ist möglich, signifikante Verbesserungen zu erzielen und die Auftretenswahrscheinlichkeit weiter zu senken.
Leider gibt es, gerade in der jetzigen Anfangszeit der HCM-Gesundheitsprogramme in vielen Rassen noch ernüchternde Rückschläge, aber ein Züchter der schallt und bei einem Wiederholungsschall feststellt, dass seine Zuchtkatze eine HCM entwickelt hat und infolgedessen nicht nur diese Zuchtkatze aus der Zucht nimmt und besondere Vorsichtsmaßnahmen bei der - sehr eingeschränkten - Zuchtverwendung der nahen Verwandten dieser Katze walten lässt; der sämtliche Besitzer der Nachzuchten und Verwandten seiner Katze informiert - der verdient unseren Respekt und unsere Unterstützung und nicht Häme und Schuldzuweisungen.
Und auch die Unterstützung der Liebhaber und Kittenkäufer - bitte honoriert die Anstrengungen und finanziellen Aufwände die mit der Teilnahme am HCM-Gesundheitsprogramm einhergehen und kauft nicht bei einem Züchter, der sich diesem Programm verweigert.