E
Eloign
Forenprofi
- Mitglied seit
- 29. August 2010
- Beiträge
- 4.609
(Dieser Beitrag basiert auf meinen eigenen Ansichten/Erkenntnissen.
Sollte ich etwas grob falsch dargestellt haben, dann bitte meckern. 😉)
Seit geraumer Zeit hat sich hier im Forum die im Telegrammstil gehaltene "Kein Zucker, kein Getreide"-Lehrformel als allumfassende Antwort auf Ernährungsfragen eingebürgert.
Sie ist nicht grundlegend falsch, aber auch nicht grundlegend richtig.
Ich eröffne diesen Thread, weil mir erst kürzlich wieder aufgefallen ist, wie leicht Neulinge durch so verknappt gehaltene Sätze der Verwirrung anheimfallen oder falsche Entscheidung treffen.
Beginnen wir mit dem elementaren Wissen:
Die Katze ist im Gegensatz zum Menschen ein strikter Carnivore, dessen Verdauungstrakt/Organismus darauf ausgelegt ist, große Fleischmengen und wenig pflanzliche Bestandteile zu verdauen und zu verwerten. In freier Wildbahn nehmen Katzen pflanzliche Bestandteile fast ausschließlich enzymatisch vorverdaut über den Mageninhalt ihrer Beutetiere auf und/oder über das Knabbern an Grashalmen, das dem Herauslösen von Folsäure dient. Der pflanzliche Inhalt in den Beutetieren ist es entsprechend gering und wird von Untersuchungen auf 0-3% geschätzt. Der Organismus der Katze hat sich an diese Beutetiere angepasst und ist wie erwähnt dafür geeignet, große Mengen an Fleisch, aber nur geringe Mengen pflanzlicher Bestandteile zu verwerten. Entsprechend ist eine Ernährung, die auf dem genau umgekehrten Prinzip fußt, für Katzen nicht besonders günstig.
Besonders kritisch gestalten sich für Katzen die sogenannten verdaulichen Kohlenhydrate, die in der Futtermittelanalytik auch als N-freie/stickstofffreie Extrakte (also Nfe) bezeichnet werden. Im Gegensatz zum Menschen sind Katzen nicht auf Kohlenhydrate angewiesen – weder zum Überleben, noch zum Erhalt ihres Blutzuckerspiegels, da sie genügend Energie aus Fetten/Proteinen gewinnen. Da Nfe aber auch in den Beutetieren vorkommen, wäre es ganz und gar ungünstig, wenn die Katze sie überhaupt nicht sinnvoll umsetzen könnte. In einem sehr begrenzten Umfang ist die Katze in der Lage eine gewisse (sehr geringe) Menge von Nfe zu nutzen, ohne, dass eine Gesundheitsgefährdung befürchtet werden muss. Wissenschaftlichen Berichten zu Folge liegt die Verdauungskapazität der Katze für Nfe deutlich unter 25%.
Unverdauliche Kohlenhydrate werden unter dem Begriff Rohfaser zusammengefasst und wirken stimulierend auf die Darmperistaltik. (Sie sind aber nicht mit Ballaststoffen gleichzusetzen.) Wasserunlösliche Fasern können Wasser binden, aus dem Körper schleusen und damit augenscheinlich die Kotqualität verbessern. In großen Mengen (die allerdings kaum in Fertigfuttermitteln zu finden sind) kann daher eine Dehydration begünstigt werden.
Verdauliche Kohlenhydrate spaltet die Katze mithilfe des Bauchspeichelenzyms Amylase zu Glucose, einem Einfachzucker, der zum Energiegewinn herangezogen kann und im folgenden Verlauf zur Leber transportiert wird. Omnivoren wie Menschen besitzen zwei Leberenzyme (nämlich Hexokinase und Glucokinase), um Glucose sinnvoll zu Glykogen, dem "Speicherformat" für überschüssige Glucose weiterzuverarbeiten (Phosphorylierung).
Die Katzen hingegen weist nur ein Leberenzym (Hexokinase) auf, während eine Glucokinaseaktivität praktisch nicht vorhanden ist. Damit ist sie also schlechter als ein Omnivore in der Lage, mit großen Kohlenhydratmengen umzugehen. Im Folgenden gelingt es ihr also kaum, große Glucosemengen zu Glykogen umzuwandeln. Überschüssige Glucosemengen verpuffen aber nicht im Körper, sondern werden als Körperfett eingelagert, dessen Überschuss Ausgangspunkt für zahlreiche Erkrankungen bilden kann.
Zusammenfassend ist es demnach sinnvoll, der Katze so wenig wie möglich verdauliche Kohlenhydrate zuzuführen. Kohlenhydrate sind insbesondere in Getreideprodukten zu finden.
"Kein Getreide" stellt in dieser Hinsicht aber ein viel zu verkürztes Wissen dar. Wie eingangs erläutert, sind Katzen durchaus in der Lage mit geringen Mengen (Ausrufezeichenkolonne) pflanzlicher Bestandteile umzugehen. Das heißt, dass ein gutes Futter durchaus Getreide enthalten kann, solange a.) der Anteil entsprechend gering ist (max. 5%) und b.) genau deklariert ist.
Weiterhin kann "Kein Getreide" zu gefährlichen Trugschlüssen verleiten. Beispielsweise stöbert nun ein Neuling nach erhaltener Forenaufklärung in Internetshops herum und entdeckt ein Katzenfutter mit folgender Deklaration: "95% Sellerie, 5% Fleisch". Außerdem wirbt der Hersteller mit dem Versprechen, dass kein Zucker enthalten sei. Daneben enthält das Futter 0,5% Rohfett und 10% Rohasche. "Aha", denkt sich der Neuling, "kein Zucker, kein Getreide, das muss gut für die Katzen sein."
Ein fataler Fehler.
Denn tückischerweise sind Nfe nicht nur in Getreide, sondern auch in vielen weiteren pflanzlichen Bestandteilen zu finden. Ein strikter Fleischfresser hat nicht nur mit großen Getreidemengen, sondern auch mit großen Pflanzenmengen Probleme. Insofern ist "Kein Getreide" nicht korrekt, vielmehr müsste es "Viel Fleisch, wenig und genau deklarierter Pflanzenanteil" heißen. Und selbst das ist nicht hundertprozentig genau, da u.A. auch das Muskelfleisch-Innereien-Verhältnis in Betracht gezogen werden muss. (Beim Futterbeispiel befinden sich außerdem die Rohfett- und aschewerte in einem kritischen Bereich, der sich langfristig negativ auswirken kann.)
Praktischerweise kann man dank der Weender Analyse den Nfe-Anteil im Futter wie folgt berechnen:
100%-Rohprotein-Rohfett-Rohfaser-Rohasche-Feuchtigkeit = Nfe .
Günstigerweise liegt der Nfe-Anteil unter 5%. (Umrechnung auf Trockensubstanz würde zu weit führen, denke ich.) Zu bedenken ist aber, dass der Nfe-Anteil nicht automatisch auch den gesamten Anteil pflanzlicher Bestandteile im Futter widerspiegelt. Deshalb muss gleichzeitig immer die Deklaration im Blick behalten werden. Der herkömmliche Supermarkt-Duktus spricht von nebulösen, nicht näher deklarierten Begrifflichkeiten wie "Getreide", "pflanzliche Nebenerzeugnisse" oder "pflanzliche Eiweißextrakte". Nur selten oder gar nicht kann der Käufer lesen, was denn das ist und vor allem wie viel davon nun genau im Futter ist. Es sollte folglich immer darauf geachtet werden, dass der Anteil pflanzlicher Bestandteile genau aufgeschlüsselt (beispielsweise "2% Distelöl, 3% Reis" und nicht schlicht "Getreide") ist und gleichzeitig wenig Nfe enthalten sind.
Dies führt zur "Kein Zucker"-Problematik.
Doch was ist mit "Zucker" genau gemeint? Industriezucker? Haushaltszucker? Fruchtzucker? Einfachzucker? Milchzucker?
Im Fertigfutter wird Zucker meistens zugesetzt, um das Futter für den Halter optisch ansprechender zu gestalten. Oft ist er in Form von Karamell enthalten, das beispielsweise die cremige Konsistenz von Bröckchenfutter erzielt. Whiskas nimmt den Käufer ans Händchen und erklärt diesbezüglich wohlmeinend: "Das Auge isst schließlich mit."
Zucker kann versteckt deklariert werden. Beispielsweise wird Zucker/Karamell nicht immer als "Zucker" in der Zusammensetzung angegeben, sondern kann auch als Farbstoff deklariert. Auch "Inulin" ist ein zuckerverschleiernder Begriff, der einen kalorienarmen Zuckerersatz umfasst, der sich angeblich positiv auf die Darmflora auswirken soll und auch als Fettersatz (in der menschlichen Ernährung in Diätjoghurts zu finden) genutzt wird. Die blumig angepriesenen Effekte Inulins auf die Darmflora sind bislang nur bei Paarhufern belegt, die Untersuchungen bei Katzen und Hunden waren in diesen Zusammenhang nicht eindeutig. Setzt man tatsächlich stattfindende positive Effekte des Inulins voraus, dann ist sein primärer Zweck die Verschleierung der geringen Verdaulichkeit der übrigen Inhaltsstoffe.
Obwohl gutes Katzenfutter Zucker nicht enthalten sollte, ist der Einfluss des im Fertigfutter enthaltenen Zuckers aufgrund seiner sehr geringen auf die Entstehung von Krankheiten sehr begrenzt und wirkt sich längst nicht so gewichtig wie ein Nfe-Überschuss aus.
Prinzipiell ist Zucker/Inulin/Karamell aber ein Billigindikator, d.h. anhand seines Vorhandenseins erkennt man oft, dass es sich um Futter mit einer ungünstigen, minderwertigen Zusammensetzung handelt, die künstlich ausgeglichen werden soll.
Zusammenfassend: Gutes, hochwertiges Futter erkennt man nicht automatisch an "Kein Getreide, kein Zucker".
Katzenernährung ist eine vielschichtige, komplexe Angelegenheit, die sich nicht auf vier Wörter reduzieren lässt. Muskelfleisch-NE-Verhältnis, Calcium-Phosphor-Verhältnis, Nfe, Protein- und Fettanteil, Rohasche usw. usf. sind viel entscheidendere Säulen der Ernährung, die unberechtigterweise viel zu oft übersehen werden und mehr Beachtung genießen sollten.
Meine persönlichen, nicht erschöpfenden Idealkriterien für gutes Futter lauten beispielsweise so:
- hoher und genau deklarierter Fleischanteil (nicht "min. 4% Känguru")
- ausgewogenes Muskelfleisch-Nebenerzeugnis-Verhältnis
- keine pflanzlichen Eiweißextrakte
- keine pflanzlichen Nebenerzeugnisse
- geringer und genau deklarierter Pflanzenanteil (nicht schlicht "Getreide", sondern z.B. "5% Quinoa")
- Sortenreinheit ist wünschenswert, aber nicht unbedingt erforderlich
- keine nicht näher genannten "Öle und Fette"
- genaue Deklaration generell
- kein Zucker/Karamell bzw. Inulin
- keine EG-Zusatzstoffe
Immer in Zusammenhang mit der Deklaration zu lesen sind:
- Rohprotein min. 10%
- Rohfett min. 5%
- Rohasche max. 2,0%
- Rohfaser max. 2,0%
- Ca😛-Verhältnis zwischen 1,1:1 und 1,2:1
- Taurinzusatz (Wiki empfiehlt 2000mg pro kg Nafu)
Sollte ich etwas grob falsch dargestellt haben, dann bitte meckern. 😉)
Seit geraumer Zeit hat sich hier im Forum die im Telegrammstil gehaltene "Kein Zucker, kein Getreide"-Lehrformel als allumfassende Antwort auf Ernährungsfragen eingebürgert.
Sie ist nicht grundlegend falsch, aber auch nicht grundlegend richtig.
Ich eröffne diesen Thread, weil mir erst kürzlich wieder aufgefallen ist, wie leicht Neulinge durch so verknappt gehaltene Sätze der Verwirrung anheimfallen oder falsche Entscheidung treffen.
Beginnen wir mit dem elementaren Wissen:
Die Katze ist im Gegensatz zum Menschen ein strikter Carnivore, dessen Verdauungstrakt/Organismus darauf ausgelegt ist, große Fleischmengen und wenig pflanzliche Bestandteile zu verdauen und zu verwerten. In freier Wildbahn nehmen Katzen pflanzliche Bestandteile fast ausschließlich enzymatisch vorverdaut über den Mageninhalt ihrer Beutetiere auf und/oder über das Knabbern an Grashalmen, das dem Herauslösen von Folsäure dient. Der pflanzliche Inhalt in den Beutetieren ist es entsprechend gering und wird von Untersuchungen auf 0-3% geschätzt. Der Organismus der Katze hat sich an diese Beutetiere angepasst und ist wie erwähnt dafür geeignet, große Mengen an Fleisch, aber nur geringe Mengen pflanzlicher Bestandteile zu verwerten. Entsprechend ist eine Ernährung, die auf dem genau umgekehrten Prinzip fußt, für Katzen nicht besonders günstig.
Besonders kritisch gestalten sich für Katzen die sogenannten verdaulichen Kohlenhydrate, die in der Futtermittelanalytik auch als N-freie/stickstofffreie Extrakte (also Nfe) bezeichnet werden. Im Gegensatz zum Menschen sind Katzen nicht auf Kohlenhydrate angewiesen – weder zum Überleben, noch zum Erhalt ihres Blutzuckerspiegels, da sie genügend Energie aus Fetten/Proteinen gewinnen. Da Nfe aber auch in den Beutetieren vorkommen, wäre es ganz und gar ungünstig, wenn die Katze sie überhaupt nicht sinnvoll umsetzen könnte. In einem sehr begrenzten Umfang ist die Katze in der Lage eine gewisse (sehr geringe) Menge von Nfe zu nutzen, ohne, dass eine Gesundheitsgefährdung befürchtet werden muss. Wissenschaftlichen Berichten zu Folge liegt die Verdauungskapazität der Katze für Nfe deutlich unter 25%.
Unverdauliche Kohlenhydrate werden unter dem Begriff Rohfaser zusammengefasst und wirken stimulierend auf die Darmperistaltik. (Sie sind aber nicht mit Ballaststoffen gleichzusetzen.) Wasserunlösliche Fasern können Wasser binden, aus dem Körper schleusen und damit augenscheinlich die Kotqualität verbessern. In großen Mengen (die allerdings kaum in Fertigfuttermitteln zu finden sind) kann daher eine Dehydration begünstigt werden.
Verdauliche Kohlenhydrate spaltet die Katze mithilfe des Bauchspeichelenzyms Amylase zu Glucose, einem Einfachzucker, der zum Energiegewinn herangezogen kann und im folgenden Verlauf zur Leber transportiert wird. Omnivoren wie Menschen besitzen zwei Leberenzyme (nämlich Hexokinase und Glucokinase), um Glucose sinnvoll zu Glykogen, dem "Speicherformat" für überschüssige Glucose weiterzuverarbeiten (Phosphorylierung).
Die Katzen hingegen weist nur ein Leberenzym (Hexokinase) auf, während eine Glucokinaseaktivität praktisch nicht vorhanden ist. Damit ist sie also schlechter als ein Omnivore in der Lage, mit großen Kohlenhydratmengen umzugehen. Im Folgenden gelingt es ihr also kaum, große Glucosemengen zu Glykogen umzuwandeln. Überschüssige Glucosemengen verpuffen aber nicht im Körper, sondern werden als Körperfett eingelagert, dessen Überschuss Ausgangspunkt für zahlreiche Erkrankungen bilden kann.
Zusammenfassend ist es demnach sinnvoll, der Katze so wenig wie möglich verdauliche Kohlenhydrate zuzuführen. Kohlenhydrate sind insbesondere in Getreideprodukten zu finden.
"Kein Getreide" stellt in dieser Hinsicht aber ein viel zu verkürztes Wissen dar. Wie eingangs erläutert, sind Katzen durchaus in der Lage mit geringen Mengen (Ausrufezeichenkolonne) pflanzlicher Bestandteile umzugehen. Das heißt, dass ein gutes Futter durchaus Getreide enthalten kann, solange a.) der Anteil entsprechend gering ist (max. 5%) und b.) genau deklariert ist.
Weiterhin kann "Kein Getreide" zu gefährlichen Trugschlüssen verleiten. Beispielsweise stöbert nun ein Neuling nach erhaltener Forenaufklärung in Internetshops herum und entdeckt ein Katzenfutter mit folgender Deklaration: "95% Sellerie, 5% Fleisch". Außerdem wirbt der Hersteller mit dem Versprechen, dass kein Zucker enthalten sei. Daneben enthält das Futter 0,5% Rohfett und 10% Rohasche. "Aha", denkt sich der Neuling, "kein Zucker, kein Getreide, das muss gut für die Katzen sein."
Ein fataler Fehler.
Denn tückischerweise sind Nfe nicht nur in Getreide, sondern auch in vielen weiteren pflanzlichen Bestandteilen zu finden. Ein strikter Fleischfresser hat nicht nur mit großen Getreidemengen, sondern auch mit großen Pflanzenmengen Probleme. Insofern ist "Kein Getreide" nicht korrekt, vielmehr müsste es "Viel Fleisch, wenig und genau deklarierter Pflanzenanteil" heißen. Und selbst das ist nicht hundertprozentig genau, da u.A. auch das Muskelfleisch-Innereien-Verhältnis in Betracht gezogen werden muss. (Beim Futterbeispiel befinden sich außerdem die Rohfett- und aschewerte in einem kritischen Bereich, der sich langfristig negativ auswirken kann.)
Praktischerweise kann man dank der Weender Analyse den Nfe-Anteil im Futter wie folgt berechnen:
100%-Rohprotein-Rohfett-Rohfaser-Rohasche-Feuchtigkeit = Nfe .
Günstigerweise liegt der Nfe-Anteil unter 5%. (Umrechnung auf Trockensubstanz würde zu weit führen, denke ich.) Zu bedenken ist aber, dass der Nfe-Anteil nicht automatisch auch den gesamten Anteil pflanzlicher Bestandteile im Futter widerspiegelt. Deshalb muss gleichzeitig immer die Deklaration im Blick behalten werden. Der herkömmliche Supermarkt-Duktus spricht von nebulösen, nicht näher deklarierten Begrifflichkeiten wie "Getreide", "pflanzliche Nebenerzeugnisse" oder "pflanzliche Eiweißextrakte". Nur selten oder gar nicht kann der Käufer lesen, was denn das ist und vor allem wie viel davon nun genau im Futter ist. Es sollte folglich immer darauf geachtet werden, dass der Anteil pflanzlicher Bestandteile genau aufgeschlüsselt (beispielsweise "2% Distelöl, 3% Reis" und nicht schlicht "Getreide") ist und gleichzeitig wenig Nfe enthalten sind.
Dies führt zur "Kein Zucker"-Problematik.
Doch was ist mit "Zucker" genau gemeint? Industriezucker? Haushaltszucker? Fruchtzucker? Einfachzucker? Milchzucker?
Im Fertigfutter wird Zucker meistens zugesetzt, um das Futter für den Halter optisch ansprechender zu gestalten. Oft ist er in Form von Karamell enthalten, das beispielsweise die cremige Konsistenz von Bröckchenfutter erzielt. Whiskas nimmt den Käufer ans Händchen und erklärt diesbezüglich wohlmeinend: "Das Auge isst schließlich mit."
Zucker kann versteckt deklariert werden. Beispielsweise wird Zucker/Karamell nicht immer als "Zucker" in der Zusammensetzung angegeben, sondern kann auch als Farbstoff deklariert. Auch "Inulin" ist ein zuckerverschleiernder Begriff, der einen kalorienarmen Zuckerersatz umfasst, der sich angeblich positiv auf die Darmflora auswirken soll und auch als Fettersatz (in der menschlichen Ernährung in Diätjoghurts zu finden) genutzt wird. Die blumig angepriesenen Effekte Inulins auf die Darmflora sind bislang nur bei Paarhufern belegt, die Untersuchungen bei Katzen und Hunden waren in diesen Zusammenhang nicht eindeutig. Setzt man tatsächlich stattfindende positive Effekte des Inulins voraus, dann ist sein primärer Zweck die Verschleierung der geringen Verdaulichkeit der übrigen Inhaltsstoffe.
Obwohl gutes Katzenfutter Zucker nicht enthalten sollte, ist der Einfluss des im Fertigfutter enthaltenen Zuckers aufgrund seiner sehr geringen auf die Entstehung von Krankheiten sehr begrenzt und wirkt sich längst nicht so gewichtig wie ein Nfe-Überschuss aus.
Prinzipiell ist Zucker/Inulin/Karamell aber ein Billigindikator, d.h. anhand seines Vorhandenseins erkennt man oft, dass es sich um Futter mit einer ungünstigen, minderwertigen Zusammensetzung handelt, die künstlich ausgeglichen werden soll.
Zusammenfassend: Gutes, hochwertiges Futter erkennt man nicht automatisch an "Kein Getreide, kein Zucker".
Katzenernährung ist eine vielschichtige, komplexe Angelegenheit, die sich nicht auf vier Wörter reduzieren lässt. Muskelfleisch-NE-Verhältnis, Calcium-Phosphor-Verhältnis, Nfe, Protein- und Fettanteil, Rohasche usw. usf. sind viel entscheidendere Säulen der Ernährung, die unberechtigterweise viel zu oft übersehen werden und mehr Beachtung genießen sollten.
Meine persönlichen, nicht erschöpfenden Idealkriterien für gutes Futter lauten beispielsweise so:
- hoher und genau deklarierter Fleischanteil (nicht "min. 4% Känguru")
- ausgewogenes Muskelfleisch-Nebenerzeugnis-Verhältnis
- keine pflanzlichen Eiweißextrakte
- keine pflanzlichen Nebenerzeugnisse
- geringer und genau deklarierter Pflanzenanteil (nicht schlicht "Getreide", sondern z.B. "5% Quinoa")
- Sortenreinheit ist wünschenswert, aber nicht unbedingt erforderlich
- keine nicht näher genannten "Öle und Fette"
- genaue Deklaration generell
- kein Zucker/Karamell bzw. Inulin
- keine EG-Zusatzstoffe
Immer in Zusammenhang mit der Deklaration zu lesen sind:
- Rohprotein min. 10%
- Rohfett min. 5%
- Rohasche max. 2,0%
- Rohfaser max. 2,0%
- Ca😛-Verhältnis zwischen 1,1:1 und 1,2:1
- Taurinzusatz (Wiki empfiehlt 2000mg pro kg Nafu)