Hallo,
ich kann nachfühlen, wie es dir geht. Mit meiner Peppi ging es mir in den ersten Wochen genauso. Sie war laut, sie war nervig, sie saß ständig auf der Küchenarbeitsplatte, wenn wir in Ruhe essen wollten, oder sprang sogar auf den Esstisch und angelte nach unseren Tellern. Sie schrie mitten in der Nacht rum, ohne erkennbaren Anlass, wohl nur aus Langeweile. Wenn man sie morgens ins Schlafzimmer ließ, stürmte sie sofort zu den Lampenkabeln und nagte an ihnen rum. Es sah alles danach aus, dass sie mit Absicht genau das machte, was uns am meisten auf die Palme bringt.
Ich hab dann auch zu meinem Mann gesagt, dass ich sie nicht lieb haben kann, und dass ich sie, wenn das länger andauern sollte, lieber wieder abgeben würde. Weil sie auch ein Zuhause verdient hat, in dem sie mit ihrer ganzen Art akzeptiert wird.
OK, bei uns war die Situation insofern einfacher, dass wir nicht selber nach einem neuen Zuhause für sie hätten suchen müssen, sondern wir hätten sie an die Tierschutzorganisation zurückgegeben, die sie dann neu vermittelt hätte. Die Leute von der Orga waren zwar auch betroffen, als wir unsere Nöte bei einer Gelegenheit schilderten, aber sie hatten volles Verständnis und haben uns absolut kein schlechtes Gewissen gemacht. Da war die Meinung: Besser man gesteht es sich ehrlich ein, wenn man mit der vermittelten Katze nicht klarkommt, als man versucht es irgendwie durchzuziehen und quält damit nur alle Beteiligten.
Glücklicherweise hat sich Peppis Aufsässigkeit inzwischen fast komplett gelegt. Somit ist auch von Abgabe keine Rede mehr, und ich hab sie fast genauso ins Herz geschlossen wie unseren Kater. Aber wenn es anders gekommen wär, dann hätte ich sie nicht behalten, das hätt ich dann auch nicht mit mir vereinbaren können.
(Woher die Wendung gekommen ist? Sie ist jetzt wohl einfach besser ausgelastet, durch Freigang und durch unseren Hundewelpen, der mittlerweile seine Scheu verloren hat und ständig mit ihr herumtobt. Außerdem war ihre Unruhe wohl auch ein wenig der Eingewöhnungsphase geschuldet.)
Auch wenn die Leute mit dem ultragroßen Herzen jetzt aufschreien - ich finde es menschlich und normal, dass man Probleme hat, ein anstrengendes und nerviges Tier trotzdem zu lieben und ihm offen zu begegnen.
Da ist bei mir auch die eine oder andere Rückkopplung dran schuld: Mein Mann reagierte eigentlich noch genervter als ich auf Peppis Verhalten, und ich bezog seinen Frust auch auf mich, weil ich Peppi schließlich ausgesucht hatte. Der dadurch entstehende Unfrieden im Haus, das angespannte Klima war für mich schwer zu ertragen.
Mein Mann war aber bezeichnenderweise auch gegen eine Abgabe. Er sagte, das würde sich für ihn zu sehr nach "Niederlage" anfühlen. Er hat mir aber die letztendliche Entscheidung überlassen.
Gegenüber deinem Mann ist es ja auch ein Argument, dass du öfter zu Hause bist als er, und daher dem Kater mehr ausgesetzt bist. Und auch sonst hat er dich ernst zu nehmen. Lass es nicht zu, dass er dir für deine Gefühle ein schlechtes Gewissen macht.
Wenn ihr keinen Weg findet, den Kater besser auszulasten und seine unerwünschten Verhaltensweisen abzustellen (mit denen er wahrscheinlich auch, genau wie Peppi, nur Aufmerksamkeit fordert), dann ist eine Abgabe sicherlich das Beste.
Alles Gute für euch 🙂