Jeany,
so viele, der von Dir geschilderten, Erfahrungen, haben mich schlicht an uns und unsere Mia erinnert...:
[...] nachts liegt sie immer auf meinem bauch und shcnurrt und haut mir ganz oft mit der pfote ins gesicht, so dass das dann echt weh tut. [...]
Zwei Wochen bevor wir Mia über eine Anzeige auf der Seite unseres THs gefunden und zu uns geholt hatten, habe ich mir ein Industrial (Ohrknorpel-Piercing mit langer, schmerzhafter Abheilzeit - für die Materienfremden) stechen lassen. Mia kam in der zweiten Nacht an meinen Kopf gekuschelt, leckte mir über das frisch gestochene Ohr, ich lächelte und drückte mich wohlig ins Kissen, freute mich, über ihre Fürsorge ... und sie ... biß zu.
Von da an hatte mein Mann einen nächtlichen Schrei-Wecker. Linkes Ohr, rechtes Ohr, Augenbraue, Nase und Lippe - kein Piercing schien ihr unerreichbar. Schon bald hatte sie mich so weit, daß ich meinen Kopf unter der Decke versteckte, wenn ich auch nur in weiter Ferne ihren Schnurrmotor vernahm. Einmal blieb sie mit der Kralle im Nasenring hängen und auch dieser Schrei war ihr gewiß.
Irgendwann reichten ihr meine Schreie nicht mehr und so ging sie in der zweiten Woche auf das Fußende über, welches ihr einen Wechsel in der Tonlage der Schreie bescherte: mein Mann schrie vor Schmerz nun mit mir im Duett. Wehe dem, der ohne dicke Socken schlafen ging oder es wagte, nachts einen oder beide Füße unter der Decke hervorblitzen zu lassen! Und wenn sich kein Fuß zeigte, konnte sie immer noch mit ausgefahrenen Krallen auf der Bettdecke ein Känguruh imitieren.
Ich wechsele die Bettwäsche jetzt nicht mehr. Sie ist ruiniert und selbst die Versuche, unter Alufolie, einer Rettungsdecke und einer stinkigen Wolke aus Katzenabwehrspray zu schlafen, konnten es nicht verhindern...
Typischer Tag in meinem Leben:
Gegen 12.00 Uhr mittags klingelt das Telefon. Ich hatte bereits drei Spielpausen mit ihr hinter mir und war versucht, einen Moment konzentriert zu arbeiten. Um das Telefonat leichter abzuwickeln, mußte ich ins Bad, mir meine Hände waschen. In dem Moment, indem ich mit dem Telefon in der Hand das Bad betrete, entfleucht mir ein: "Scheiße!" Ich entschuldige mich für die Ausdrucksweise bei meinem Gesprächspartner. Was er nicht sehen konnte, war, daß Mia trotz Beachtung und Spielpausen unbemerkt die Streu eines gesamten KaKlos ausgeräumt und fingerdick im Badezimmer verteilt hatte. Während ich die Streu von meinen Socken klopfe, vernehme ich ein ungewohntes Geräusch aus einem der Kinderzimmer, drehe mich auf dem Absatz um, stürme das Zimmer des Sohns und sehe, wie sich die beiseite geschobene Tagesdecke munter rhythmisch auf und ab bewegt. Unter der Tagesdecke finde ich Mia, die bereits zwei daumengroße Löcher in die Bettwäsche gerissen hat, wenn man von den meterlangen, gezogenen Fäden des Spannbettlackens einmal absieht. Ich entschuldige mich erneut bei meinem Gesprächspartner, halte den Hörer zu, schimpfe mit ihr, setzte sie runter, beweine eine Sekunde Garnitur Nummer 3, ziehe die Tagesdecke gerade und fest, um weiteres Unheil zu vermeiden, als ich das Reißen von Papier aus dem Arbeitszimmer vernehme. Ich haste vom Kinderzimmer in das Arbeitszimmer und finde Mia inmitten Bergen von Verpackungsmaterial. Schön zusammengerollt und weggeräumt sollte dieses Bilder auf dem Versandweg schützen. Jetzt, in Streifen und Schnipsel gerissen, schützt es nur noch die Mülltonne vor gähnender Leere. Ich vereinbare mit meinem Anrufer einen Rückruf zu einem späteren Zeitpunkt, lege auf, rutsche in die Knie bis auf den Boden und fange erst einmal an zu heulen. Den Rest des Tages beschäftige ich mich neben saugen, putzen und aufräumen mit spielen...
Jetzt aber mal zum Hintergrund bevor sie zu uns kam. Vielleicht fällt Dir etwas auf, das auch auf Deine Leyla zutrifft.
Geboren ca. August, angeblich von einem Bauernhof gerettet, auf dem ihre Geschwister alle überfahren wurden. In die Hände einer Familie gekommen, die bereits eine 10 Jahre alte, bisher alleine gehaltene, Katze hatten. Die Räume erschienen mir irgendwie steril, aber vielleicht hatten sie auch extra besonders für uns aufgeräumt?!
Die Altkatze konnte angeblich mit dem jungen Hüpfer nichts anfangen und verbiß die kleine Mia. Da sich einen Monat lang keine Veränderung in der Vergesellschaftung zeigte, wurden Mia und die erste Katze getrennt, jeweils einer der Beiden mußte nun alleine in einem Kellerraum zubringen. Es wurden Zeiten vereinbart, in welchen welche Katze am Familienleben im Wohnzimmer teilhaben durfte.
Nach weiteren drei Wochen stieß ich auf die Anzeige, stellte fest, daß sie genauso schelmisch guckte, wie unser Kater, den wir ein Jahr zuvor geholt hatten, ebenfalls ein Bauernhofskind, und erkundigte mich telefonisch nach ihrem Charakter. Aktiv sollte sie sein, verspielt sollte sie sein, gerne toben und insbesondere Fangspiele sollte sie mögen, denn das liebte der Große. Beide zusammengebracht ließen Interesse füreinander erkennen und so nahmen wir Mia mit nach Hause. Das war am 20. November 2010.
Überraschender Weise lief die Vergesellschaftung der beiden super-unkompliziert: ein bißchen Gegrolle, ein bißchen Gefauche und ein paar Lufthiebe und wir beobachteten sie nach 36 Stunden(!!!) beim Fangen spielen: schön mit Rollenverteilung, wie wir es auch immer mit dem Kater gespielt hatten, mal fing er und mal fing sie.
Was mir in den ersten Tagen auffiel, war, daß Mia ständig mit dem Kopf wackelte, wie hospitalisierte Kinder mit ihrem Körper. Dieses Problem stellte sich jedoch mit der ersten Woche ein. Was sich bisher nicht geändert hat, ist ihre Lautgebung. Sie kann fauchen, knurren, brummen, gackern, glucksen und schnurren - bis hierhin alles normal - aber wenn sie MIAU sagt, kommt immer nur ein MI, allenfalls ein MIA. Vielleicht hat ihr dies auch ihren Namen eingebracht? Wir haben ihn beibehalten, auch wenn sie überhaupt nicht darauf zu hören schien. Alle anderen Namensrufe ignorierte sie jedoch genauso gekonnt, womit es dann auch dabei blieb. Wir machten Test, weil wir in der ersten Woche bereits das Gefühl hatten, daß sie taub sein könne, aber sie hört recht gut, nur scheinbar eben das, was sie hören will. Nun ist sie fast 4 Monate bei uns, durchgeimpft, kastriert und seit eineinhalb Wochen im Freigang, obwohl sich der letzte Faden noch nicht ganz aufgelöst hat, aber es hat sich an ihrem unangemessenen Spielverhalten (eben mal mit den Krallen die Luft zerreißen wollen) nichts geändert.
Ihren Charakter würde ich heute mit hyperaktiv und lernresistent beschreiben. Können Katzen ADHS haben? Gibt es dafür Katzen-Ritalin?
Noch suchen wir nach einem guten Therapeuten (m/w). Verhaltenstherapie für Katzen scheint kein beliebtes Studienfach bei der ATN zu sein...
Liebe Grüße,
Petra