Ach, ich hab mir mal die Doktorarbeit angetan, die Carino oben schon erwähnte, und ein paar Sachen herauskopiert, die mir interessant erschienen. Ahtung, bissi lang... 😳
2.4.4 Protein, Fett und Faserstoffe
Die Aufnahme von tierischem Protein führt zu einem Abfall des Harn-pH- Wertes. Das ist eine Folge der Metabolisierung von Sulfaten aus den schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein, die in tierischem Protein in großen Mengen vertreten sind (Skoch et al., 1991). Trotz der ansäuernden Wirkung des Proteins auf den Harn ist die Bedeutung der Proteinaufnahme in Bezug auf die Auskristallisation von Struvit beziehungsweise deren Verhinderung bisher nicht eindeutig geklärt (Lekcharoensuk et al., 2001). Es liegt eine Studie vor, nach der eine Diät mit erhöhtem Proteingehalt zur Ansäuerung des Harns von Katzen eingesetzt werden kann und so therapeutisch und prophylaktisch bei der Bekämpfung von Struvit Verwendung finden kann (Funaba et al., 2003).
Gleichzeitig wird durch eine hohe Konzentration an Proteinen im Futter die Ausscheidung von Kalzium, Harnsäure und eventuell Oxalat über den Urin erhöht. Daher spielt die Proteinaufnahme eine wichtige Rolle bezogen auf das Risiko der Bildung von Kalziumoxalaten.
2.5.2 Prophylaktische und therapeutische Fütterung
Grundsätzlich ist bei der Futterzusammenstellung zur Vermeidung einer Übersättigung des Harns mit harnpflichtigen Substanzen und damit zur Vermeidung jeglicher Kristallbildung ein hohes Harnvolumen zu erzielen. Es sollten Futtermittel mit einem hohen Gehalt an Feuchtigkeit gefüttert werden. Bei der Verfütterung von Trockenfutter an die Tiere sollte bedacht werden, dass dadurch die aufgenommene Wassermenge geringer als bei Feuchtfutter ist (Seefeldt et al., 1979; Barker et al., 1973).
Auch der Methodik der Fütterung sollte bei der Behandlung oder Vermeidung einer Struvitsteinerkrankung Beachtung geschenkt werden. Die ad libitum- Fütterung hat eine geringere postprandiale Alkalisierung des Harns zur Folge und ist daher zu bevorzugen (Finke et al., 1992; Tarttelin, 1987; Taton et al., 1984).
...Außerdem muss beachtet werden, dass eine starke Absenkung des Harn-pHs durch eine starke Ansäuerung des Futters einigen Studien zufolge eine erhöhte Ausscheidung von Kalzium mit dem Harn herbeiführt, die bis zu einer negativen Kalziumbilanz des Organismus reichen kann. Zum Teil stammt das Kalzium hierbei aus einer vermehrten Freisetzung aus den Knochen zur Pufferung des Blut-pHs und birgt so bei längerem Kalziumverlust die Gefahr einer Osteoporose (Ching et
• Beispiele azidierender Futterzusätze
Um eine Ansäuerung des Harns bei Katzen zu erreichen, stehen unterschiedliche Methoden zur Verfügung, Futter zu diesem Zweck zu modifizieren. In der vorliegenden Studie wurde dieser erwünschte Effekt durch die Zugabe von Kalziumchlorid erreicht.
Kalziumchlorid, mit dem Futter aufgenommen, führt bei Katzen zu einem Absinken des pH-Werts im Harn, obwohl rein rechnerisch gesehen der Basenexzess im Futter dadurch nicht beeinflusst wird (Pastoor et al., 1994; Kienzle et al., 1993). Durch diesen Effekt könnte es zur Bekämpfung einer Struviturolithiasis eingesetzt werden. Über die einzusetzenden Konzentrationen und deren exakte Wirkung auf die Beschaffenheit des Harns und auf den Säure- Basen-Haushalt des Organismus sowie die Möglichkeit, Kalziumchlorid dem Futter als Kalziumträger hinzuzufügen, um damit die Verwendung des alkalisierenden Kalziumkarbonats zu vermeiden, sind bisher wenig Daten bekannt.
Die ansäuernde Wirkung des Kalziumchlorids auf den Harn der Tiere beruht auf der Tatsache, dass mit der Nahrung aufgenommenes Kalzium im Gastrointestinaltrakt nicht in gleicher Höhe absorbiert wird wie Chlorid. Das Chlorid wird in stärkerem Maße aufgenommen (Kienzle et al., 1993). Über den Harn ausgeschiedenes Chlorid reduziert die im Harn vorliegende Bikarbonatkonzentration und hat somit ein Absinken des pH-Werts zur Folge. Gleichzeitig wird durch die Ansäuerung die Ammoniumionenkonzentration im Harn gesteigert. Des weiteren bewirkt die Substitution von Kalziumchlorid durch die erhöhte Aufnahme von Kalzium eine verringerte Phosphorausscheidung mit dem Harn. Die dadurch und durch die Reduktion despH-Werts zusätzlich bedingte verminderte Konzentration an trivalentem Phosphat ist im Vergleich zum Anstieg des Ammoniumgehalts von doppelter Effizienz. Außerdem wird einer Kalziumchloridsubstitution eine geringgradig depressive Wirkung auf die Magnesiumausscheidung über den Harn zugeschrieben, die aber nicht statistisch relevant ist. Auf die Knochendichte wirkt sich Kalziumchlorid positiv aus.
Grund für die prophylaktische und therapeutische Wirkung gegenüber einer Struviturolithiasis durch die Aufnahme von Kalziumchlorid ist demnach die Senkung des Harn-pH-Werts und die damit verbundene Senkung des Aktivitätsprodukts der Struvitkristallbausteine im Harn (Pastoor et al., 1994).
Durch die Zulage von Ammoniumchlorid in einer für den Organismus ungefährlichen Konzentration kann ebenfalls eine Minderung des pH-Werts im Harn von Katzen erreicht werden und so zur Auflösung und Vermeidung von Magnesium-Ammonium-Phosphatsteinen eingesetzt werden. Durch einen hohen Gehalt des Futters an Ammoniumchlorid wird außerdem die postprandiale Alkalisierung des Harns deutlich gemindert (Kienzle et al., 1994). Der azidierende Effekt beruht auf der Metabolisierung des Ammoniumchlorids zu Salzsäure und Harnstoff. In zahlreichen Studien sind die Wirkung und die zu verwendenden Konzentrationen zur Ansäuerung eines Futters mit Ammoniumchlorid untersucht und beschrieben worden (Funaba et al., 2001; Izquierdo et al., 1991; Taton et al., 1984). Die Möglichkeit, Ammoniumchlorid bei Katzen prophylaktisch einzusetzen, ist begrenzt. So wurde nach Aufnahme eines mit Ammoniumchlorid substituierten Futters durch Katzen Diarrhoe und Erbrechen beobachtet. Außerdem kann es durch die Geschmacksveränderung zur Ablehnung des Futters durch die Tiere kommen. Die Ansäuerung auf diesem Weg birgt durch die Metabolisierung zu einer starken Säure für die Tiere die Gefahr der Entwicklung einer metabolischen Azidose. Das ist insbesondere bei Aufnahme von zu hohen Konzentrationen oder bei Aufnahme über einen zu langen Zeitraum der Fall. Ein zusätzlicher, den Einsatz von Ammoniumchlorid begrenzender Faktor, besteht in einer Senkung der Kalzium- und Kaliumbilanz bei länger andauernder Applikation (Ching et al., 1989; Lloyd et al., 1984).
In der Zulage von Methionin besteht eine weitere Möglichkeit, den pH-Wert im Harn von Katzen zu senken. Dieser Effekt beruht auf der Metabolisierung von Methionin zu Schwefelsäure, Pyruvinsäure und Ammoniak. Obwohl Methionin in entsprechender Konzentration zu einer starken Erhöhung des Ammoniumionengehalts im Harn führt, hat es über eine Senkung des Harn-pH- Werts eine depressive Wirkung auf die Konzentration an trivalentem Phosphat. So kann Methionin über eine Senkung des Aktivitätsprodukts von Magnesium- Ammonium-Phosphat bei der Behandlung von Struvitsteinen eingesetzt werden. Beachtet werden muss hierbei, dass eine Methioninsubstitution zum Futter eine
verminderte Nahrungsaufnahme durch die Tiere zur Folge haben kann (Funaba et al., 2001; Lloyd et al., 1984).
Durch einen hohen Proteingehalt im Futter wird durch die Metabolisierung der in tierischem Protein enthaltenen schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein zu Sulfaten ebenfalls eine Senkung des Harn-pH-Wertes bei Katzen erreicht. Begründet auf diesen Effekt und der daraus folgenden Senkung des Aktivitätsprodukts von Struvit ist der Einsatz einer auf den Proteingehalt bezogenen hochdosierten Diät bei der Bekämpfung oder Vermeidung einer Struvitsteinerkrankung möglich (Funaba et al., 2003).
In der Supplementation von Natriumbisulfat besteht eine weitere Option, eine Absenkung des Harn-pH-Werts von Katzen über eine Ansäuerung des Futters zu erreichen. Die säuernde Wirkung beruht auf der Dissoziation des Natriumbisulfat in einer wässrigen Lösung zu Natrium, Sulfat und Wasserstoff. Die Stärke dieser Ansäuerung entspricht in etwa der von Phosphorsäure. Abgesehen davon hat eine Supplementation dieser Art weitere positive Effekte wie beispielsweise eine gesteigerte Schmackhaftigkeit und damit Akzeptanz des Futters für die Katzen. Außerdem reichen bereits relativ geringe Mengen an Natriumbisulfat aus, um die gewünschte Wirkung zu erzielen (Knueven, 2000).
Für die Struvitprophylaxe beziehungsweise Struvittherapie wird ein Phosphorgehalt für Katzenfutter von 5 g/kg Trockensubstanz bis 9 g/kg Trockensubstanz beziehungsweise 5 g/kg Trockensubstanz bis 8 g/kg Trockensubstanz als optimal beschrieben (Allen et al., 2002).
Den Ergebnissen der Studie zufolge eignet sich Kalziumchlorid bereits in geringen Konzentrationen zum Ansäuern des Harns von Katzen. Da sich keine negativen Nebenwirkungen bei den verwendeten Dosierungen beobachten ließen, besteht eventuell die Möglichkeit, Kalziumchlorid in der Prophylaxe von Struvitsteinen effektiv einzusetzen und Kalziumkarbonat als Kalziumträger in Alleinfuttermitteln für Katzen anteilig abzulösen.