Erstmal danke für eure zahlreichen Antworten! Leider hat das mit der "Benachrichtigung bei Antwort" Funktion nicht funktioniert :/
Zu euren Fragen: ich habe etwa 2 Monate mit ihm geübt ihn in die Box zu setzen. Ich übte etwa zwei bis drei Mal am Tag und in sehr kleinen Schritten, die ich täglich wiederhole bis sie sicher klappen. Anfangs habe ich geübt ihm unter den Bauch zu fassen, dann ihn kurz ein paar Zentimeter anzuheben, dann das komplette Hochheben, dann einen Schritt tragen, usw.
Ich habe meine Kätzin vor seien Augen in die Box gesetzt, sie belohnt und wieder raus gehoben (sie hat mit der Box null Probleme, schläft auch oft darin, weil die Box immer offen in der Küche steht). Dann habe ich ihn in die Box gesetzt, Leckechen rein, sofort wieder rausgehoben. Selber rausspringen lassen habe ich ihn nie, damit er nicht lernt, dass er die Situation selber beenden kann. Er wurde immer hinterher ausgiebig mit Leckerchen versorgt und geschmust wenn er wollte.
Freiwillig in der Box sitzen bleibt er jedoch nicht, da muss ich ihn festhalten.
Nach jedem "in die Box setzen" hat er tagelang die Küche gemieden. Daher habe ich den eigentlichen Akt des in die Box setzens nur ein paar Mal geübt.
Ich habe sowohl eine Box, die oben aufgeht, als auch eine, die vorne aufgeht. Die oben aufgehende Box habe ich zum Reinheben benutzt, da hat er aber den Deckel abgebrochen.
Die zum vorne reingehen habe ich anfangs, nachdem er "frei" in der Wohnung rumlief, benutzt, um ihn in die Ecke zu treiben, damit kriege ich ihn allerdings nicht, da er dann darüber springt und wortwörtlich die Wände hochgeht.
Selber schnibbeln trau ich mich nicht. Die Filzknoten liegen direkt an der Haut und ich habe meinen alten Kater einmal böse geschnitten, seitdem gehe ich nicht mehr mit der Schere an Katzen ran.
Rescue Tropfen habe ich noch nicht versucht. Andere Mittel aufgrund seines Kreislaufes auch noch nicht. Es gibt wohl viele Katzen, die auf "richtige Beruhigungstabletten" stark mit dem Kreislauf reagieren. Meine Tierärztin hat mir, aufgrund der Erfahrung mit der letzten Narkose, von jeglicher "Heim-Sedierung" abgeraten.
Ich hatte an dem Tag, als er die Box zerbrach, keine Decke drüber gelegt, da ich die Box nur ein paar Minuten dort stehen lassen wollte, bis ich losfahre. Das war vermutlich blöd von mir. Wäre ich allerdings direkt losgefahren, hätte er sich auf der Straße oder im Auto befreit. Das wäre dann der worst case gewesen.
Ihn mit einer Decke einzufangen habe ich noch nicht versucht, allerdings rennt er auch panisch weg, sobald ich Gegenstände in der Hand habe, oft auch, wenn es der Futternapf ist, auf den er eigentlich wartet. Ich denke auch, ich würde mir das nicht zutrauen. Er hat extreme Kraft und scheut nicht davor, sofort zu beißen. Ich habe aufgrund der Ereignisse, großen Respekt vor ihm und würde ihn nicht noch einmal zwanghaft anfassen.
Nachdem er nichts im Haushalt kannte, weder Waschmaschine, noch Staubsauger, Wasserhahn Geräusche, Teller klappern, etc., gehe ich davon aus, dass er nie in einem richtigen Haushalt gelebt hat. 6 Jahre auf der Straße hätte er allerdings nicht überleben können mit der Filzproblematik. Da er unkastriert war, könnte es sein, dass er vielleicht in irgendeinem Keller als Deckkater gehalten wurde. Das sind aber nur Vermutungen. Er hatte anfangs auch große Angst davor, wenn ich, um meine Hose anzuziehen, das Bein hob. Ich schätze, er wurde mindestens einmal getreten.
Er ist wirklich ein armer Schatz und ich möchte ihm nur ein gutes, sicheres und möglichst stressfreies Leben ermöglichen.
Tatsächlich ist mein Hauptproblem das Einfangen und sicher zum Tierarzt befördern. Beim Tierarzt kann er im Netz (oder Zwangskäfig) vergleichsweise sicher gehändelt werden, wenn er nicht losgelassen wird. Eine Untersuchung ist ohne Narkose allerdings nicht möglich und Scheren auch nicht.
Er muss zwangsläufig in Narkose gelegt werden, die Dosierung des Narkosemittels muss dieses Mal allerdings angepasst werden, so dass er nicht so Schwierigkeiten hat.
Klickern habe ich mit ihm noch nicht versucht. Er mag grundsätzlich viele Leckerchen, er ist aber seit ein paar Wochen so gut wie garnicht mehr aktiv. Er verbringt den ganzen Tag in der Kratzbaumhöhle und frisst nur schlecht. Spielen tut er garnicht mehr und er ist vom Grunde her eine agile und verspielte Katze (er spielt alleine mit Mäuschen und Bällchen, Spielangeln oder Federpuschel findet er gruselig, Laserpointer hat er auch früher gerne gehabt). Man merkt, dass er Schmerzen hat. Er ist lediglich bei der abendlichen Fütterung aktiv, dort kann ich ihn auch anfassen. Wenn ich die Filzknoten berühre, zuckt er und schnappt auch manchmal. Man merkt, dass er starke Schmerzen dort hat.
Ich bin alleine beim Einfangen. Ich habe keine katzenerfahrenen Bekannten in der Nähe, die meisten unerfahrenen Leute haben verstandlicherweise Angst und wollen nicht mit helfen.
Ich habe eine katzenerfahrene Schwester, die wohnt allerdings zwei Stunden entfernt und ist beruflich auch stark eingespannt.
Sie sagte, sie könne mir bei der nächsten Fangaktion versuchen zu helfen. Das ist momentan eine Möglichkeit.
Ich hatte auch schonmal überlegt, ihn mit Decken in die Enge zu treiben. Dort könnte er dann nur schwer drüber springen. Aber ob das klappen würde, weiß ich nicht.
Tatsächlich habt ihr recht, durch dieses Fiasko mit meinem Arm bin ich sehr vorsichtig ihm gegenüber. Ich versuche, nicht ängstlich zu wirken aber wenn ich daran denke, ihn einfangen zu müssen, bricht mir der Schweiß aus und ich kriege Herzrasen. So etwas habe ich noch nie bei einer Katze gehabt und es macht mir echt Sorgen. Ich habe wie gesagt schon seit Jahren Katzen, aber er ist ein komplett neues Level.
Mit Tiertherapie kenne ich mich nicht aus. Ich habe früher einmal bei meinen damaligen Katzen Bachblüten versucht (gehört das dazu?) das half aber nicht. Müsste der Tiertherapeut das Tier nicht sehen, um ihm helfen zu können?
So wie du, Grobi, das schreibst, ist es bei Flo auch. Er titscht wie ein Flummi durch den Raum, wenn ich die Tür schließe oder versuche, ihn in die Ecke zu treiben. Und er kann wirklich gut springen, auch hoch, ist enorm schnell und klettert an der Tapete hoch.
Die Küche ist bei mir der einzige Raum, in dem er keine für mich unerreichbaren Versteckmöglichkeiten hat.
Um ihn allerdings dort rein zu bekommen, muss ich ihn rein tragen. Das traue ich mir nach der Aktion nicht mehr zu.
Ich muss vielleicht auch dazu erwähnen: ich mache mit meinem Kater, außerhalb anstehender Tierarztbesuche, nichts "Böses". Ich zwinge ihn zu nichts, fasse ihn nur an, wenn er es will, ich laufe ihm nicht hinterher, er bekommt viele Leckerchen, um ihn nach dem Anfassen positiv zu bestärken, etc. Es gibt auch Momente, da kann ich ihn aufs Bett heben, er gibt mir Köpfchen, schnurrt und tretelt und lässt sich am Köpfchen kraulen. Aber es gibt eben auch Momente, da rennt er, ohne "Grund" vor mir panisch weg.
Oft wenn er sich schmusen lässt und um meine Beine streicht, flitzt er direkt danach panisch weg, das kann sehr schnell wechseln. Man merkt, dass er oft Angst hat, gegriffen zu werden. Das habe ich bei ihm allerdings noch nie gemacht. Die Male, die ich ihn zum Tierarzt bringen wollte, waren alles Situationen, in denen er auf der Couch oder dem Kratzbaum schlief. Sonst wäre einfaches Hochheben nicht möglich (außer wie gesagt er hat gute Schmuse-Laune. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass das gerade dann ist, wenn der Tierarzt Termin ansteht, ist gleich null). Ich habe ihn dann dort gekrault und hochgehoben, was auch problemlos ging, als ich dann Richtung Küche ging, wurde er dann leicht angespannt (lange getragen zu werden, findet er nicht gut).
Ich danke allen, die sich positiv und helfend an der Diskussion beteiligen. Ich habe schon mit vielen Leuten gesprochen, die mich nach der OP gefragt haben, ob ich ihn direkt habe einschläfern lassen, ihm den Hals umgedreht habe, ich hätte ihn schlagen oder treten sollen, ich solle ihn aussetzen oder sofort abgeben.
Ich muss dazu sagen, er ist mein erstes wildes Tier. Alle Erfahrung die ich mache, habe ich mir selber beigebracht, ich lese viel darüber und versuche die Dinge dann umzusetzen. Aufgrund der Erfahrung, dass ich ihn nicht in die Ecke getrieben bekomme, dachte ich, ihn in die Box zu heben, sei die einzige Alternative. Dies habe ich so vorsichtig wie möglich geübt damit es klappt. Aufgrund der Dringlichkeit des Tierarztbesuches, habe ich allerdings nicht unbegrenzt Zeit gehabt und daher ist es vermutlich auch schief gegangen. Wenn ich vielleicht zwei Jahre mehr Zeit gehabt hätte, hätte das mit dem Hochheben und reinsetzen klappen können.
Ich bin mir sicher, es gibt hier etliche Leute, die schon viel Erfahrung mit wilden Katzen haben und bei denen die Katzen nach kürzerer Zeit händelbar sind. Ich finde aber, das kann man nicht verallgemeinern. Jedes Tier ist unterschiedlich und hat andere Erfahrungen mit Menschen gemacht.
Nachdem er die ersten sechs Monate nur erstarrt in einem Iglu lebte, finde ich, dass es schon ein großer Fortschritt ist, dass er, nach 14 Monaten die er bei mir ist, Streicheln teilweise sogar genießt. Das zeigt mir ja, dass ich es grundsätzlich richtig mache, wie ich mit ihm umgehe.