Seit zwei Wochen lese ich diesen Thread ... lesen, lachen, gruseln, ekeln, schmunzeln ... und immer wieder aufatmen. Denn mein Kater tut das alles niemals nicht. Ein wenig früh weckt er, das stimmt. Aber er zerstört nichts, er kotet und pieselt nicht wild, er fängt keine Mäuse, Vögel oder Fische. Gekotzt hat er auch erst ein einziges Mal - netterweise auf die Wiese vor dem Fenster. Warum also sollte ich dieses perfekte Pelztier aussetzen?
Nun ... seit diesem Sonntag weiß ich's.
Zum ersten meint Monsieur, der ansonsten tagsüber fast stündlich daheim nach dem Rechten sieht, plötzlich von 8 Uhr morgens bis 6 Uhr Abends verschwinden zu dürfen. Da dies nicht dem Muster der letzten Wochen und Monate entsprach, mobilisierte ich die ganze Nachbarschaft, in Kellern und Fluren nachzusehen und war Sonntagabend durch mit den Nerven, als ein gechillt aussehender Kater um die Ecke spazierte. Montags blieb er dann zwar auch verschwunden, als ich ihn gegen 11 Uhr rief, kam aber immerhin bei meiner Rückkehr aus dem Job direkt um die Ecke.
Zum zweiten hat er die dumme Angewohnheit, mich zu stalken (außer Sonntag, wie gesagt). Kaum setze ich die Füsse aus der Haustüre, ist er meist schon da, umschwänzelt mich und begleitet mich zum Rad. Zu Fuß weggehen? Seit Freigang nur noch eine Option, wenn der Herr im Pelz drinnen eingesperrt ist. Doch auch Rad fahren ist nicht frei von Hindernissen - der Herr im Pelz legt sich oft mitten auf den Weg, quasi als Katzenkleber. Heute jedoch sorgte er in seinem Übermut für Adrenalin pur - was auch immer im kätzischen Hirn es auslöste, das Resultat war: Ich lauf nebenher und spring dann mal einfach schräg vor das anfahrende Fahrrad! Ich streifte ihn zum Glück nur leicht, bevor ich noch im Anfahren anhalten konnte. Sofortige Kontrolle ergab gesteigerten Bauchkraulbedarf und keine empfindlichen Stellen. Gottseidank. Doch mit dieser Aktion war er ganz, ganz kurz vor dem Status Fundtier!
Zur Sicherheit setzte ich dann erstmal mich aus respektive um ins Büro. Nur, um bei meiner Rückkehr einen ausgesprochen hungrigen, liebebedürftigen und jetzt seit drei Stunden neben mir schlafenden Kater vorzufinden. Definitiv schadenfrei und mich um den Finger wickelnd.
Die Mäusejagdkarriere meines pelzigen Helden der Nacht ist im übrigen ebenfalls nur noch einen Schritt entfernt. Heute früh spielte Monsieur, der sich Anfang Juni den Nachtfreigang ertrotzte und seitdem auf "König der wilden Wiese" hinarbeitet, vor meinem Schlafzimmerfenster ein Mäuschen tot. Wahrscheinlich Spitzmaus, denn auf Futtertütenrascheln sprang er flugs (ohne Maus) ins Fenster und fraß lieber feine Thunfischfilets.
Definitiv gerne aussetzen möchte ich allerdings den Nachbarkater. Unsere Balkone im EG mit katzenkomfortabler Verkleidungslücke im Eck grenzen direkt aneinander. Beide Kater waren schon einmal "schnuppern" und liessen auch die geöffneten Fenster auf der anderen Seite des Hauses nicht aus. Ich fand also den Nachbarskater bereits auf meinem Balkon und im Wohnzimmer und der netten Nachbarin ging es mit meinem Roomie ebenso, worauf der jeweilige Fremdkater erschrocken den Ort des Geschehens verließ.
Warum ich den Nachbarskater aussetzen möchte? Nun ... er ist nicht nur eine "Kante", sondern zehn oder elf Jahre älter als mein zweijähriger Jungspund, Dauerfaucher, ziemlich misantrophisch veranlagt. Und er mobbt meinen Kater dergestalt, dass dieser nur mit großer Vorsicht "vornherum" nach Hause kommt. Wenn ich frühmorgens nach dem nächtlichen Freigang füttere, muss ich nicht nur den Einstieg am Balkon und die Balkontür schließen, sondern mich selbst davor stellen und quasi die Security für den fressenden Kater geben.
Einziger Hoffnungsschimmer ist die auch nicht gerade zierliche Statur meines Katers, der sich hoffentlich mit der Zeit behaupten kann. Vielleicht wird's ja doch noch eine großartige Katerfreundschaft?