Reisebericht: Moskau-Reise vom 17. - 19. Oktober 2014
Die Erwartungen an die diese Reise waren bei Ludmilla groß. Sie freute sich sehr, denn diesmal würde sie von einer weiteren Person begleitet werden. Schon lange hatte sich Ludmilla eine Reisebegleitung gewünscht. Alex war eine Interessentin für unsere behinderte Lapulja. Als Ludmilla bei Alex die Vorkontrolle durchgeführt hatte erzählte ihr Alex, dass sie sich durchaus vorstellen könne einen Freund für Lapulja aufzunehmen. Ludmilla schlug unseren blinden Slepisch vor, obwohl er noch nicht einmal bei uns auf der Homepage vorgestellt war. Aber von Ludmilla aufgenommene Fotos und Videos von Slepisch haben Alex mehr als überzeugt und sie war vom kleinen Kerlchen hin und weg (so viel sei schon vorweg genommen: Slepisch wurde später von Alex in Jake umbenannt).
Alex hat früher in Russland gearbeitet und schlug vor, dass sie ihre beiden Katzen Lapulja und Slepisch selbst abholt. Ludmilla habe sich sehr gefreut - endlich ein Interessent, der auch zu Lilia nach Hause kommt und die Situation vor Ort sehen kann.
Am meisten hat Ludmilla aber gefallen, dass sie mit Alex zusammen fliegen konnte und dadurch natürlich die doppelte Menge an Gepäck mitnehmen konnte. Zwar musste sie dafür die ganze Nacht vor der Reise packen, aber dafür landeten sie in Moskau mit mind. 85 kg Futter im Gepäck. Dadurch konnten wir diesmal wirklich eine große Menge Nassfutter für Lilias Katzen mitbringen. Die schlaflose Nacht wegen dem Packen hat zwar ziemlich geschlaucht aber die Vorfreude war bei Ludmilla riesig.
Alex ist mit dem Zug pünktlich aus NRW angereist und sie konnten glücklicherweise problemlos einchecken und sind gut in Moskau angekommen. Lilia konnte uns leider, wie schon bei vielen zurückliegenden Reisen, nicht pünktlich vom Flughafen abholen, da sie mit ihrem Auto in einem Super-Stau festsaß und nichts mehr ging. In Moskau muss man wirklich Geduld mitbringen - von 16 bis 21 Uhr gibt es in Moskau fast überall nur Stau und ein Durchkommen ist unmöglich. Ludmilla konnte deshalb mit Alex noch zwei Stunden am Flughafen plaudern. Als Lilia die beiden abholte kam es wie es kommen musste. Auch auf dem Rückweg blieben sie im Stau stecken. Erst gegen 22.00 Uhr kamen sie bei Lilia zu Hause an und Alex konnte Lapulja und Slepisch endlich kennen lernen.
Lilia hat wenige Tage zuvor von einer anderen Tierschützerin aus Lipezk einige behinderte Katzen aufgenommen, unter ihnen war auch ein schwarzes dreibeiniges Katerchen, in das sich Alex sofort verliebt hat. Nach dem Abendessen haben sie aber mit Lilia gemeinsam erstmal die zahlreichen Spenden ausgepackt. Daniel, Lilias Sohn, schlief zu diesem Zeitpunkt schon fest, und so konnte er erst am nächsten Abend seine tollen, schönen (und warmen) Geschenke sehen und darin fotografiert werden. Daniels Freude war grenzenlos – Ludmilla empfand die Situation so, als fühlte sich Daniel so, als ob er in einem Bekleidungsgeschäft wäre, wo er sich einfach alles was ihm gefiel leisten und einfach kaufen konnte. Man merkte sofort, dass er es nicht gewöhnt ist, so viele tolle Sachen auf einmal zu bekommen.
Auch Lilias Katzen haben sich über die zahlreichen Futtergeschenke riesig gefreut, diesmal ist ja die doppelte Menge an Futter mitgekommen.
Was Ludmilla und uns alle an dieser Reise nachträglich traurig stimmt ist, dass unser Rochel und unsere Schuscha zum letzten Mal vor ihrem Tod gesehen und fotografiert wurden. Zu diesem Zeitpunkt hat noch niemand etwas Böses geahnt. Rochel ging es soweit gut und Ludmilla hat ihn extra noch fotografiert. Auch Schuscha war noch gesund. Ludmilla kommen auch heute noch die Tränen, wenn sie sich die Fotos der beiden ansieht. Es macht uns alle sehr traurig, dass Rochel und Schuscha nie ein eigenes Zuhause hatten. Auch wenn Rochel als unser Sorgenkind von Lilia abgöttisch geliebt wurde kann man das Leben auf einer Pflegestelle doch nie mit einer eigenen Familie vergleichen…Rochel starb innerhalb von wenigen Tagen an Leberversagen – seine durch die hepatitische Lipidose geschwächte Leber konnte nicht mehr arbeiten nachdem ihm vom Tierarzt wegen einer Blasenentzündung ein Antibiotikum angeordnet wurde. Schuscha hatte bereits eine liebe Interessentin in Hamburg, doch die Krankheit hat Schuscha schneller getötet als wir sie ausfliegen konnten. Verzeiht uns Schuscha und Rochel, trotz aller unserer Mühe, haben wir es nicht geschafft Euch zu retten!
Zu den positiveren Momenten dieser Reise gehört der Augenblick, in dem Ludmilla unsere Tessa in Lilias Hof eingefangen habe. Es war schon nach 22 Uhr am 18. Oktober als Ludmilla und Lilia mit der Hündin Dina vom Spaziergang zu Lilias Haus zurückkehrten. Ludmilla ist eine Bewegung aufgefallen, doch dadurch, dass es schon ziemlich dunkel war, konnte sie nichts erkennen. Als sie etwas näher kam und ein weißes Lätzchen sah, war klar, dass es sich um eine junge schwarz-weiße Katze handelt. Ludmilla sah Lilia an und fragte sie, ob sie diese Katze aufnehmen kann. Sie wusste, dass Lilia in den letzten Monaten keine neuen jungen Katzen wegen der notwendigen Quarantäne aufnehmen konnte. Doch diesmal hat Lilia zu ihrer großen Freude „Ja“ gesagt. Ludmilla ging ganz vorsichtig zur Katze, damit sie keine Angst vor ihr bekommt und weg läuft - das Kätzchen blieb aber sitzen. Selbst als sie es auf Arm nahm und unter ihre Jacke steckte, gab es keinerlei Befreiungsversuche. Offensichtlich war diese junge Katze sehr froh, dass sie endlich von einem Menschen wahr- und aufgenommen wurde (oder sie war einfach zu entkräftet um überhaupt Widerstand zu leisten). Bei besserem Licht im Fahrstuhl konnten Lilia und Ludmilla die Katze besser sehen. Beide haben darüber gesprochen, dass diese Katze wahrscheinlich dieselbe Katze ist, die sie bei der August-Reise gesehen und fotografiert hatte. Zuhause angekommen hat Tessa ein warmes Plätzchen im Quarantäne-Käfig bekommen und bekam auch sofort ein wenig Nassfutter. Sie aß sehr gierig und zitterte vor Ungeduld oder weil es ihr immer noch kalt war. Als sie endlich satt war, hat Lilia diese Katze begutachtet und anhand des sehr schmutzigen Fells festgestellt, dass Tessa wohl schon eine längere Zeit auf der Straße verbracht hat. Tessas, am Ansatz falsch zusammengewachsener, Schwanz deutete darauf hin, dass Tessa es in ihrem bisherigen Zuhause nicht besonders gut gehabt hat, womöglich wurde sie geschlagen wodurch es zu dieser Verletzung gekommen ist. Kastriert war Tessa selbstverständlich auch nicht - in Russland wäre es fast ein Wunder bei einer ausgesetzten Katze. Im Grunde genommen können wir nur mutmaßen was diese Katze in ihrem kurzen Leben durchlebt hat und trotzdem hat sie die Hoffnung in die Menschen nicht verloren. Als Lilia sie untersuchte hat sie aus Dankbarkeit laut geschnurrt, genau in diesem Moment kam Ludmilla der Rufname Tessa in den Kopf (als Abkürzung von Teresa. Irgendwie musste sie beim Anblick dieser Katze an Mutter Teresa denken, denn trotz allem Bösen, das diese Katze durch Menschen erfahren musste, hat sie uns Menschen verziehen und brachte uns Vertrauen entgegen).
Da Ludmilla diesmal Alex als Reisebegleitung dabei hatte, konnten auf dieser Reise 10 statt der üblichen fünf Katzen ausgeflogen werden. Alex brachte Kerry, Juli, die behinderte Lina, Lapulja und Slepisch/Jake nach Deutschland. Mit Ludmilla flogen Schapa, Kitti, Beljasch und unsere behinderte Sajka (die wirklich sehr lange bis zu ihrer Vermittlung warten musste - lieben Dank an Elke an dieser Stelle dafür, dass sie Sajka eine Chance gegeben hat und ihr ein schönes Zuhause bietet) und Krabbi (Krabbi hatte durch ihre positive Ausstrahlung mehr Glück als Sajka und hatte relativ schnell eine ernsthafte Interessentin). Wir flogen mit Alex faktisch zwar mit 10 Katzen aus Moskau los, aber Alex hatte schon Moses in ihr Herz geschlossen und dachte über seine Aufnahme bei ihr nach und Ludmilla hatte natürlich Tessa in ihr Herz geschlossen. Tessa ist nun ihre Patenkatze, sie fühlt sich für sie verantwortlich - hoffentlich wird Tessa schon bald ein schönes Zuhause finden. So kam es, dass 10 Katzen im Flieger nach Deutschland saßen aber in den Herzen der Beiden kamen noch einmal mindestens zwei weitere Katzen mit.
An dieser Stelle, möchte Ludmilla und wir alle der Organisation „Tiere aus Russland“ uns bei allen Fories, die uns so großartig unterstützt haben ganz herzlich für Euer Vertrauen bedanken. Bitte besucht deshalb auch unseren Beitrag:
Organisation "Tiere aus Russland" - Wir möchten Danke sagen und News!
Ein Reisebericht aus Sicht von Alex wird in Kürze folgen – ebenso wie der Reisebericht für November. Danke für Eure Geduld!
Und hier die Fotos: