Der obligatorische Jahresrückblick…
Was soll ich schreiben? Floskeln mag ich nicht…
Wenn ich auf dieses Jahr zurückblicke, dann stehen da bei mir eigentlich nicht die Pflegis an erster Stelle, sondern mein Privatleben, was mir unendlich viel abverlangt hat – mit überraschendem Ergebnis und Erkenntnissen. Das Leben ist keine gerade Linie und vor allem das, was wir selbst daraus machen. Diese Erkenntnis war mir zwar nicht neu, ist aber der Leitspruch in diesem Jahr für mich gewesen. Wir selbst bestimmen über unser Glück – oder Unglück – und man muß bereit sein die Dinge anzunehmen als das, was sie sind und auch anzugehen, mal unliebsame Entscheidungen treffen und mal auch erkennen, wenn Entscheidungen falsch oder aufgrund neuer Erkenntnisse nicht mehr passend sind. Besser so, als in der Situation zu verharren. Ich kann von mir behaupten, dass ich in diesem Jahr viel gelernt habe und an diesem Jahr gewachsen bin. Dieses Jahr ist so schnell vergangen und kam mir doch aufgrund der Fülle der Ereignisse so lang vor….
Die Pflegis sind Bestandteil meines Alltags und meines Lebens, aber auch wenn viele denken, dass die Katzen mein Leben bestimmen und dominieren, so ist dem nicht so. Sie bestimmen die Alltagsstruktur entscheidend mit, aber sie sind gleichberechtigter Teil des Ganzen – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und während ich hier schreibe spielen die Mietzen im Pflegiraum fangen und flitzen den Cat-Walk rauf und runter – ein vertrautes Geräusch, dass ich trotz all der Arbeit die sie mir machen nicht missen möchte.
Während Anfang des Jahres noch die Mietzen Graven, Cyro, Geza, Gerome, Wenya, Rowdy und den Nachzüglerin Ranija und Suzanna aus der letztjährigen Oderbruch-Fangaktion nach und nach in ihre Zuhause trudelten und die Jungspunde Mischka, Nitja und Levik, fix vermittelt waren, war für mich dann dominierend im Alltag die Leukosegruppe Newton, Ginger, Santor und Matheo, die ich mit Umziehen ja streng separat von den anderen halten mussten. Und während ich mich fragte, ob ich wohl jetzt für ewige Zeiten diesen abgeschlossenen Leukiraum werde haben müßen, trudelten binnen kürzester Zeit tatsächlich Interessenten ein. Das war für mich ein kleines Wunder. Ebenso ein Wunder war, wie Dante und Noralie auf der Autobahnraststätte überlebt haben. Ich war so froh, dass ich auf sie aufmerksam gemacht wurde und sie einfangen und in tolle Zuhauses vermitteln konnte. Auch froh war ich über die Entwicklung und tolle Vermittlung der Übernahmekater Simeon und Jordy, deren Übergabe auf der Autobahn mitten im Vollsperrungs-Stau wohl unvergessen bleiben wird. Unvergessen bleiben wird auch Baxter, dessen plötzlicher Tod bei der Augenlid-Op mich sehr geschockt hat. Auf seinem Grab haben im Herbst schöne Blumen geblüht. Ebenso geschockt hatte mich die Nachricht, dass Liane kurz nach der Vermittlung schwer krank wurde und starb. Bei beiden habe ich falsche Entscheidungen getroffen, habe die Zeichen nicht erkannt... Es tut mir so leid… Lianes Freundin Kassandra hat dafür ein tolles Zuhause bekommen dürfen. Nerven gekostet hat mich dann Kater Kamon, der Anfang des Jahres fix vermittelt war, aber dann im Herbst von dort weiter vermittelt wurde und am Umzugstag im neuen neuen Zuhause entkam, was eine langwierige Suchaktion hervorbrachte – zum Glück mit Happy End. Die meisten Nerven hat mich aber der hübsche Rocco gekostet, der mit seinem anstrengenden Charakter mich und mein Nervenkostüm stark gefordert hatte. Zum Glück mit Happy End – wenn auch über Umwege. Auch ein Happy End gab es für die Sachsen-Anhalter Mietzen Inui, Shanti und Marny. Die Messikatzen Ylvie und Kolja brauchten auch etwas länger bzw. bei Ylvie mit ihrer Freundin Ranija einen Umweg zum Glück, aber manchmal braucht es halt Geduld. Geduld braucht auch die neue Besitzerin des schönen Messikater Bashir, die sie aber hat. Der Rest des Jahres stand dann unter dem Stern der eigenen Fangaktionen in meinem direkten Umfeld. Wie Taris – der eigentlich Mau heißt – zusammen mit dem kleinen Pjeer bei mir im Garten landeten, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Um so mehr freut mich das Happy End für die beiden und die Familie. Ein Geheimnis blieb auch woher die zahme Bakadi kam. Immer wieder für erstaunen sorgt bei mir, wo und wie Katzen in der Lage sind zu überleben. Sei es wie bei Lia und Keona, die an einer Bundesstrasse aufgewachsen sind oder Perron, Lorenzo, Karyna, Namali und Mirace, die an der Autobahnauffahrt, die auch noch seit Jahren Baustelle zur Autobahnerweiterung ist, gelebt und überlebt haben. Dazu Mirace noch mit ihrer Behinderung – das gleicht an ein Wunder und ich bin so froh, sie dort weg zu haben. Dort wo die Falle stand, stehen jetzt die Bagger, das Gebüsch in dem sie sich aufgehalten haben existiert nicht mehr. Ebenso ein Überlebenswunder war Marinka mit ihrer extremen Lippen-Kiefer-Gaumenspalte – eigentlich hätte sie so gar nicht überleben können – doch zum Glück weiß sie das nicht und hat es trotzdem. Genauso wie die Fast-Todes-Kandidaten Kerry, der seine Kastra-OP fast nicht überlebt hätte, Sara, die totgeglaubt und doch – zwar verletzt – aber wie aufgetaucht war oder Kovu, der sogar seine verhungerten Bandwürmer überlebt hat. Und so standen die Wochen und Monate unter dem Stern des aufpäppelns von Katzen, die den Überlebenskampf nicht mehr lange geschafft hätten - wie auch Gizzy mit ihren kaputten Zähnen. Und wenn nicht der Körper verletzt wurde, sondern die Seele, dann braucht es viel Zeit zum heilen – wie bei Yola und wie Taluna, Gino, Haly, und Wassilia sich noch entwickeln wird das nächste Jahr zeigen. Zeca hat seine traumatischen Erlebnisse von der schlimmsten Fangstelle dies Jahr bereits gut verdaut und darf sich nun im neuen Zuhause wieder sammeln. Seine und Kovus Verwandten Vito und Silka müßen das erst noch lernen. Und während Valentin sich darum sehr bemüht, hockt derweil seine Freundin Joseva ganz frisch in der Quarantäne und weiß noch nicht, was das alles bedeuten soll …
Ausgesetzt, misshandelt, vernachlässigt, nicht wahrgenommen - Streuner, ehemalige Hofkatzen, Messikatzen… Der Mensch ist die Ursache für all ihr Leid… ich kann es ihnen nicht nehmen, aber ich kann ihnen einen Neustart ermöglichen, nochmal von vorn anfangen… nicht immer gelingt es, manchmal mache ich Fehler, manchmal ist das Paket, dass sie körperlich oder psychisch tragen müßen zu groß, aber ich will es wenigstens versucht haben…
Ich gebe erst auf, wenn es zu Ende ist, nicht vorher…
In diesem Sinne: auf ein Neues ... im nächsten Jahr…
Und das Paradebeispiel dafür feiert dieses Jahr tatsächlich wieder Silvester mit mir: Öhmchen Brille – die noch immer unverzagt auf wackligen Beinen, aber mit sturer Zielsicherheit ihre Kreise zieht….
Es ist erst Zuende, wenn es Zuende ist…
Und am Ende
beginnt meist ein Neuanfang