Eine neue Geschichte aus dem Regenbogenland:
Im Regenbogenland war ein Jahr vergangen und es hatte wieder viele Neuzugänge gegeben. Da waren die vielen kleinen Katzen, die gestorben waren, bevor sie ein Zuhause kennenlernen konnten. Sie erinnerten sich an einen lauten, stinkenden Ort, an Hunger und Durst und daran, dass jemand sie von diesem Ort wegbrachte, sie fütterte, sich um sie kümmerte und sie in ein weiches Bettchen setzte. Diejenigen, denen etwas mehr Zeit vergönnt gewesen war, erzählten den anderen von Ana, von dem Raum, in dem sie untergebracht gewesen waren und in dem sie mit ihren Freunden gespielt hatten. Aurora, Gelsey, Raissa, Tomas und Dulcinea waren einige von ihnen. Dulcinea hatte sogar schon ein Zuhause gehabt, leider war sie krank geworden und gestorben, bevor sie ihre Familie kennenlernen konnte.
Mistika, die zusammen mit allen ihren Kindern angekommen war, sah ihnen beim Spielen mit ihren Freunden zu und erzählte den Kleinen von den Menschen, von den bösen und von den guten und wie diese versuchten, den Katzen zu helfen.
Ansonsten wurde im Regenbogenland viel gespielt, denn es waren sehr viele Katzenbabys dort. Abedul, Trebol und ihre Schwester Salsa hatten sich mit Copa, Usun und Saga angefreundet. Bobby, die fast zeitgleich mit Copa und Usun angekommen war, freute sich, Dulcinea und Tomas wiederzusehen, auch wenn die drei natürlich traurig waren, dass sie nicht so viel Glück gehabt hatten wie Bailerina, die inzwischen glücklich in ihrem neuen Zuhause lebte.
Papi, dem nur ca. 10 Wochen in seinem Zuhause vergönnt gewesen waren, hatte sich mit Faolán angefreundet. Die beiden Kater saßen oft zusammen oder unternahmen gemeinsame Wanderungen.
Ninita himmelte ihre großen Freunde Leon und Tiyam an. Die drei unterhielten sich oft über ihr Zuhause und schauten in den See, um nachzuschauen, wie es ihren Freunden und ihrem Frauchen ging. Oft gesellte sich auch Buni dazu, die ins gleiche Zuhause gezogen wäre, wenn sie nicht vorher gestorben wäre.
Ein besonders schlimmes Schicksal hatten Fate und Angelo erlitten. Fate hatte mit gebrochenem Rückgrat tagelang in der Perrera aushalten müssen, bis Ana sie dort entdeckte. Ana und der Tierarzt hatten nichts mehr für sie tun können, als sie zu erlösen. So hatte sie in ihrem Leben wenigstens noch einen Akt der Menschlichkeit erfahren. Angelo hatte wochenlang in der staatlichen Perrera ausharren müssen, schlecht bis gar nicht versorgt und dadurch halb verhungert. Bei seiner Rettung war er so entkräftet gewesen, dass er noch beim Tierarzt starb.
Die beiden hatten sich Timi und Triston angefreundet. Sogar Triston saß inzwischen oft am See und schaute, wie die Dinge auf der Erde standen.
Auch wenn es immer noch viel Leid gab und viele Katzen weit vor ihrer natürlichen Zeit ins Regenbogenland gekommen waren, so stellten die Katzen doch eine Veränderung fest. Es gab kaum noch Katzen, die in der Perrera starben und bei den erwachsenen Katzen kam es inzwischen selten vor, dass welche kurz nach ihrer Rettung starben und ins Regenbogenland kamen. Dafür kamen nun öfter Katzen an, die ein Zuhause gefunden hattten und aufgrund von Krankheiten gestorben waren. Papi, Tiyam und Leon gehörten zu diesen Katzen, Frodo war nur ca. ein Jahr in seinem Zuhause vergönnt gewesen (Er hatte sich sehr gefreut, seinen Bruder Finn wiederzusehen und ging nun mit diesem und Emeli auf Entdeckungstour.). Kurz vor Weihnachten erschienen Mika und Sake, deren Familien den Kampf um ihr Leben am gleichen Tag verloren hatten. Cleopatra hatte sogar nur fünf Monate in ihrem Zuhause.
Sie alle erzählten aus ihrem Zuhause und was sie alles erlebt hatten. Die anderen Katzen saßen dann gebannt da und hörten zu. Auch wenn es ihnen im Regenbogenland an nichts mangelte, spürten sie doch eine gewisse Sehnsucht nach einem Zuhause und einem Menschen, für den sie etwas ganz Besonderes waren. Sie wussten, dass es eines Tages ein großes Wiedersehen geben würde, dieser Tag lag aber noch in weiter Ferne. Bis dahin waren die Besuche am See und die Berichte der Neuzugänge eine willkommene Abwechslung im Leben im Regenbogenland.
Mika und Sake, der in seinem neuen Zuhause Ninó genannt wurde, saßen oft am See und unterhielten sich.
"Sie hat mich oft Piepsmaus genannt," sagte Mika und starrte in den See, wo ihr Frauchen gerade Mariluz aus der Gardine pflückte, "weil ich immer nicht abwarten konnte, bis es Futter gab und die ganze Zeit gemaunzt habe."
"Mich haben sie immer Ninóschatzi genannt," sagte Sake.
Beide seufzten und schauten eine Weile schweigend nach unten.
Faolán kam über die Wiese und setzte sich zu ihnen.
"Es ist wieder jemand angekommen," verkündete er. "Maya, hatte zwei Jahre ein Zuhause, jetzt musste sie gehen, Krebs. Es war wohl ziemlich schlimm und nun ging es nicht mehr. Momentan ist sie noch sehr traurig, weil sie ihre Familie verlassen musste. Könnt Ihr vielleicht mal mit ihr reden?"
Da Mika und Sake gerade erst selber die schmerzhafte Trennung von ihrer Familie erlebt hatten, konnten sie Maya natürlich am Besten verstehen und sie vielleicht auch etwas trösten.
"Ja, natürlich," stimmte Mika zu und Sake nickte, "wo ist sie denn?"
"Kommt mit," sagte Faolán, stand auf, drehte sich um und führte die beiden zu Maya.
Diese saß in der Mitte einer Gruppe von Katzen, die sie neugierig beäugten und ihr aufmerksam zuhörten. Faolán bahnte sich einen Weg durch die Menge und stupste Maya mit der Nase an.
"Maya, das hier sind Mika und Sake, sie sind erst seit kurzem hier und haben ihre Familien ebenfalls verlassen müssen."
Maya schaute die beiden aus traurigen Augen an. "Hallo," sagte sie leise.
Mika ging zu ihr und strich zur Begrüßung an ihr entlang. "Hallo Maya," sagte sie. "Komm mit uns," lud sie sie ein. "Wir zeigen Dir den See, darin kannst Du Deine Familie sehen und wir können reden."
Maya folgte ihnen und gemeinsam gingen die drei zum See. Dort saßen sie sehr lange, unterhielten sich über ihr jeweiliges Zuhause, erzählten sich lustige und auch traurige Begebenheiten. Auch wenn Maya noch sehr traurig war, so fühlte sie langsam einen inneren Frieden. Immerhin war sie zwei Jahre ein geliebtes Familienmitglied gewesen und diese Erinnerungen würden sie für immer begleiten. Das war viel mehr, als das, was viele ihrer neuen Freunde hatten.
Auch Mika und Sake waren noch etwas wehmütig, es half ihnen aber, mit den anderen zu sprechen.
Sie schauten wieder in den See und prüften, wie der Stand der Dinge war. Einge Katzen waren gerade vor Weihnachten noch in ihr Zuhause gezogen und fühlten sich schon richtig heimisch. Gleichzeitig hatte Ana für ein Weihnachtswunder gesorgt und vor Weihnachten alle Katzen aus der Perrera geholt. Das Team in Deutschland war auch fleißig gewesen und so waren viele Katzen reserviert und warteten auf den Flug ins Happy End.
Viele Katzen, die früher nie eine Chance gehabt hätten, würden nun in ihr Zuhause ziehen und dort hoffentlich ein langes und glückliches Leben führen. Die drei wünschten ihnen auf jeden Fall von Herzen mehr Zeit, als sie selber gehabt hatten.