Was ich immer schade finde, daß hier im Forum kein Tierarzt mitschreibt. Es wäre schön, mal die andere Seite zu hören.
Ich bin mit zwei Tierärztinnen befreundet, eine ist meine allerliebste Freundin, und wir reden auch viel über Katzen und auch über Behandlungen, denn beide sind ergebene Dienerinnen von feliden Mitbewohnern.
Die eine meinte vorgestern zu mir am Telefon, sie würde sich eigentlich auch gerne in einem Forum anmelden, denn sie fänd den Austausch mit anderen Katzennarren schon sehr schön, würde sich gerne mehr Anregungen für Beschäftigungsspielzeug holen, gerne etwas darüber erfahren, welche Futtersorten im allgemeinen gut ankommen, wo man gutes Fresschen beziehen kann und im Austausch mitlachen und -weinen - aber wenn sie es tut, würde sie sich nicht als TA outen können, denn dazu haben Foren ihren Berufsstand schon zu sehr verschrien. Und sie wüsste nicht, ob sie beim 300. Thread innerhalb weniger Tage mit dem Tenor "egal was der TA macht, es war eh falsch" und "tu dies oder das, das ist die einzig richtige Lösung, dafür muss ich nicht Medizin studiert haben" wenn etwas ganz übel fürs Tier enden kann, wirklich Freude daran hätte.
Die andere arbeitet in einer Tierklinik, und dort wird in Leerlaufzeiten gerne mal in Katzenforen geguckt und der Kopf geschüttelt, wenn es mal wieder heisst "meine Katze erbricht sich, blutet und liegt halbtot in der Ecke" und daraufhin viele gut gemeinte Ratschläge kommen, und an zehnter Stelle erst steht "Fahr zum Tierarzt!" Sie mag diese Foren nicht, weil es für sie ständig ein "gegen Windmühlen kämpfen" wäre.
Wir reden viel über unsere Katzen wenn wir uns treffen, und auch über die gängigen Meinungen über Trockenfutter-Fütterung, Kastration, Antibiotikatherapie, Impfungen und Co., und ich kann nicht feststellen, dass eine TA automatisch gewinnorientiertes Denken dabei mitbringt. Eher im Gegenteil, was hier auch schon geschrieben wird: der Großteil der Tierhalter mag sich gar nicht weiter mit dem Problem des Tieres auseinandersetzen, und will die 50-Wochen-Depot-Wunderspritze - oder begluckt sein Tier dermaßen, dass egal was der TA macht, es nie genug sein wird.
Ich konkretisiere nochmal meine Aussage aus meinem ersten Beitrag in diesem Thread: jeder ist für sich und sein Tier selbst verantwortlich. Wenn ich der Meinung bin, der Arzt macht etwas nicht gut oder lässt andere Lösungswege aus, kann ich ihn darauf ansprechen. Ebenso kann ich andere dafür sensibilisieren. Ich kann aber NICHT erwarten, dass der Tierarzt jeden Klienten fragt "Gehören Sie zu den selbstreflektierten, interessierten Tierhaltern, die sich gerne selbst tiefer in das Krankheitsbild einarbeiten möchten und aufwändigere Lösungsmöglichkeiten in Kauf nehmen?"
Die einfache Frage "Welche Alternativen zu dieser Behandlung gibt es denn noch?" ist jedem, der da tatsächlich dran interessiert ist, durchaus zuzumuten. Wenn der TA dann antwortet "Ähhh... weiß nicht...", kann man daraus die entsprechenden Schlüsse ziehen und sich dem nächsten zuwenden.
Heiler sind keine allwissenden, unfehlbaren Götter sondern Dienstleister. Mit allen Stärken und Schwächen, gutem und schlechtem Service, wie jedes Callcenter und jede Pommesbude auch.
Ich fänd es schön, wenn wir dieses Thema sachlich und losgelöst von persönlichen Befindlichkeiten weiter diskutieren könnten. Es ist überaus unkonstruktiv sich gegenseitig Zitate vor die Füße zu schmeißen und diese auseinander zu pflücken um böse anzufeinden.
Liebe Grüße
Tine