Hallo Luilu92,
erst mal ein Dankeschön, dass Ihr Euch den zwei "Ladenhütern" angenommen habt!
Ich habe fast die selbe Situation, 2 Katzen vom (taubstummen) Animalhoarder, 32 Stück auf 30 qm, 1 Jahr im Tierheim (da waren sie schon 3 und 4 Jahre alt). Sie leben jetzt seit 3 Jahren bei uns und streicheln ist immer noch nicht.
Ich weiß ganz genau, was Du durchmachst und wie Du Dich fühlst. Du machst alles, nimmst jeden Tipp mit und trotzdem rennen Sie vor Dir davon und verstecken sich. Du fühlst Dich mies und denkst, die Katzen passen nicht zu Dir. Vergiss es, die sind überall so
🙂. Es gibt so absolute Härtefälle, da sitzt das Trauma einfach wahnsinnig tief.
Meine habe ich jetzt soweit, dass sie nicht ständig vor mir davonlaufen. Sie liegen bei mir im Bett wenn ich lese. Sie haben nicht dauernd diese riesengroßen Panikaugen. Sie fressen mir Leckerlies aus der Hand (Franzi kann ich sogar manchmal ein bisschen angrabschen dabei
![Pink Heart :pink-heart: :pink-heart:](https://www.katzen-forum.net/images/smilies/bonus/pink-heart.gif)
), sie streichen mir um die Beine wenn's Essen gibt ABER vom Kuscheln sind wir noch Lichtjahre entfernt.
Ich kenne Deinen Frust nur zu gut, man denkt das muss doch irgendwann mal werden. Und dann geht's einen Schritt vorwärts und bumms ist irgendwas und man geht zwei wieder zurück.
Meine Tipps mit Scheuchen sind:
1. Ignorieren, auch wenn es noch so schwer fällt. Schau sie nicht an, wenn Du vorbeigehst, Tu so, als wären sie gar nicht da. Die entspannen sich dann echt
🙂 . Und nicht rumschleichen, mach einfach Dein Ding. Irgendwann merken sie, dass da nix passiert.
2. Wenn Dich mal eine anschaut, blinzeln. JA Blinzeln, so richtig offensichtlich die Augen zukneifen und wieder aufmachen (heißt unter Katzens "ich bin total harmlos". Wenn Du ein Blinzeln zurückbekommst ist das schon ein großer Schritt.
3. Mach Dich klein. Die meisten Sachen (Spielen, Leckerlies...) haben wir im Bett angefangen, erstens bin ich auf Augenhöhe und zweitens sind die gefährlichen Extremitäten unter der Decke. Das Bett ist auch der Ort, an dem sie Euch zuerst beobachten (sollten sie nachts in's Schlafzimmer dürfen, was auch sehr wichtig ist). Da schleichen sie sich rein und gucken sich die komischen 2-beinigen Nacktkatzen mal genauer an.
Gespielt habe ich Anfangs mit Federwedeln, die habe ich unter der Bettdecke durchgeschoben, bis nur noch der Wedel rausguckt (schau zu, dass Du Bettwäsche hast wo's Dir wurscht ist, wenn was kaputt geht ;-)). Das Rascheln animiert sie dann schon irgendwann. Wenn einer reinhüpft, blinzeln! Wenn Du sie anguckst, sind sie gleich wieder weg.
In den anderen Räumen am Boden sitzen, wenn Du Dich mit ihnen beschäftigen willst. Kannst dich auch hinsetzen und Blödsinn quatschen oder was vorlesen.
4. Nicht anfassen, nicht probieren! Das ist das Schwerste von allem, ich weiß, aber die müssen echt selber kommen. Die Geschichte mit dem Wedel von Taskali kann man probieren, wenn sie erst mal relativ entpannt in Wedelreichweite sind. Vorher macht das keinen Sinn.
5. Entspann Dich! Die hassen Dich nicht
🙂, die haben Angst, die sind unsicher, das Fauchen ist auch nur eine Warnung "Du bist mir zu nah!". Blinzeln und weggehen. Ich hab' mich die ersten 1 1/2 Jahre verrückt gemacht, hab' auch gedacht, dass die sich bei mir total unwohl fühlen. Seit ich mir klar gemacht habe, dass ich auch damit leben kann, wenn ich sie nicht streicheln kann ist das auch in winzigen Schritten besser geworden. Ich fühl mich wohl, wenn sie bei mir im Zimmer auf dem Kratzbaum liegen und pennen, das ist schon so ein großer Vertrauensbeweis.
6. Nicht ärgern. Wenn es Dir tierisch auf den Zeiger geht (und ja, das wird es), dass sie wieder mal grundlos wegrennen, geht einfach aus dem Zimmer. Die merken das sofort und können das nicht zuordnen, die wissen nur, dass irgendwas nicht passt.
7. Hilfsmittel: Feliway Stecker sind ganz gut, braucht aber eine Zeit und man weiß erst was er leistet, wenn er leer ist und man hat es nicht gemerkt ;-). Ganz gut soll auch Anxitane S (für Katzen) sein, probiere ich derzeit mit dem Mädel (die frisst sie wie Leckerlies, scheinen ganz gut zu schmecken). Sind jetzt nur aus und ich habe sie noch nicht lange genug gegeben um über eine eventuelle Wirkung zu berichten.
Ich hatte auch mein Leben lang Katzen und gedacht, das krieg ich schon hin mit den Scheuchis. Aber auch für mich war es mitunter sehr schwer, die beiden nicht anfassen zu können. Ich weiß nicht, ob's noch was wird, aber ich habe mich inzwischen damit abgefunden, wenn's nie klappt.
Allerdings ist bei uns aus anderen Gründen (Kater/Katze Problem, hab' ein Pärchen) ein sehr zutraulicher Kater als Raufkumpel für Franz eingezogen. Die Zwei waren nach kürzester Zeit ein Herz und eine Seele und Sissi ist vor Raufattacken sicher. Der Mestan ist so eine Schmusebacke und nachdem er ständig mit dem Scheukater abhängt tut sich bei dem auch ein bisschen was. Da hab' ich jetzt echt wieder Hoffnung, dass der Franzi uns Menschen gegenüber doch noch so richtig auftaut
😊. Von einem Zutraulichkatz gucken sich die Scheumietzen doch eher was ab. Mal sehen, bin sehr zuversichtlich.
Ich wünsche Euch echt von Herzen alles Gute mit den Beiden, Geduld und Durchhaltevermögen. Auch wenn man sie nicht streicheln kann, geht einem doch das Herz mit jedem kleinen Schrittchen auf, dass die beiden machen. Und ich möchte sie nicht missen! Möge es bei Euch nicht so lange dauern wie bei uns
🙂