Am ruritanischen Hofe geht es grundsätzlich auch gesittet zu, wobei katz aber immer bedenken muss, dass das Personal sich nicht zu schade ist, regelmäßig auch Gift zu servieren.
Der Kammerherr (ggf. auch als Hofnarr im Dienst ^^) frisst manierlich, aber mit großer Wonne alles, was reinpasst, und gern auch noch mal ein bisschen mehr. Daher gibt es in unregelmäßigen Abständen auch Rückwärtskauen, und dann wird es unmanierlich. Denn nach einem wohldosierten zeitlichen Abstand (schon aus Gründen des Anstandes, offensichtlich), wird zum nicht unerheblichen Abscheu und Schrecken des Personals das Rückwärtsgekaute wieder eingefahren. So unter uns Staubsaugern. *örks*
Offenbar gibt es Futter, das so lecker ist, dass katz es zweimal fressen muss. Wohl bekomm´s! *grusel*
Die Hofdame begrüßt das Futter freudig erregt, wie sie alles begrüßt: mit spitzen kleinen Schreien in Sopranstimmlage. Sie freut sich über das Futter genauso wie über die Fliege an der Wand und jeden kleinen Sonnenstrahl, so selten im Sommer.....
😀
Fressen ist allerdings ein anderes Thema, weil ja das fiese Personal immer wieder mal Gift unter das gute Futter mischt. Daher muss die Hofdame immer erstmal gründlich alles abschnuppern und auch Unbekanntes oder potentiell Giftiges zurückweisen.
Sie verlangt dann mit kräftiger Stimme und mit reichlich Nachdruck anderes Futter, und zwar subito. Stimmlage: energischer Alt.
Genauso erinnert die Hofdame das Personal an seine vielfältigen Versäumnisse, wenn die Nahrung ausgegangen ist. Dies ist allerdings oft dann schon der Fall, wenn katz stellenweise den Boden des Napfes sehen kann. Es besteht akute Gefahr des Hungertodes für die Ruritanier!
Wenn der Hofstaat vorgekostet hat, schreitet Ihre Pfotigkeit zu Napfe. Die Pfotige ist eine gute Landesmutter und lässt ihren Untertanen deren Teil, aber sie bestimmt letztlich, was gutes Futter ist und was nicht. Sie ist daher die Einzige, die scharren darf, und das tut sie auch reichlich, wenn etwas nicht passt.
Wenn die Hofdame mit ihrem schönen Alt nicht durchzudringen vermag, erhebt die Erbprinzessin ihre lieblich raue Siamesenstimme und befiehlt in barschem Ton, dass das Personal sogleich neue Atzung bereitzustellen habe. Alles stehen und liegen und fallenzulassen und zum Futterschranke zu eilen.
Dem Personal fallen dabei regelmäßig auch die Ohren ab, da die Siamesenstimme auch die Dezibelzahl eines Nebelhorns umfasst..... *hust*
In dieser Situation hilft nur, die Befehle Ihrer Pfotigkeit unverzüglich zu befolgen und eine der Pfotigen genehme Dose zu öffnen.
Auch hier kann es dann zu einer Wiederholung des Nebelhorns kommen, wenn die Dose doch nicht genehm war (was genehm ist, beschließen Ihre Garstigkeit erst dann, wenn der Napf vor Dero hochnäsiger Langnase steht). In solchen Fällen wird auch vor dem Verzehr gescharrt und weggegangen.
Ggf. stürzt sich dann der hungrige Hofstaat auf das verschmähte Mahl, woraufhin sogleich wieder das Nebelhorn ertönt, weil natürlich auch der Hofstaat zu verschmähen und zu hungern hat. Was zumindest der gefräßige Kammerherr unterlässt.
Die Manieren beim Speisen an sich sind höfisch, auch wenn hier und da ein Brocken daneben gehen mag. In solchen Fällen betätigt sich der Kammerherr gern als Staubsauger, aber auch die Pfotige wurde schon gesichtet, wie sie eigenzüngig den äußeren Rand des Futtertellerchens abschleckte und sorgfältig etwa vorhandene Bröckchen dem erbprinzesslichen Magen einverleibte.
Ander sieht es bei den regelmäßigen Leckerlirunden aus, wenn der Kammerherr mit der Anmut eines wildgewordenen Walrosses auf die Leckerli zustürzt und wie eine bekrallte Dampfwalze alles niedermangelt, was zwischen ihm und den Leckerli stehen mag. Auch die Pfotige!
Es ertönet wieder das Nebelhorn und ein gewaltiges, verärgertes Fauchen, das den Kammerherrn zur Räson bringt. Oder auch nicht.
Aus diesen Gründen ist das Personal angewiesen worden, den Kammerherrn dann und wann gesondert zu versorgen (anderenortes, etwa im Kinderzimmer), damit die Damen in eleganter Ruhe und Dezenz speisen können. In solchen Fällen werden die Leckerlibröckchen mit zierlicher Kralle aufgesammelt und dem Mäulchen zugeführt oder direkt mit zarter Zunge aufgeschleckt.
Und wenn das Personal so gar nicht spuren und das Volk mit dem Lebensnotwendigen ausstatten will, erhebt sich die Eilige Zweifaltigkeit und begeht wieder einen Einbruch. Dies ist vorrangig dann der Fall, wenn das Personal sich standhaft weigert, die erbprinzesslichen Schatzkammern zu öffnen und mehr Leckerli auszuteilen.
In diesen Fällen bearbeitet die Hofdame die Schiebetür des Leckerlischrankes, und der Kammerherr klettert in das betreffende Regalfach, um ein Tütchen aufzuklauben. Auch die Hofdame wurde schon beim Klauben ertappt, derweil der Kammerherr unten stand und auf den Fall des Tütchens wartete.
Ist das Tütchen unten, verwandelt sich der Kammerherr in den berüchtigten Verbrecher, den Schlitzer, und schlitzt das Tütchen mit scharfer Zeigefingerkralle auf.
Das Ergebnis solcher Einbrüche ist meist, dass der Schlitzer eine Runde reihern geht, um die überzähligen Leckerli wieder dem allgemeinen Kreislauf zuzuführen (s. o.), während die Damen das Tütchen nach etwa übriggebliebenen Bröckchen durchsuchen....
.... und dann ertönt zur Abwechslung wieder das erbprinzessliche Nebelhorn....
😉