Ich kann mir nicht vorstellen, daß man in den Tierheimen keine Katzen zwischen 6 und 12 Monaten findet, denn dank Corona sind die Tierheime doch voll mit Katzenkindern von all den unkastriert verkauften Katzen.
Allerdings wird eine Zusammenführung nicht ganz einfach, wenn die Altkatze mit 8 Monaten noch immer nicht kastriert ist, wahrscheinlich schon potent ist und somit als Revierinhaber so richtig den Rambo-Platzhirsch dem Eindringling gegenüber herauskehren wird, da kastrierte Tiere nun mal in der Rangordnung tiefer stehen. Und mit 6 bis 12 Monaten dürfte es schwer werden, im TH eine unkastrierte Katze zu bekommen, denn das spricht von großer Verantwortungslosigkeit.
Besonders im nicht deutschsprachigen Raum. Ich schick Dir zur Frühkastration mal
@Rickie her. Die hat wirklich Erfahrung auf dem Gebiet.
Ich hatte lange überlegt, ob ich was dazu schreibe da ich es eher als verlorene Zeit betrachte, schreibe aber dennoch mal, wie ich die Dinge aus meiner Sicht sehe. Und schicke mal voraus, daß ich erst seit 2014 in D lebe und seit dieser Zeit hier in einem TH helfe. Davor lebte ich lange im Ausland, wo ich in einem Auffangheim für Streuner half, also dort auch mein Handwerk gelernt habe.
Daß Katzen erst mit 6 bis 10 Monaten potent werden, stimmte an sich, liegt aber schon 50 bis 100 Jahre zurück. Aus der Zeit stammt wohl auch die Meinung, daß Katzen mindestens einmal Kleine haben sollten oder einmal rollig gewesen sein sollten.
In den letzten 50 bis 60 Jahren hat sich der Eintritt der Geschlechtsreife bei Katzen drastisch nach vorn verschoben und liegt jetzt im Schnitt zwischen vier bis 6 Monate. Gründe dafür sind die ständige Verfügbarkeit von Futter, Wärme und Licht, sowohl für Rassekatzen als auch wegen der Urbanisierung für Straßenkatzen und Streuner.
Leider hat die Entwicklung der Ausbildung der Tierärzte nicht mit der Entwicklung der Katzen als Kulturfolger Schritt gehalten, zumindest, was den deutschsprachigen Raum und einige andere Länder betrifft. In Nord- und Südamerika sowohl generell im englischsprachigen Raum sieht das anders aus, weil da das TA-Studium komplett anders strukturiert und vom ersten Tage an in Klein- und Großtiere unterteilt und auch auf einem moderneren Stand ist. In diesen Erdteilen und Ländern ist Frühkastra, also die Kastra definitiv vor Eintritt der Geschlechtsreife, eine gängige Praxis. Als Grenze werden um die 12 Wochen festgelegt.
Leider muß ich aus eigener Erfahrung sagen, daß ich doch sehr viele Katzen gesehen habe, die mit 4 einhalb bis 5 Monaten schon trächtig waren oder Gebärmutterauffälligkeiten aufwiesen. Beides überlebt eine Katze oft nicht (lange) und ist von der Natur auch so nicht vorgesehen; Kulturfolger sind nicht immer unbedingt im absoluten Vorteil gegenüber der selbstlaufenden Natur.
Frühkastra hat den Vorteil, daß man bereits erwähnte Gesundheitsrisiken (bohemian muse) vermeidet. Ebenso bedarf es keiner zweimaligen Hormonumstellung. Das Unterhautfettgewebe ist noch nicht ausgeprägt, also heilt die Wunde ratzbatz. Die Narkose ist nach 15 bis 30 Minuten gegessen. Außerdem würde ich bei jeder Katze, die 5 Monate oder älter ist, und bei jeder Katze, die jünger als 5 Monate ist, aber bereits rollig war, unbedingt die Gebärmutter mit entfernen, bei Frühkastra dagegen brauchen nur die vergleichsweise winzigen Eierstöcke entfernt werden (mal nebenbei, Frettchen sterben meistens schon nach der ersten ungedeckten Ranzigkeit).
Man mag mir zugestehen, daß ich natürlich nach einigen Tausend Kastras, wo ich mithelfen durfte, und bei etlichen Katzen, die ich danach betreut habe, auf die Tierärzte vertraue, bei denen ich helfen und lernen durfte. Zumal bei jeder Kastra-Aktion Tiere jeder Altersgruppe dabei waren (die Größenordnung belief sich immer auf um die 300 Tiere), man somit also einen guten Direktvergleich hatte, was besser und schonender ist.
Würde ich Waisenbabys oder eine trächtige Katze aus dem Tierheim aufnehmen, würde ich definitiv die Kleinen mit 10 Wochen erstmals impfen lassen, mit 12 Wochen Kastra, mit 14 Wochen die 2. Impfung und mit 16 Wochen vermitteln. Vorausgesetzt, es gibt keine gesundheitlichen Probleme, dann muß man einfach flexibel sein.
TE, ich wünsche dir viel Erfolg beim Finden der passenden Katze und der Zusammenführung.