Weder erhebe ich den Zeigefinger noch werfe ich irgendwas vor. Ich halte aber gern den Spiegel auf daß so mancher sich seinen eigenen moralischen Zeigefinger mal genauer ansehen kann 😉
Ich denke auch es ist leicht anderen Inkonsequenz vorzu"zeigen", wenn man selbst sich mit manchen Dingen einfach gar nicht befasst.
Und da ist wieder die Frage: Wenn ein Veganer seine Katzen vegan ernährt, erhebt er dann den Zeigefinger automatisch gegen seine Mitmenschen oder fühlen sich die Mitmneschen nur "moralisch gezeigefingert" (wenn es nicht um Vorwürfe oder Ermahnung geht) durch diese bloße Tatsache, dass jemand anders handelt als sie selbst?
(Das erinnert mich schwer an etwa jede Situation, in der ich in einem Gespräch völlig wertfrei gesagt habe, dass ich Veganerin bin. Da kommt von meinem Gegenüber zu 99% Aussagen wie "Ich esse auc nur ganz wenig Fleisch", "Ich kaufe nur frisch beim Metzger", "Die MAssentierhaltung ist wirklich ganz schlimm, darum kaufe ich nur Eier aus Freilandhaltung" (als wenn Freilandhaltung nicht auch Massenhaltung wäre), "Ich koche auch gerne ab und an vegetarisch", ich könnte da noch unzählige unaufgeforderte Rechtfertigungsaussagen einfügen - und dabei hatte ich nur z.B. auf die Frage geantwortet, warum ich denn nicht in die Mensa mitkommen will, weil ich da schlicht fast nichts zu essen bekomme.)
Man kann letzendlich nicht 100% vegan leben und jeder, auch Veganer, können nicht jedes Leid verhindern, das durch ihre bloße Existenz entsteht.
Aber nur, weil es nicht bis in die letzte Konsequenz in allen Bereichen gelebt werden kann (oder will), ist es deswegen falsch, zumindest ein Stück weit diesen Weg einzuschlagen?
Zu den Haustieren "zum eigenen Vergnügen" hatte ich schon mehrfach geschrieben und Beispiele genannt und ich wiederhole mich auch gerne in diesem Thema:
Wenn die Halter-Haustier-Beziehung beiden Seiten Vorteile bringt, die Nachteile aufwiegt, was ist daran schlecht?
Katzen, gerade Freigänger sind doch ein wunderbares Beispiel (hier wurde u.a. auch schon von vegan ernährten Freigängern gesprochen). Freigänger könnten jederzeit gehen, sich anderen Menschen anschließen, wild leben - aber das tun sie in der Regel nicht. Also zeigen diese Freigänger doch, dass ihnen Vorteile aus dieser Beziehung entstehen müssen und sie diese den Alternativen vorziehen.
Ich war lange mit Straßenpunks unterwegs. Einige Davon hatten Ratten, die mehr oder weniger auf ihnen gelebt haben. Käfige usw. gab es nicht, weil die Straßenkids meist nur das besitzen, was sie mit sich herumtragen. Diese Ratten hätten jederzeit, z.B. auch nachts, wenn die "Besitzer" im Freien geschlafen haben, einfach weglaufen können. Auch hier: das tun sie in der Regel nicht.
Die Freigänger und Ratten bleiben auch "zum eigenen Vergnügen" bei ihren "Haltern".