Ich glaube nicht, dass man pauschal sagen kann, dass Freigänger untereinander sich draußen nicht auch freundschaftlich verhalten.
Sie tun es halt nicht bei jeder anderen Katze und nicht in jeder Situation. So wie sich auch nicht jede Wohnungskatze mit jeder anderen Katze verträgt und es auch zwischen den besten Freunden mal Spannungen geben kann, nur kann sie es sich da halt nicht aussuchen und wenn man sich dann gar nicht arrangieren kann wird es blöd. Weshalb da die Passung halt echt wichtig ist.
Unsere Freigänger hatten immer ihre Kumpels und ihre Feinde, wobei auch die Kumpels mal konkurrieren konnten. Ein Kater meines Bruders hat sogar mal eine junge Nachbarskatze "adoptiert" und immer zum fressen vorbeigebracht und sie dann bewacht, während sie gefressen hat, damit sie auch ja nicht gestört wird. Danach hat er sie wieder nach Hause gebracht. Der hatte einfach einen Narren an der Kleinen gefressen und sie war immer ein bisschen hungrig, weil sie in ihrer Gruppe zuhause auch eher der "Opfertyp" war und deshalb öfter allein rum strolchte und er sie dann aufsammelte.
Die beiden Freigänger einer Nachbarin (so eine Art Verwandte) von uns (Katze und Kater) waren sogar so sozial, dass sie unsere Katzen in die Wohnung gelassen haben und dort dann einträchtig mit denen rum lagen, sie aus ihrem Napf haben fressen lassen etc..
Und man sah auch immer mal die Katzen gemeinsam in der Sonne liegen bei irgendwem oder sie jagten sich spielerisch, obwohl sie nicht in einem Haushalt lebten etc..
Und hier kam ganz am Anfang auch immer ein noch recht junger Kater vorbei, der meiner Katze gegenüber sehr freundlich und sozial eingestellt war und sie ihm gegenüber auch. Die haben sich nach anfänglicher "Beobachtungsphase" (die aber auch friedlich war) gegenseitig in der offenen Tür beschnuppert und sind dann gemeinsam raus ohne dass es irgendein Geschrei gegeben hätte draußen.
Entscheidend dürfte auch da die Passung sein und wie stark um Ressourcen konkurriert werden muss um zu überleben.
So wird ein dominant veranlagtes Tier auch draußen eher versuchen andere Tiere zu dominieren und ein eher sozial veranlagtes oder unterlegenes wird sich eher arrangieren.
Die Katzen sind ja in dem Sinne nicht "anders" draußen, sie haben nur mehr Platz zur Verfügung um ihre Bedürfnisse und ihre Art auszuleben und können stärker auswählen und sie können sich auch eher selbstständig "beschäftigen", brauchen also auch nicht so viel "Anregung" durch ihre Artgenossen.
Dass sie sich mit den Katzen mit denen sie zusammenleben "müssen", wenn sie ihre Ressourcen behalten wollen, eher arrangieren als mit Katzen auf die sie nicht angewiesen sind finde ich nur logisch. Aber das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass sie sich nicht auch draußen sozial und freundschaftlich verhalten können, wenn sie keine Angst vor der anderen Katze haben müssen.
Letztlich geht es ja darum, dass die Katzen einander vertrauen können, dass ist wichtig für sie und nur dann werden sie sich auch freundschaftlich begegnen. Egal ob in der Wohnung oder draußen.
Ein ängstliches Tier das mit einem dominanten/es mobbenden Tier zusammenwohnen muss leidet ja in erster Linie, weil das dominante/mobbende Tier versucht ihm die Ressourcen streitig zu machen und seine Vormachtstellung zu sichern, ohne dass das ängstliche Tier sich mal trauen würde da Kontra zu geben, weshalb dann sozusagen "nix mehr" für es über bleibt. Draußen könnte das ängstliche Tier besser ausweichen, was es auch tun würde. In der Wohnung kann es das nicht oder nicht so gut, je nach Beschaffenheit der Wohnung.
In der Wohnung funktioniert ein Miteinander halt nur, wenn die Tiere sich zumindest so gut verstehen, dass sie sich tolerieren. Draußen funktioniert ein Miteinander auch dann, wenn die Tiere sich nicht so gut verstehen, da sie sich dort eher "verteilen" können falls sie sich nicht so grün sind. Dann passt das unterlegene Tier sich dem überlegenen dahingehend an, dass es dessen Revier meidet oder aber es nur zu Zeiten betritt in denen das dominante nicht in der Nähe ist. In der Wohnung ist dieses Verhalten schwieriger bis hin zu unmöglich, je nachdem.
Wenn die Tiere sich eh freundlich gesonnen sind und respektvoll miteinander umgehen, dann gibt es auch draußen keine großen Revierkämpfe, sondern eher Nahrungs- oder Paarungskämpfe.
Solange genug für alle da ist teilen sich Katzen ja auch draußen friedlich ein Revier. Und diese Gruppen finden sich ja auch selbstständig zusammen. Sie haben halt im Falle von Streunern kein "eigenes, großzügiges Kernrevier" außer der Futterstelle/dem Bauernhof oder oder oder weshalb sie sich auch nicht so gut voreinander zurückziehen können, sind also in einer ähnlichen Situation wie die Wohnungskatzen, wenn sie ihre Ressourcen nicht verlieren wollen.
Ein Freigänger mit eigenen, großzügigerem Kernrevier geht wenn er seine Ruhe haben will halt dahin zurück und nur dann raus, wenn er wirklich raus möchte oder in "Kontaktstimmung" in Bezug auf andere Katzen ist. Und das ist dann der Part den der Mensch vorrangig mitbekommt. Er könnte ja auch draußen bleiben und sich eine Gruppe aufbauen/suchen, wenn ihm danach ist. Das tut aber so gut wie kein Freigänger dauerhaft, außer er ist in einer Notsituation bzw. es gefällt ihm zu Hause aus irgendwelchen Gründen nicht, zB. weil er sich mit der anderen Katze die da ist nicht versteht und Angst vor ihr hat.