So Leute, ich melde mich jetzt bezüglich diesem Thema nochmal, weil es mir keine Ruhe lässt.
Leider hat sich hier nichts geändert, was mich total verunsichert.
Vor ein paar Wochen hatten sie zumindest morgens mal ein paar Minuten, in denen sie wild den Flur hoch und runter gerannt sind, aber seit ca. 2 Wochen ist hier wirklich tote Hose. Ich konnte das jetzt in der letzten Woche mal genauer beobachten, da wir Online-Vorlesungen hatten und ich den ganzen Tag im Wohnzimmer vorm Laptop saß. Morgens habe ich, wie immer, ca. 15-25 Minuten mit ihnen gespielt (Katzenangel mit Maurerschnur, lieben sie) und sind dabei auch total motiviert durch die Luft gesprungen und hinterher gehetzt, aber danach wurde wieder gedöst. Kiwi liegt im Moment oft auf der Fensterbank und schnattert draußen Vögel, Käfer und scheinbar auch durch die Gegend fliegendes Laub an, das lasse ich mal als Beschäftigung durchgehen. Aber vor allem Peach liegt fast den ganzen Tag oben auf dem Kallax in ihrem Bett und scheint dabei auch recht viel zu schlafen.
Der Wintergarten ist wettertechnisch mittlerweile wieder so angenehm temperiert, dass ich tagsüber die Tür auflassen kann, ohne, dass sich das Büro in eine Sauna verwandelt, deshalb dürfen sie sich tagsüber frei darin bewegen (Nachts wirds leider zu kalt, da muss die Tür dann wieder zu). Das finden die Beiden zwar spannend genug, um mehrere Stunden darin zu verbringen und den Wintergarten nur für Fressen und Toilette zu verlassen und vielleicht um zwischendurch mal bei den Dosis nach dem rechten zu sehen, aber trotzdem sind sie mir irgendwie „zu brav“. Sie versuchen noch nicht mal auf den Regalen rumzuklettern (und die eignen sich dafür perfekt) sondern schlurfen nur zum Fenster und gucken da mal ein wenig durch die Gegend.
Auch nehme ich sie mittlerweile unter Aufsicht mit in die Küche, wenn mein Freund zuhause ist und ich daher weiß, dass die Haustür in der nächsten Zeit nicht geöffnet wird (Die Küche grenzt sofort vorne im Flur an den Haustürbereich). Sie kommen dann auch immer mit und gucken was ich so mache, das wars aber auch. Kletterversuche werden dort ebenfalls nicht unternommen.
Für unsere 7 Tage Urlaub im August haben wir uns eine Kamera für das Wohnzimmer zugelegt, um zwischendurch nach dem Rechten schauen zu können während meine Schwiegermutter die Vertretung (2x täglich) übernommen hat. Ab und zu lasse ich die Kamera nachts auch mal laufen, um zu gucken, ob sie nachts vielleicht aktiver sind — aber auch da: Fehlanzeige. Die meiste Zeit liegen sie zusammengekringelt auf dem Sofa.
Die beiden sind jetzt am 15. Oktober laut Vertrag des Tierschutzes ein Jahr alt geworden, verhalten sich aber wie zwei Seniorinnen.
Ich habe furchtbare Angst davor, dass die beiden bei hier nicht glücklich sind. Und erschwerend kommt noch hinzu, dass mein Freund der Meinung ist, dass ich mir viel zu viele Sorgen mache und einfach übertreibe. Ein Freund von ihm hatte ihm bestätigt, dass das wahrscheinlich auch mit der Wintermüdigkeit zutun haben könnte, da der besagte Freund zwei Freigängerinnen hat, die im Moment nur noch ganz kurz draußen sind und sonst auch viel schlafen. Und leider will er auch nicht einsehen, dass unsere Wohnung vielleicht ein wenig zu reizarm gestaltet ist. Mein größter Wunsch wäre aktuell eine Kletterwand im Wohnzimmer. Mein Freund möchte allerdings nicht bohren und er will auch nicht, dass unsere Wohnung noch mehr nach Tierheim aussieht als jetzt sowieso schon. Ich versuche die Katzen mit vielen verschiedenen Kartons mit unterschiedlich großen Eingängen und Fenstern, Papiertüten, Bällchen in allen Materialien und Größen, Spiralen, diese Springschläuche und Baldrian-/Katzenminzekissen dazu zu bringen, mehr miteinander zu spielen. Ich baue nachts Zelte aus Decken und Kartons, um ihnen zwischendurch was Neues zu bieten. Aber alles nur mit mäßigem Erfolg.
Diese Woche lag Kiwi z.B. den ganzen Tag über hinter mir in der Transportbox, während ich in meinen Online-Vorlesungen hing. Mein Freund meinte daraufhin, dass das bestimmt daran liegt, dass sie sich freut, dass ich mal zuhause bin und dass sie ihre Zeit gerne mit mir verbringen möchte. Sowohl Kiwi als auch Peach sind super anhänglich und verbringen die meiste Zeit in den Räumen, in denen wir uns befinden. Und dösen dann da. Das führt bei mir dann dazu, dass ich ein schlechtes Gewissen habe und am liebsten alles, was ich grade mache, egal ob zocken, lernen, fernsehen oder lesen, abbrechen möchte um die beiden zu beschäftigen.
Ich habe schon beschlossen, einen Versuch mit dem Geschirr zu starten um die beiden mit in den Garten zu nehmen oder vielleicht sogar längere Spaziergänge machen zu können (mit Katzenrucksack natürlich). Falls das nicht klappen sollte ist das auch okay, mir gehts dabei nur darum, dass die Katzen neue Reize bekommen und dadurch etwas ausgelasteter sind. Das Problem dabei ist nur, dass Kiwi beim bloßen Anblick des Geschirrs Sicherheitsabstand wahrt. Vermutlich ist das Trauma vom OP-Body nach der Kastration noch zu frisch. Sollten sie die Spaziergänge irgendwann täglich einfordern ist mir das auch egal, dann habe ich im Gegenzug hoffentlich zumindest ein etwas weniger schlechtes Gewissen ihnen gegenüber und — um ehrlich zu sein — würde mir ein bisschen mehr frische Luft auch ganz gut tun.
Vielleicht muss ich einfach akzeptieren, dass Kiwi und Peach die idealen „ruhigen BKH‘s“ aus der Traumvorstellung jener wären, die sich zum ersten mal eine Katze zulegen, weil sie so süß sind, nur halt in EHK? Die Angst, dass etwas nicht stimmt, schwingt trotzdem immer mit. Ich habe auch bisher im Internet noch keine Erfahrungen mit Jungkatzen finden können, die genau so wenig aktiv sind wie meine. Wobei es vermutlich auch viele Katzen gibt, die aufgrund von Einzelhaltung und berufstätigen Haltern ein genau so verschlafenes Leben führen müssen.
Ich fühle mich wie eine Tierquälerin und muss in letzter Zeit auch öfter deswegen weinen. Deswegen musste ich mir das hier auch mal von der Seele schreiben. Oft habe ich in letzter Zeit den Gedanken, dass es für die Katzen besser wäre, wenn ich ihnen ein neues Zuhause suche. Eins, in dem sie mit im Bett schlafen können, eins, indem sie in irgendeinem kleinen Dörfchen Freigang haben können, eins, indem das ganze Haus zu einem riesigen Kletterspielplatz umgebaut werden kann. Aber gleichzeitig zerreißt mich der Gedanke auch, sie abzugeben, da ich beide so liebe. Dieser Zwiespalt macht mich bescheuert und ich erwische mich in letzter Zeit auch oft dabei, dass ich mir denke „Hätten wir doch bloß niemals Katzen aufgenommen.“
Tut mir leid, dass dieser Text so ausgeartet ist. Und schonmal danke an alle, die sich wirklich alles bis zum Schluss durchlesen.