Freigänger sehen in anderen Katzen in der Regel Feinde, gegen die sie ihr Revier verteidigen müssen. Und gehen sich aus den Weg wenn möglich. Das ist mein Revier das da deins usw.
Das kann man so pauschal nicht sagen. Es kommt auch hier immer auf die Katzen an und auch darauf, was die Katzen gerade so "im Sinn haben".
Sämtliche Freigänger in meiner Kindheit haben sich regelmässig gegenseitig besucht, Kämpfe gab es da nur, wenn die eine Katze der anderen Katze bei was in die Quere kam (zB. Umwerben einer Kätzin, Jagd, generell Grenzen missachten). Es gibt natürlich auch Katzen die sich gegenseitig überhaupt nicht ausstehen können, aber es gibt genauso Katzen die ganz gern mal ein bisschen in der Nähe der Nachbarn rumhängen, sich auch mal spielerisch jagen, miteinander köpfeln, wenn sie sich treffen etc.. Und schauen was der fremde Napf so zu bieten hat konnten alle, ohne dass es da groß zu Stress gekommen wäre. 😅
Auch Freigänger sind unterschiedlich ausgeprägt territorial, mal mehr, mal weniger sozial und an anderen Katzen interessiert und das Revier ist auch nicht überall "gleich", sondern es gibt sowohl heiklere und neutralere Bereiche, als auch heiklere und neutralere Zeiten.
Die Hauptprobleme gibt es normalerweise in der Anfangszeit, wenn sich die Zusammensetzung der Katzen im Revier verändert, also zB. ein Neuankömmling da ist oder eine Katze nicht mehr da ist oder aber in der Paarungszeit. So richtig aus dem Weg gehen sie sich nur, wenn sie Ärger zu befürchten haben. Ist das nicht zu befürchten, dann pflegen auch Freigänger ihre "Kontakte" und sei es nur indem man mit gebührendem Abstand beieinander sitzt und "kommuniziert".
Was sie eher nicht machen ist in der Tat miteinander kuscheln oder sich gegenseitig putzen, aber es gibt auch viele Katzen die zusammenleben und das trotzdem nicht tun. Meiner Meinung nach hat dieses Verhalten für die Katzen auch in erster Linie die Funktion sich ihren Platz in der Gruppe zu "sichern", also für die anderen Katzen ganz klar "ungefährlich" zu sein. Das müssen Freigänger natürlich untereinander gar nicht machen, da die sich die Ressourcen ja gar nicht so teilen müssen, sich also auch eher mal "Unstimmigkeiten" leisten können ohne dass es für sie gleich "gefährlich" wird.
Außerdem sind Jungkatzen meiner Erfahrung nach noch stärker an Artgenossen interessiert als bereits ältere Katzen, ist ja auch logisch, die müssen noch lernen, wollen noch mehr "spielerisch" agieren um zu üben, während eine erfahrene Katze sich ja eher dem "Ernst des Lebens" widmet und sich nicht mehr so sehr ausprobieren will. Dafür können ältere Katzen durchaus gute Lehrer für die jüngeren Katzen sein.
Es gibt auch unter Freigängern ganz rührige Freundschaften. Ein damals schon älterer Kater meines Bruders hat zB. mal ein Nachbarskitten "adoptiert", dass in seiner Gruppe wohl nicht so gut aufgenommen wurde oder das dort nicht so sein wollte. Das Kleine saß häufig allein irgendwo in der Nähe seines Zuhauses rum und er hat es dann immer mit zu meinem Bruder genommen und es sich dort erstmal satt futtern lassen, dabei hat er aufgepasst, dass es auch ja nicht gestört wird. Und wenn es satt war, dann hat er es wieder dorthin zurück gebracht, wo er es aufgegabelt hatte.
Als meine Süße eingezogen ist sass hier bestimmt 14 Tage lang eine junge Katze - vermutlich eher Kater, weil rot - im Garten, jeden Abend um die gleiche Zeit und hat nach ihr gerufen. Anfangs hat sie ihm nicht so getraut und so hat die Annäherung etwas gedauert, aber irgendwann war das Eis gebrochen, sie haben sich gegenseitig beschnüffelt und sind dann gemeinsam friedlich abgedüst in die Nacht. Danach saß er nie wieder im Garten um nach ihr zu rufen, dafür ist sie dann immer um die Zeit von selbst raus gegangen.
Und sowas ist wirklich nicht soooooo ungewöhnlich, man bekommt es nur halt oft gar nicht mit. Wohingegen man die Kämpfe halt eher mitbekommt, weil man die einfach hört und deshalb auch eher auf sie aufmerksam wird, im Gegensatz zu den friedlichen Begegnungen die leise stattfinden.