Ich hätte gerne einmal ein paar Erfahrungsberichte von Menschen die schon Katzen / Haustiere haben gehen lassen müssen.
@Onni @Max Hase @paperhearts @kisu @Löwenmutter und andere die dies lesen.
Wie war das bei Euch als ihr entschieden habt dass es an der Zeit ist?
Hatten Eure Katzen in den Tagen vor dem erlösen immer mal noch wache Momente? Wo sie für ein paar Minuten, vielleicht sogar ne halbe Stunde bis Stunde, scheinbar wieder die Alten waren. Gespielt haben. Gefressen haben. Raus wollten. Geschmust haben. Momente die in einem direkt die Hoffnung haben keimen lassen dass sich das Tier nun doch nochmal aufrappelt? Nur dass es sich dann wieder an seinen Schlafplatz zusammenrollt, schläft, friedlich wirkt aber ansonsten nicht mehr am groß am Leben teilnimmt?
Eines meiner größten Probleme beim fällen der Entscheidung ist zu sagen "gehen lassen!" wenn da eine Katze sitzt die mich mit großen, wachen Augen ansieht, sich mit mir unterhält und fit zeigt.
Als Beispiel: Farah war das ganze Wochenende apathisch, neben der Spur, Teilnahmslos, nicht ansprechbar, kaum Reaktion auf das zurufen des Namens oder Streicheleinheiten, schwach und wackelig auf den Beinen.
Als wir dann gestern Abend zum TA gefahren sind, hat sie vor lauter Angst angefangen im Auto zu miauen. Wie immer hab ich sie gestreichelt und sie hat dies mit sanften "brrr" Lauten quittiert. Auch im Wartezimmer hat sie sich dann immer mal wieder mit mir unterhalten, besonders wenn ich sie was direkt gefragt habe gab es Antwort.
Auf dem Untersuchungstisch war sie natürlich still.
Aber kaum zurück im Korb und raus aus dem Untersuchungszimmer, hat sie angefangen sich regelrecht wie ein Wasserfall mit mir zu unterhalten. Für eine kurze Zeit war da wieder (was das Quatschen angeht) meine alte Farah.
Daheim war das aber ganz schnell wieder weg. Sie reagiert wenn ich das Zauberwort "Essen" sage und unterhält sich dann da auch mit mir, aber Allgemein gibt sie hier daheim kaum Laute von sich.
Wenn ich sie mit ihrem Namen anspreche kam normal immer ein bestätigendes "Brrr!" begleitet von Schwanzwedeln. Aber obwohl sie gerade wach und mit klaren offenen Augen auf dem Kratzbaum liegt und die Gegend beobachtet: Wenn ich sie Anspreche, ihren Namen sage, ihr sage dass ich sie lieb habe, gibt es keine Reaktion.
Sage ich das Zauberwort. "Farah, willst du was Essen?" kommt ein "BRRR!".
Dieses auf und ab in ihrem Verhalten bringt mich in einen zwiegespaltenen Zustand. Zumal ich vor Farah nie ein eigenes Haustier besessen habe und mich noch nie verabschieden musste.
Ich kann mich nur verschwommen an unseren Hund Lulu erinnern, die erlöst werden musste als ich noch ein Teenager war.
Lulu wurde damals unsauber und hat Urin und Kot im Flur im ganzen Haus abgesetzt. Das war jeden Morgen ein einziges Schlachtfeld.
Aber sie hat sich in der Zeit trotz allem bemüht uns ein guter Hund zu sein. Schwanzwedelnd und freudig, trotz schwacher Hinterbeine, versuchte sie mit uns mit zu halten und an unserem Leben teil zu haben.
Meinem Vater wurde das ganze irgendwann zu viel und er schleppte Lulu zum TA: "Ich geh den Hund jetzt einschläfern lassen!"
Die TÄ hustete meinem Vater gehörig was dass sie definitiv kein Tier einschläfert welches sie vorher nicht untersucht hat.
Aber bei der Untersuchung kam heraus: Krebs. Blase zerfressen. Der komplette Bauchraum voller Urin. Kein Gefühl von Harndrang mehr. Daher auch das unsauber sein.
Letztendlich wurde Lulu dann sofort eingeschläfert. Sie musste fürchterliche Schmerzen gehabt haben.
Trotz allem hat sie ihr bestes versucht noch wie ein normaler Hund zu wirken und hat bis zum Schluss Lebensfreude gezeigt und Schwanzwedelnd auf uns reagiert. Sie wollte leben und bei uns bleiben - trotz schwerer Krankheit.
Im Grunde war das bei meinem Opa ganz genauso. Schwer krank, zigfach tot gesagt, aber sein Lebenswille war so stark dass er, trotz der Lebenswiedrigen Umstände in denen er sich am Ende befand, nicht gehen lassen wollte. Erst als sein Körper ihm den Dienst versagt, war er gezwungen los zu lassen.
Alle reden immer von dem Moment an welchem einem ein Tier zeigt dass es gehen will. Das man als Besitzer weiß dass es Zeit ist.
Entweder weil es nur noch apathisch herumliegt und nicht mehr am Leben teilnimmt.
Oder weil es, entgegen seiner Natur, auf einmal eine Runde im Haus dreht, sich nochmal von allen streicheln lässt, als wollte es sich verabschieden, und sich dann auf den Schlafplatz legt und müde auf das Ende wartet.
Farah war in den letzten 2 Wochen 2x in einem Zustand wo ich gesagt hätte: "So sieht für mich eine Katze aus die nicht mehr will." Dieses apathische, nur in Kauerstellung liegen, hängender Kopf, die Augen halb geschlossen, der Blick trüb, abwesend und in eine unbekannte Ferne gerichtet, keine Fresslust und nur mit Mühe zum Katzenklo.
Das war 1x Mitte Januar, nach einem leichten neurologischen / epileptischen Anfall + Erbrechen + Durchfall, danach war sie einfach fertig mit der Welt. Ich bin dann sofort mit ihr mit dem Taxi zum TA in die Klinik, welche sie nach kurzer Untersuchung auf der Stelle hat einschläfern lassen wollen, bzw. mich vor die Wahl gestellt und es zwischen den Zeilen empfohlen hat, weil Farah an dem Tag einfach so schlecht aussah - auch auf dem Behandlungstisch selbst (und auch weil sie meinte dass der Krebs gewachsen sei).
Das zweite Mal war nun letztes Wochenende, ausgelöst durch die heftigen Nebenwirkungen durch das Leukeran.
Aber nun, nachdem sie all die päppelnden Spritzen bekommen hat, ist sie wieder ein Stück weit da. Besonders wenn es um das Zauberwort Essen geht. Dann kommt sie sofort von ihrem Schlafplatz gehüpft, steht hinter mir, macht immer wieder "Brrr!" "Brrr!" als wollte sie sagen: "Mach schneller Frauchen! Hunger" und geht, gurrend, bei Fuß mit zu ihrem Fressplatz. Sie kann also scheinbar fit sein wenn sie will.
Und es wirft jedes Mal wieder die Frage in meinem Kopf auf: "Sieht so ein Tier aus das unheilbar krank ist? Das keine Lust mehr hat? Das man besser erlösen sollte? Lieber vielleicht sogar jetzt erst recht, solange sie noch ein bisschen sie selbst ist und sie noch ein paar bessere Tage hatte, als evtl. dann in 2-4 Wochen, wenn der Krebs sie evtl. einfach nur zerstört und sie unter Angst und Schmerzen gehen muss?"
Aber... das Interesse an Fressen (nur um dann doch nicht richtig was zu sich zu nehmen) ist eben auch das einzige was wie meine alte Farah wirkt... der Rest hingegen... 😟 Dann legt sie sich erneut hin, reagiert nicht auf ihren Namen, wedelt nur mit dem Schwanz wenn ich sie mal direkt auf den Arm nehme, schläft primär und zeigt kein großes Interesse an was anderem als liegen, herum gucken und schlafen und die Gedanken wandern wieder zu: "Ja, vielleicht sieht Lebensmüdigkeit bei meiner Farah eben genau so aus. Der Wille zu Leben im Kopf ist noch da, Hunger ist da, aber der Körper sagt großteils nein."
Was mache ich wenn ich mich entscheide sie gehen zu lassen und sie ist dann beim TA wieder so fit und aufgeweckt (durch Stress? Adrenalin?) wie sie es gestern Abend plötzlich war? Bin ich in der Lage in so einem Moment wirklich zu sagen dass meine TÄ die erlösende Spritze setzen soll in ein Tier welches mich angurrt, schnurrt und mit großen Katzenaugen ansieht? Ich hab von einem Fall gehört wo die TÄ 10x nachspritzen musste, weil die Katze sich so sehr ans Leben geklammert hat obwohl sie sterbens krank war. Das würde mich zerstören wenn das bei Farah so wäre, denn dann käme ich mir endgültig wie eine Mörderin vor.
Daher würde es mich mal stark interessieren wie so Eure letzten Tage mit Euren Tieren waren bevor Ihr den finalen Weg zusammen angetreten seid. Waren Eure Tiere stellenweise - oder sogar primär (trotz schwerer diagnostizierter Krankheit), vielleicht sogar beim TA dann ganz plötzlich nochmal (obwohl vorher daheim eher uninteressiert), fit aber Ihr wusstest trotzdem dass der Schein nur trügt und es für das Tier am besten ist es gehen zu lassen solange es noch einigermaßen würdevoll einschlafen kann? Oder war das bei Euch anders?