Liebe Freund*innen von Cats at Andros,
auch wenn wir gerade um Fredi bangen und gemeinsam mit euch hoffen, dass er bald aus der Klinik entlassen wird, um in ein glückliches Leben zu starten, möchten wir uns für einen Moment einem anderen für uns wichtigen Ereignis widmen.
Heute wird unser Verein ein Jahr alt, und es ist Zeit, Rückschau zu halten.
Ihr alle wisst, wie Marie 2017 im Urlaub überall kranken und hungrigen Katzen begegnet ist und sich entschieden hat, mutig zu sein und zu helfen. Über ein Jahr lang hat sie mit ganzer Kraft und vor allem regelmäßig Katzen vor Ort versorgt, Helfer*innen gewonnen und die schwächsten Tiere in Deutschland vermittelt. So viele haben ein schönes Zuhause gefunden.
Rechtzeitig hat sie jedoch auch gemerkt, dass dies auf Dauer von einer Person nicht zu leisten ist, und sich nach Mitstreiter*innen umgesehen und Menschen gefunden, die eine Vereinsgründung mit ihr angehen würden. Am 19.8.2018, einem hochsommerlichen Sonntag, war es soweit: Man traf sich in einer legendären Kreuzberger Lokalität, dem „Kuchen Kaiser“. Der Verein wurde gegründet, und alle haben sich von Angesicht zu Angesicht kennengelernt. Acht Gründungsmitglieder hatten sich versammelt. Vorgenommen wurde eine grobe Aufteilung der Aufgaben, wenn der Verein erst einmal richtig stehen würde.
Lasst uns einige Erinnerungen austauschen!
Viel ist in den ersten zwei Dritteln des ersten Vereinsjahrs geschehen, wobei Marie nach wie vor die Hauptlast trug und die anderen nach und nach hineinwachsen sollten. Drei Reisen nach Andros hat sie noch unternehmen können, bevor die erste Reise von Latifa unter ihrer Anleitung geplant war. Vom September 2018 sind uns vor allem die Minikitten in Erinnerung, von denen es drei geschafft haben, nach Deutschland umzuziehen und große, starke Tiger zu werden. Erinnert ihr euch an die Würmchen?
Am 2. September, als sie von Marie gefunden wurden…
… und Ende Januar.
Das ist der Anblick, den wir alle sehen wollen - reges Treiben an der Futterstelle und gesunde, wohlgenährte Katzen:
Er hier, der kleine schwache Aslan, reiste mit nach Deutschland. Inzwischen ist er ein großer karamellfarbener Kater mit 5 Kilo Gewicht. Wer hätte das gedacht?
Im September 2018 mit 4 bis 5 Monaten, aber nur einem Kilo Gewicht aufgegriffen…
… und im Juni 2019.
Zusammen mit Augustinus und Valentine war es auf der Pflegestelle ein lustiges Herrentrio:
Auch ein paar Hunde haben immer wieder das Reiseglückslos gezogen, hier als Beispiele Luise und Mogli.
Die zweite Reise seit der Vereinsgründung fand im Dezember 2018 statt. Auch damals schmatzten die Katzen zufrieden an der Futterstelle.
Die Minis durften ausreisen, nachdem sie nach vielen Sorgen endlich aus dem Gröbsten raus waren. Sie konnten bei Marie auf der Pflegestelle bleiben, weil Ylvi, Sania, Valentine und Aslan auf die neue, zweite Pflegestelle des Vereins zu Latifa umziehen konnten. Die beiden hatten sich schon 2017 kennengelernt und seitdem in engem Austausch gestanden, so dass es nur naheliegend war, dass hier die zweite Pflegestelle entstehen würde. Die neuen Kapazitäten sollten die Auswahl der Katzen, die ausreisen würden, erleichtern.
Valentine und Sania
Ylvi und Aslan
Parallel zur Kernarbeit im Tierschutz wurde die Infrastruktur des Vereins aufgebaut: Er wurde als e.V. eingetragen, die Gemeinnützigkeit musste beantragt werden, genauso wie ein Konto zu eröffnen war. Eine Homepage ist entstanden, Spenden- und Fördermöglichkeiten sind erkundet und mit dem Verein verknüpft worden.
Futterpaletten sind dank des großartigen Engagements eines Mitglieds auch nach Andros geschickt worden, und zwar seit der Vereinsgründung die Nummern sechs bis zehn. Und so sieht das dann aus. Irre, oder?
Augustinus, die Minis und alle vier Katzen bei Latifa waren schließlich vermittelt, als Marie Ende März zur dritten Reise seit Vereinsgründung aufbrach. Das sollte ihr „Meisterstück“ werden, mehr als 20 Katzen wurden kastriert und fünf ausgeflogen. Ihnen gemeinsam war, dass sie „Augenkatzen“ waren, also alle ein Augenleiden besaßen, so dass etliche, durchaus auch komplizierte medizinische Behandlungen notwendig waren. Gerade Emilia hat Latifa auf der Pflegestelle große Sorgen bereitet.
Linos hat hoffentlich ein Zuhause in Aussicht
Emilia hat nach vielen gesundheitlichen Kapriolen auch ein Zuhause gefunden
Whisky und Frodo sind zusammen vermittelt worden
Soda lebt nun ebenfalls bei lieben Menschen
Ja, und dann kamen der Tag und die Zeit, die wir alle lieber nicht erlebt hätten. Am Abend des 13. April ist Marie plötzlich gestorben. Der Schmerz sitzt kein bisschen weniger tief als in den ersten Tagen und Wochen danach. Noch immer wünschen auch wir uns jeden Tag, alles wäre ein böser Traum und nicht passiert, oder sie käme einfach aus einem langen Erholungsurlaub zurück. Denn sie wird noch immer geliebt und gemocht und gebraucht.
Unsere großartigen griechischen Mitstreiter*innen, ohne die gar nichts gehen würde, und wir haben uns heftig geschüttelt (und schütteln uns manchmal immer noch oder immer wieder) und versucht, uns zu orientieren. Latifa hat noch im April eine psychisch und physisch äußerst anstrengende Reise unternommen, um Bella und Sandro abzuholen, wie Marie es versprochen hatte.
Am 25.5.2019 haben wir uns am selben Ort, an dem wir den Verein gründeten, in einer Vereinssitzung neu aufgestellt und einen neuen Vorstand gewählt. Viel galt es zu besprechen. Jeder hatte den einen oder anderen Schnipsel an Informationen, wie Marie dieses oder jenes gehandhabt hat, auch schriftliche Aufzeichnungen gab es, und zum Glück können wir manches in den Foren nachlesen. Vor allem Miriquidius gilt der große Dank, den Verein in diesen schrecklichen Wochen am Laufen gehalten und die ganze Bürokratie geregelt zu haben.
Und dann kam im Juli die erste „richtige“ Andros-Reise von Latifa und ihren Helfer*innen, die ihr vor kurzem hier nachlesen konntet. Dank guter Vorbereitung war es kein Blindflug, sondern eine erfolgreiche Reise mit vielen Kastrationen und versorgten Katzen. Sie haben das toll gemeistert und so den Grundstein für die weitere Arbeit gelegt. Drei Pflegimädels sind auf der Pflegestelle und halten Latifa inzwischen auf Trab. Und neue Pflegestellen suchen wir ebenfalls:
Nun feiern wir den ersten Geburtstag ohne Marie und trotzdem mit ihr. Ihr Stern strahlt des Nachts hell am Himmel über Andros. Wir hoffen, sie blickt fröhlich auf ihr Vermächtnis.
Am 14.8.2018 schrieb sie in einem anderen Forum:
„Ich wiederhole mich hier gerne - alleine hätte ich das nicht geschafft. Das kleine Inselkatzenprojekt ist viel größer und erfolgreicher geworden, als ich es mir je erträumt hätte. Mehr Katzen kastriert, mehr Kittenelend verhindert, einigen Katzen schlimmes Leid erspart, vielen Katzen eine viel bessere Lebensqualität und satte Bäuche ermöglicht und gar nicht so wenigen den Sprung ins sichere, behütete Zuhause... Möglich ist das nur durch die vielen Menschen, die sich auf unterschiedlichste Arten und Weisen in dieses Projekt einbringen, Stücke und Stückchen davon auf ihre Schultern nehmen und dafür sorgen, dass es immer weiter geht.“
Wir haben genau das getan: das Projekt auf unsere Schultern genommen und die Aufgaben augenblicklich gut verteilt. Neue Mitglieder sind zum Verein dazugekommen, und jeder bringt sich nach seinen Fähigkeiten ein. So schlagen wir eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft und blicken positiv nach vorne. Leben heißt Veränderung: Mit den Andros-Katzen geht es weiter! Wer uns unterstützen möchte, ist herzlich willkommen.
Dass dies alles so funktioniert, ist auch euer Werk. Ein großes, herzliches Danke an alle, die mit uns während der Reisen mitfiebern, manch guten Rat für die Versorgung der Pflegis geben und viel Geld für Kastrationen, medizinische Versorgung und Reisekosten spenden. Danke für jedes gute Wort, jeden helfenden Beistand und jede freundliche Geste.
Ihr alle macht Cats at Andros e.V. möglich!