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KatzeK
Forenprofi
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- 23. September 2020
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Ich weiß, dass es mehr Betroffene gibt, als man ahnt. Und dass sie sich eher selten äußern, weil "man über Tote nicht schlecht redet". Warum eigentlich nicht, wenn jemand ein Ekelpaket war, das den Seinen das Leben zur Hölle machte? Dass ein Mensch so ist / war, hat sicher auch seine Geschichte, entschuldigt aber nichts. Danke für deine Erweiterung des Blickfelds, leider geht es im Alltag manchmal unter, zumal wir ja aus unserer eigenen Erfahrung heraus leben.
Ich konnte mir als Kind auch nicht vorstellen, dass Kinder von den eigenen Eltern misshandelt werden.
Ich glaube das ist hochkomplex und hat verschiedene Gründe.
Die Eltern meiner Mutter waren nicht gerade das, was ich als liebevoll bezeichnen würde, selbst wenn ich berücksichtige, dass die Zeiten damals noch andere waren, finde ich so einige Verhaltensweisen ihrer Eltern mehr als grenzwertig. Obwohl es sicherlich noch schlimmer geht und ging.
Meine Mutter erzählt mir ab und an davon, aber wenn ich dann sage, wie schlimm ich das finde (was sie mir durchaus auch selbst noch immer betroffen erzählt), dann sagt sie reflexartig, dass sie eine schöne Kindheit hatte.
Das läuft dann zB. so, dass sie mir erzählt, wie mein Opa sie als Kind geprügelt hat, damit sie die Kartoffeln schnell genug aufsammelt und wenn ich dann eben sage, wie fürchterlich ich das finde, dann sagt sie: Nein nein, ich hatte eine schöne Kindheit...
Sie kann da nur schwer Kritik üben und noch schwerer kann sie sie ertragen, wenn sie von außen kommt. Ich erkläre es mir darüber, dass sie bis heute nicht gut trennen kann zwischen dem Verhalten ihrer Eltern und dem, was das vermeintlich "über sie" aussagt und das sie diese Gewalt halt auch ein Stück weit internalisiert hat.
Sie macht das auch teils, wenn es um ihre eigenen Fehler geht. So hat sie zB. meinen ältesten Bruder mal mit einem Kochlöffel verhauen und ihn den dann auch noch bezahlen lassen, als der dabei kaputt ging. Niederträchtiger geht es in meinen Augen gar nicht, erst verkloppt sie ihn und dann muss er auch noch dafür bezahlen, dass sie dabei den Kochlöffel kaputtgehauen hat.
Klagen mein mittlerer Bruder und ich das an, dann sagt sie: "Es hat ihm schon nicht geschadet..." und währenddessen sitzt mein ältester Bruder dabei und schweigt betroffen.
Aber "man" sagt sowas ja auch nicht, immerhin sind die Eltern "heilig" und dürfen nicht kritisiert werden.
Das instrumentalisierte vierte Gebot und später Johanna Haarer haben ganze Arbeit geleistet würde ich mal sagen.
Diese "Schweigegebote" gehören für mich mit zu dem dämlichsten was ein Mensch von sich geben kann. Erfunden von Gewalttätern, aufrechterhalten von Gewalttätern für Gewalttäter.