Bei Mefis Geschichte fällt mir Kater Willis Dachabenteuer ein 🙂 .
Mein Willi war ein kleiner, roter Draufgängerkater. Ich glaube nicht, daß er so sehr mutig war, eher übermütig. Mehrmals kam er völlig verbeult nach Hause, zweimal so schlimm, daß ich ihn sofort in seinen Transport-Korb gepackt und zum Tierarzt gefahren habe. Zum Glück waren es meistens nur irgendwelche Prellungen, schmerzhaft, aber sowas wird ja wieder. Und er schaffte es immer zurück nach Hause.
Aber eines Tages saß er oben auf dem Hausdach, mitten auf dem First, und weigerte sich partout, wieder herunter zu kommen. Ich weiß bis heute nicht, wie er überhaupt hinaufgekommen ist, kein großer Baum stand in unmittelbarer Nähe.
Alles Locken und Rufen brachte nichts, Willi saß auf dem Dach und rührte sich nicht. Also stellte ich unsere Holzleiter an das tiefer liegende Schuppendach und versuchte zu ihm hoch zu klettern. Die Dachziegel waren sandig und ich rutschte mit den Schuhen einfach ab. Also weg mit damit und barfuß klettern! Leider klappte das ebenfalls nicht, es war einfach zu glatt und ich sah mich schon mit gebrochenen Knochen unten liegen und Kater Willi immer noch oben auf dem Dachfirst hocken.
Was nun? Das Dach des alten Kottens war nicht gedämmt und so kletterten wir von innen hoch und entfernten einige der oberen Dachziegel. Willi saß oben am nun entstandenen Loch und schaute mich an. Anfassen ließ er sich aber nicht, er schnupperte an meinen hochgereckten Fingern, rührte sich jedoch kein Stück hinunter.
Nun gut, dachte ich mir, er hat halt Angst, irgendwann in der Nacht, wenn er Hunger bekommt und es ihm zu kalt wird, immerhin war es schon später September, wird er schon durch das Dach und über die Balken hinunter klettern.
Am nächsten Morgen ging mein erster sorgenvoller Blick hoch zum Dach – und da saß er noch immer. Nicht, daß es ihm von seinen Fähigkeiten als Katze nicht möglich gewesen wäre durch die Lücke im Dach hinunter zu klettern, es wäre weniger als ein Katzensprung gewesen. Aber nein, mein roter Willi weigerte sich standhaft.
Mit sorgenvollem Blick auf meinen Kater auf dem Dach fuhr ich zur Arbeit. Als ich nachmittags zurückkam, sah ich schon von weitem, daß er immer noch dort oben saß. Wir fragten bei den Nachbarn, ob sie eine lange Leiter hätten, die bis zum Giebel reichte und versuchten nun so, ihn von dort zu erreichen. Kein Problem, die Leiter reichte, nur wenn wir sie an der linken Seiten ans Haus lehnten, rannte Willi schnurstracks zur rechten und umgekehrt. Keine Chance … Mein Kater blieb also eine weitere kalte Nacht auf dem Dach hocken.
Am nächsten Tag hielt ich es nicht mehr aus und rief bei der Feuerwehr an. Ja, es würde jemand kommen, aber das würde teuer werden, sagte mir der Mann am Telefon. Aber wenn es noch bis zum Nachmittag Zeit hätte, könnte er bei seinen Kollegen von der freiwilligen Feuerwehr anfragen, dann könnten die mit einem Leiterwagen kommen und das Ganze als eine Übung abhalten. Nur tagsüber müßten die halt alle arbeiten, da ginge es nicht.
Nun gut, also noch ein paar weitere Stunden warten und hoffen, daß Willi durchhält. Tatsächlich kamen dann am Nachmittag zwei Feuerwehrmänner mit einem großen Feuerwehrauto mit langer, ausfahrbarer Leiter. Wir besprachen uns kurz und dann kletterte ich mit einem von ihnen in den Korb und die Leiter wurde hoch bis auf das Dach ausgefahren. In dem Moment, wo wir bei Willi ankamen, sprang er auf den Schornstein und hüpfte hinein.
Meine Gedanken fuhren Karussell. Was nun? Was, wenn mein Kater jetzt den Kamin hinunterrutscht? Was kann ich dann noch tun? Muß dann das ganze Haus drumherum abgerissen werden, um Willi zu retten?
Wir fuhren mit der Leiter bis an den Schornstein heran und ich schaute hinein. Da steckte Willi kopfüber im Kamin, irgendetwas war dort, was ihn nicht weiter hinunterfallen ließ. Was nun? Egal, ich faßte ihn soweit wie möglich an seiner Schwanzwurzel und zog meinen Kater am Schwanz aus dem Schornstein und stopfte ihn sofort ganz fest unter meine Jacke. Er zappelte und versuchte sich zu befreien, aber um nichts in der Welt hätte ich ihn jetzt wieder losgelassen und hielt ihn so fest ich nur konnte an mich gedrückt.
Der Feuerwehrmann fuhr die Leiter wieder hinunter und ich rannte mit Willi fest an mich gedrückt ins Haus und in mein Zimmer, wo ich ihn überglücklich wieder frei ließ.
Die Feuerwehrmänner hatten inzwischen ihren Wagen wieder abfahrbereit gemacht und ich fragte sie, was sie für ihren Einsatz bekämen. Ach, das wäre ja Katzenrettung in Not, das würde jetzt nichts kosten. Ich bedankte mich und die beiden fuhren davon.
Fast drei Tage saß mein kleiner Willi auf diesem Dach, zwei eisigkalte Herbstnächte hat er dort verbracht und war nun glücklich wieder bei mir. Die beiden Feuerwehrmänner hatten so selbstverständlich und unkompliziert geholfen – das wollte ich ein wenig mehr honorieren. Noch am selben Abend druckte ich eine Dankeschönkarte mit einem Foto von Kater Willi aus, steckte an Bargeld mit hinein, was ich noch im Haus hatte, suchte mir die Adresse aus dem Telefonbuch heraus und steckte den Umschlag beim Feuerwehrhaus in den Briefkasten.
Ich bin ihnen bis heute dankbar dafür, was sie für mich und meinen kleinen Kater getan haben. Sie haben geholfen, ohne lange zu fragen, ohne etwas dafür zu verlangen. Einfach nur so. Katzenrettung in Not : ).