Hallo
@MaurosMum, auch ich freue mich sehr, dass du eine TÄ gefunden hast, bei der du ein gutes Bauchgefühl hast und dich gut aufgehoben fühlst. Das ist so viel wert. Ich selbst habe diese Erfahrung in der Palliativbegleitung unserer krebskranken (inzwischen verstorbenen) Katze Polly gemacht. Wir hatten zunächst einen Haustierarzt, bei dem das Bauchgefühl einfach nicht passte und der im Nachhinein betrachtet auch manchmal unzuverlässig war und Stuss behauptet hat. Auch im Umgang mit der Katze war er nicht wirklich sensibel und sie flüchtete immer vor ihm, obwohl sie gar keine ängstliche Katze war. Schließlich hörte ich auf mein (und ihr) Bauchgefühl und wechselte den TA. Manchmal denke ich, das war irgendwie Schicksal … Denn so sind wir wenige Monate vor Pollys Tod an die (für mich) beste TÄ der Welt geraten. Sie hat uns und Polly mit so viel Feingefühl, Geduld und natürlich ihrem Fachwissen durch die letzten Monate begleitet und ich bin einfach nur dankbar und froh, dass sie es am Ende war, die unsere Polly zu Hause eingeschläfert hat. Sie hat das so gut gemacht, so ruhig, so liebevoll, es war das sanfteste Hinübergleiten, das man sich vorstellen kann. Ich bin sicher, mit dem anderen TA wäre es ein Kampf geworden. Das hat zwar nichts mit dem eigentlichen Thema hier zu tun, aber ich wollte es mal erzählen, weil es wie so viele andere Fälle hier im Forum deutlich zeigt, wie wichtig der richtige TA ist - nicht nur für die Katze, auch für den Halter!
Auch ich konnte deine Angst und Unsicherheit hier förmlich in jedem Beitrag spüren und finde es sehr gut, dass du jetzt mit Ruhe und Geduld und der Unterstützung einer neuen TÄ an die Sache rangehst.
Zum Darm möchte ich noch etwas sagen, weil das ein Thema ist, mit dem ich mich schon sehr viel beschäftigt habe und so viel Irrglaube dazu in der Welt unterwegs ist.
@pfotenseele hat dir ja schon ganz viele tolle Hinweise gegeben, die ich unterschreiben möchte.
Das Mikrobiom ist eine sehr komplexe Sache und die Forschung dazu ist noch am Anfang. Man weiß aber schon einiges - vor allem, wie bedeutsam es für die gesamte Gesundheit eines Lebewesens ist.
Die Bakterien, die ein Mensch im Darm mit sich rumschleppt, wiegen 2-3 Kilogramm. Wie viel es bei einer Katze ist, weiß ich nicht, aber wenig wird es auch nicht sein. Ohne diese Bakterien können wir nicht leben. Im Idealfall sind die meisten davon gutartig, aber es sind immer auch pathogene (krankmachende / „böse“) Keime unter den guten.
Immer. Auch bei dir. Auch bei mir. Bei jedem Lebewesen. Wir alle, auch unsere Katzen, haben jetzt gerade irgendwelche „bösen“ Keime in uns drin. Bei dem einen sind es ein paar mehr, bei dem anderen ein paar weniger. Wenn wir jetzt aber mit AB eingreifen, aus Angst vor den „bösen“ (die eh immer da sind), machen wir alle platt. Auch die guten. Und zerstören damit ein natürliches biologisches Gleichgewicht komplett. Denn wenn die guten weg sind, haben die Bösen plötzlich einen „leeren Raum“, in den sie einfallen und sich rapide vermehren können. So entsteht ein Teufelskreis, man haut immer wieder mit AB drauf, aber es wird immer schlimmer. Hast du ja selbst so erlebt.
Stichwort “Darmaufbau“. Es ist eigentlich ein falsches Wort, denn wir können den Darm nicht aufbauen. Der muss sich selbst aufbauen. Wir können dabei nur ein kleines bisschen helfen. Z. B. mit der richtigen Nahrung und Probiotika. Aber: Das Zuführen von Probiotika („guten“ Darmbakterien) wird meistens völlig überschätzt. Man muss sich das Darmmikrobiom wie einen großen Wald vorstellen. Ein Arzt hat im Radio dazu mal gesagt, man soll sich einen Wald vorstellen so groß wie der Stadtwald von Hannover. Nun nimmt man ein wirklich hochdosiertes Probiotikum mit mehreren Milliarden Bakterieneinheiten und führt es dem Darm zu. Was glaubst du, wie viel neuen Wald man damit pflanzt?
Einen neuen Baum. Im ganzen Stadtwald von Hannover. Mehr nicht. Und es ist nicht mal sicher, dass dieser eine neue Baum groß wird und überlebt. Viele Studien zeigen, er stirbt einfach wieder ab, wenn man aufhört, ihn jeden Tag neu zu pflanzen.
Das Darmmikrobiom von deinem Wölkchen ist aber ein Wald, dessen Bäume zum großen Teil tot oder krank sind. Stellen wir uns einfach vor, der berüchtigte Borkenkäfer ist in Wölkchens Wald eingefallen. Und man hat versucht, den Borkenkäfer zu töten, indem man sämtliche Bäume, auch die gesunden, abgefällt hat. Und jetzt kommst du und pflanzt in diesen toten, kaputten Wald, in dem sich nur noch ein paar Borkenkäfer auf den toten Baumstümpfen tummeln, einen neuen kleinen Baum. Aber der Waldboden ist trocken, weil die ganzen Wurzeln von den toten Bäumen ihn nicht mehr gesund halten und der kleine neue Baum ist erst ein Trieb und hat es schwer, in diesem Nichts zu überleben. Er stirbt ab und am nächsten Tag pflanzt du ihn neu.
Ich will damit nicht sagen, dass es falsch ist, einen neuen Baum in einen toten Wald zu pflanzen. Es ist gut, das immer wieder zu versuchen, und vielleicht wird dann doch irgendwann einer groß.
Aber das viel Wichtigere ist, den Nährboden so zu füttern, dass dort wieder etwas Gesundes wachsen kann. Das heißt für Wölkchen: die richtige Nahrung. Denn die guten Bakterien sind nicht einfach so da, die kommen nicht aus dem Nichts und setzen sich selbstlos in einen Darm, um diesen gesund zu halten. Die kommen da nur freiwillig hin, wenn da was Interessantes für sie ist, wovon sie leben können. Und was Interessantes ist da nur, wenn der Darm des jeweiligen Tieres mit der für ihn physiologisch am besten geeigneten Nahrung gefüllt wird. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber: Was ist die physiologisch beste Nahrung für einen Karnivoren? Fleisch. Fleisch mit einem winzigen Anteil vorverdauter pflanzlicher Bestandteile / Ballaststoffe.
Aber ich weiß, du willst Barf nicht ausprobieren. Ich habe das Thema ja nun schon zweimal in diesen Faden eingebracht und du hast deutlich gemacht, dass du das nicht versuchen möchtest. Ich finde das schade, weil ich so unglaublich gute Erfahrungen bei Durchfallkatzen damit gemacht habe. Aber ich verstehe auch, dass das nicht für jedermann ist.
So oder so ist Kontinuität gut. Wenn das RC Gastrointestinal Wölkchen wirklich hilft, dann ist auch das natürlich erlaubt und in Ordnung, das habe ich ja auch schon mehrfach gesagt. Aber es ist dann wichtig, einfach dabei zu bleiben und sich nicht von Forenbeiträgen, die Panik vor angeblichem „Schrottfutter“ schüren, zu einem neuen Futterwechsel animieren zu lassen. Vielleicht willst du Barf ja doch irgendwann noch eine Chance geben, falls ihr mit dem RC auch mit viel Geduld nicht weiterkommt. Falls ja, ist für den Versuch selbstverständlich auch Fertigbarf erlaubt, und es ist kein intensives Studium vorher notwendig.
In jedem Fall wünsche ich Wölkchen alles Gute und dass ihr mit eurem neuen Weg und viel Geduld irgendwann ans Ziel kommt!
(Für den langen Roman möchte ich mich entschuldigen, aber das Thema Darm ist einfach eins meiner Steckenpferde und da kenne ich manchmal kein Halten.
😉)