Mit so einer Diagnose hatte ich natürlich nicht gerechnet. Was tun? Wenn der wirklich jemandem gehört - kann ich ihm einfach die Zähne ziehen lassen? Natürlich nicht! Schon klar. Allerdings vermisste ihn offensichtlich keiner, er war nicht unbedingt top gepflegt und ist unregistriert - die Besitzer Suche war erfolglos - wie lange warten? Und worauf? Das Tier leidet!
Von der TA hatte ich Antibiotika und eine Immunaufbaukur bekommen. Erstmal musste die Infektion bekämpft werden, da er offensichtlich bereits ein Senior ist (geschätztes Alter 10-12), wäre die Narkose sonst viel zu gefährlich. Also haben wir 2 Wochen lang das Katerchen intensiv behandelt und die Frage "was ist wenn er doch einen Besitzer hat" erstmal zurück gestellt. Für das Tier gab es ja nur einen Weg. Wir haben uns dann entschlossen diesen zu gehen - egal wieviel es kostet - auch auf die Gefahr hin, dass sich irgendwann jemand meldet. Er war uns einfach sehr ans Herz gewachsen und ihn leiden zu sehen war unerträglich.
Das Antibiotika schlug an und aus dem kleinen schlappen Tier wurde plötzlich wieder ein lustiger, verspielter Kater! Da geht einem einfach das Herz auf und es war klar, dass das der einzig richtige Weg war. 2 Tage vor der Zahn-OP klingelte es dann plötzlich an der Tür. Ein Pärchen stand dort, welches einen vermissten Kater beschriebt, der in allen Punkten mit "unserem" überein stimmte 😱😩
"Anton" war sein Name und er war ihnen selbst zugelaufen. Vor 2 Jahren - also zur selben Zeit, als er bei uns auftauchte. Sie wussten allerdings woher er kam. Er gehörte einer alten Dame in der Nachbarschaft, die ihn plötzlich nicht mehr wollte (dement?) und ihn immer wieder von der Tür wegscheuchte und anschrie. Das Pärchen hatte ihm dann auch aus Mitleid irgendwann die Tür geöffnet und ihn gefüttert, da er wohl sehr ausgehungert war. Sie waren aber nie mit ihm beim TA oder ähnliches. Da sie in Kürze umziehen wollen, waren sie froh und dankbar, dass wir uns in den Kater verliebt haben und ihn gerne übernehmen wollten. Ich erzählte ihnen seine Diagnose, von der sie ebenfalls recht schockiert waren und sich Vorwürfe machten, nichts bemerkt zu haben. Ich habe versucht das zu entkräften, er war ja auch viel bei uns und ich war einfach überglücklich, dass wir den kleinen Anton behalten durften!!!!
Dann Tag kam der Tag der OP. Kater abgegeben, auf Anruf gewartet. Der kam dann noch während der OP. Bei allen Backenzähnen waren die Wurzeln verfault, die OP war deutlich größer als vermutet. Die TA behielt sich vor ein 2. Mal zu operieren, falls sie nicht alles schafft um das Tier nicht zu lange in der Narkose zu halten. Nach 2 weiteren Stunden durften wir ihn abholen. Dem armen Kerl wurden 14,5 Zähne gezogen (der halbe war abgebrochen)!!!!!! Alle Backenzähne und ein Eckzahn unten. Die Rechnung war auf 1.500 EUR gewachsen, aber EGAL, er hat die Narkose überstanden! Ich hatte so Sorge wegen seinem Alter und Allgemeinzustand. Die Zeit nach der OP war Horror! Das Wildtier hatte schon beim Aufwachen den Trichter abgestreift, so dass er mit Verband in einer Art Geschirr an seinem Körper befestigt wurde. Noch während der Rückfahrt schaffte er es erneut, sich den Trichter halb abzustreifen, aufgrund der Befestigung ging er aber nicht ganz runter und auch nicht wieder rauf! Er schnürte ihm aber die Kehle ab! Wir waren ZUM GLÜCK zu zweit im Auto und ich saß hinten neben der Transportbox, hatte das gesehen und versuchte verzweifelt Anton aus diesem Geschirr zu befreien. Er lag schon völlig bewegungslos mit verschleierten Augen in meinen Armen, ich war fast sicher, dass er nicht mehr lebt!!!! 😱😱😱 Nach ein paar Sekunden bekam ich den Trichter ab und kurz danach regte sich Anton wieder. OMG! Nach einem Telefonat mit der Ärztin entschieden wir den Trichter nicht mehr aufzuziehen! Wir sollten aber durchgehend auf das Tier achten, dass er sich nicht am/im Maul kratzt. Nach 24 std war Nachkontrolle. Also teilten wir uns in Nachtschichten ein und ließen den Kleinen nicht aus den Augen. bzw, haben "menschlichen Trichter" gespielt und sofort seine Pfote runter genommen wenn er es versucht hatte. Unsere Nerven lagen blank am nächsten Tag....aber die Nachkontrolle ergab: alles gut! Nichts entzündet, alle Nähte noch heil. Was für ein Seegen!!!!
Jetzt geht der Spaß aber erst richtig los. Die OP war Anfang Januar. In der Zeit habe ich hier im Forum (und in diesem Thread) schon mehrere Stunden meiner Zeit verbracht und wusste neben vielen anderen Dingen: unsere Fütterung war völliger Mist! Da er nach der OP 2-3 Tage im Haus bleiben sollte, sah ich das als die einmalige Chance das Freigänger Tier, welches alle Futterschalen des Dorfes kannte, auf hochwertiges Nassfutter umzustellen. Schließlich möchte ich, dass er von nun an möglichst gesund bleibt und so lange wie möglich seine letzten Zähne behalten kann. Der Effekt war niederschmetternd. Am Morgen nach der OP hätte er wieder fressen dürfen. Ich hatte verschiedenste Futtersorten da - er rührte nichts an. Noch nicht mal ansatzweise. Ich stand in der Zeit immer im engen Kontakt mit der Tierärztin und bin an Tag 2 nach der OP nochmal hingefahren. Das Wochenende stand an und mit der Nüchternheit vor der OP hatte er fast 3 Tage nicht gefressen!!! Sie untersuchte ihn nochmals und versicherte mir, dass es keinen körperlichen Grund für seine Verweigerung gab. Er bekam zur Sicherheit aber nochmal eine Nährstofflösung und ein stärkeres Schmerzmittel gespritzt. Und sie rat mir ihn doch einmal rauszulassen. Vielleicht braucht er das "für den Kopf". Ich hatte große Angst, dass er irgendwo sein geliebtes Trockenfutter hinunter schlingt und im schlimmsten Fall daran erstickt, da er ja nicht mehr kauen kann! Er kam aber nach 30 min wieder und........fraß tatsächlich das erste Mal 🥰🥰🥰 Durch welche Emotionen man mit so einem Tier gehen kann....uff.....
Nun sind es mittlerweile rund 10 Tage nach der OP und die Füttere bleibt ein großes Thema. Ich habe bereits viele Tipps aus dem Forum berücksichtigt. Futter konsequent stehen lassen; Futter wegnehmen wenn nicht angerührt wird und nur zu bestimmten Zeiten wieder arbeiten; Verschiedene Futtersorten in verschiedenen Näpfen; warm machen; Rohfleisch (natürlich kleine Stücken) versuchen; Brühe rüber; Trockenfutter zerkrümelt rüber....und und und. Den heiligen Gral habe ich noch nicht gefunden. Manchmal frisst er plötzlich einen Napf komplett leer (kleine Mengen, 80-100 Gramm), macht sich auch über eine zweite und dritte Portion mittags und abends gierig her, rührt dann das Futter (welches wir in großen Mengen glücklich sofort bestellt haben) nicht mehr an, tut so als müsste er sich übergeben. Es kann sein, dass er 2 Tage später das Futter wieder nimmt. Momentan pendeln wir zwischen Mjammjam, Pussy Deluxe, CatzFinefood und Wildes Land. Habe aber auch den gesamten restlichen Mittelklasse & hochwertigen Fressnapf & Raiffeisen Bestand hier (Real Nature usw).
Momentan kann ich froh sein, wenn ich so 100-150 g täglich in den 4,8 Kilo Kater bekomme. Das ist natürlich VIEL ZU WENIG! Habe am Montag den nächsten TA Termin, mache mir aber wirklich Sorgen. Anton gehts sonst gut, wenn wir draussen sind, ist er wild und verspielt. Er hat auch definitiv Hunger, läuft immer zur Futterkammer...ist aber beim Fressen einfach ultra vorsichtig und misstrauisch. Das Trockenfutter würde er sofort nehmen, er starrt immer noch zur verbliebenen Tüte hoch. Bekommt er natürlich nicht, ist aber für mich wichtig zu verstehen, ob er einfach keinen Appetit hat oder ob er das Nassfutter nicht möchte. Es ist ganz klar Nummer 2. Ich mache mir zudem natürlich Sorgen, dass er den permanenten Futtersortenwechsel darmtechnisch mitmacht. Bis jetzt ist alles ok und ich versuchen dass die probierten Sorten zumindest eine ähnliche Zusammensetzung haben. Gleiches Fleisch (Huhn und Lachs) in ähnlicher Prozentzahl.
Wenn ihr echt bis hierhin durchhalten habt: DANKE!!!!!!!!!!!!!! 😂😘🙃
Nun tatsächlich die eigentliche Frage: Hat jemand nach einer großen FORL OP ähnliche Erfahrungen gemacht? Es ist natürlich sehr viel für ihn gerade. Schmerzen (Schmerzmittel hatte er 7 Tage nach OP bekommen), anderes Fressgefühl und dann auch noch generelle Umstellung und nicht sein Lieblingsfutter. Wenn ihr Futtervorsichtige hattet: wo ist das Licht am Ende des Tunnels? Wann haben sie wieder mit viel Appetit rein gehauen? Ist das bei uns noch alles "im Rahmen"? Gibt's noch Ideen, auf die ich noch nicht gekommen bin? Ich glaube ich brauche ein kleines "Heads up"..... 😃
Danke fürs Lesen und viele Grüße von Anton und Lisa!