Den Gedanken, meine Lieben potentiell nicht selbst verabschieden zu können, finde ich persönlich auch schrecklich. Genauso die Überlegung, vielleicht selbst völlig allein zu versterben.
Aber - wer weiß denn wirklich, wie es ablaufen wird, wenn es soweit ist?
Und ohne Corona?
Meine Schwiegermama, die ich heute noch vermisse, starb (im KH) nur im Beisein der Pfarrerin, die mehr zufällig dabei war, also ohne dass ihr Mann rechtzeitig kommen konnte oder ihr Sohn (geschweige denn wir entfernter Wohnenden wie Dementia und ich). Gewünscht hätte sie es sich sicherlich auch anders, und mein Schwiegerpapa hatte sehr viel Zeit am Krankenbett verbracht und gönnte sich in der betreffenden Nacht ein dringend benötigtes Päuschen.... fast, als ob die Schwiegi darauf gewartet hätte, dass sie allein wäre....
😕 🙁
Schwiegermama hatte lange Jahre unter Krebs gelitten und v. a. durchgehalten, weil ihr Mann sie so sehr brauchte. Vielleicht hatte sie das unbestimmte Gefühl, ihn nun fit gemacht zu haben für die Zeit "danach"? Vielleicht hatte sie schlicht keine Kraft mehr und wollte loslassen?
Sofern man den Sterbenden nicht wirklich im Familienkreis zuhause pflegt, halte ich es unter den Umständen der heutigen Welt (losgelöst von Corona) für zweifelhaft, ob die Angehörigen wirklich immer beim eigentlichen Sterbevorgang dabei sein können. Oder überhaupt wollen.
Abschied nehmen: das geht auch vorher, v. a. wenn der einem liebe Mensch noch bei Bewusstsein ist. Von meiner Schwiegermama Abschied genommen hatten Dementia und ich bereits vor ihrem letzten KH-Aufenthalt. Das hat mich doch etwas getröstet. Und es hat mich getröstet zu wissen, dass die Pfarrerin da gewesen war.
Nach dem, was ich wahrgenommen habe, gibt es zumindest in der Berliner Charité wohl die Möglichkeit für Ausnahmen vom generellen strikten Betretensverbot für Besucher im KH. Zum einen dürfen Kinder unter 16 Jahren Besuch empfangen (eine Person, eine Stunde am Tag; welche Schutzvorkehrungen zu treffen sind, kann ich nicht einschätzen), zum anderen wohl auch Sterbende.
Ich nehme an, dass solche Maßnahmen individuell getroffen werden können und dass es in den jeweiligen Bundesländern unterschiedlich ist.
Aber generell ist es richtig, dass der Kontakt von außen im KH minimalisiert werden muss - eben damit das Virus nicht eingeschleppt wird!
Und ganz ehrlich: wenn ich selbst kommende Woche stationär ins KH gehe, möchte ich auf der Station auch keine Außenstehenden sehen, von denen ich nicht weiß, ob sie coronafrei sind oder nicht. Geschweige denn Zimmergenossen, die wohlmöglich infiziert sind.
Es gibt in Krankenhäusern schon genug Keime, vor denen man auf der Hut sein muss. Multiresitente Keime usw.
Ich habe in meinem Leben bisher nur sehr sparsam mit Antibiotika Kontakt gehabt und bin immer gut damit gefahren (gerade dann, wenn ein Arzt mir z. B. bei einer einfachen Erkältung vorbeugende ein AB aufschwatzen wollte). Aber der Gedanke, dass im KH Keime rumschwirren können, die den gängigen AB die lange Nase drehen, begeistert mich gar nicht.
Insofern bin ich - auch wenn mir Besuch schon fehlen wird! - doch sehr froh, dass es das allgemeine Besuchsverbot im KH gibt. Und dies nicht nur, damit ich mich nicht wohlmöglich anstecke, sondern besonders auch für die vielen stationär liegenden Patienten, die zu den Risikogruppen gehören.