Ich finde das auch immer eine Gratwanderung, aufzuklären, aber dabei nicht zu moralisierend-belehrend zu wirken. Und da ich auch nicht von Anfang an die perfekte Katzenhalterin war (und wahrscheinlich auch immer noch nicht bin), fällt es mir eh schwer, andere vorschnell zu verurteilen.
Wir hatten jetzt z. B. den Fall, dass der junge Kater von Bekannten leider im Freigang überfahren wurde. Da bin ich nicht hingegangen und habe gesagt "Na, ihr habt ihn ja auch viel zu früh rausgelassen" - denn das hätte ich als sehr unsensibel empfunden, immerhin haben die Halter und ihre Kinder sehr um den Kater getrauert.
Jetzt, ein paar Wochen später, kam das Gespräch wieder auf Haustiere. Ich versuche dann immer zu erzählen, wie ich es mache oder wie meine Einstellung ist (gestern ging es z. B. u. a. um die Herkunft der Tiere und da meinte ich, dass für mich nur Tiere aus dem Tierschutz infrage kommen, weil ich finde, dass es schon viel zu viele Tiere gibt, die auf ein Zuhause warten) - kann dann aber nur hoffen, dass ich den einen oder anderen vielleicht zum Nachdenken anrege.
Oder unserem Neffen und seiner Frau, die gerade aufs Land gezogen sind und überlegen, Katze(n ) anzuschaffen, sage ich dann schon, falls Kitten einziehen wollen, dann bitte 2 zu nehmen und warum. Ob sie diesem Rat dann folgen, liegt nicht in meiner Hand. Das muss ich dann irgendwo auch akzeptieren.
Ja, ich finde man bewirkt am ehesten etwas, wenn man zum Nachdenken anregt.
Ein kleines Beispiel aus dem Leben gegriffen
Einzelhaltung
Ein Nachbar (ich kenne ihn und seine Frau nur flüchtig, wir haben ab und an richtig nette Smalltalks aber eben ihr Privatleben geht mich nichts an) weiß, dass ich Katzen habe (damals waren es noch 4 Kater) und er erzählte mir eines Tages so beim zufälligen Treffen auf der Straße freudestrahlend, das demnächst ein Kitten bei ihnen einziehen wird.
Ich denke "ohnein, wahrscheinlich nur 1 Kitten" sage aber "ohnein wie niedlich!" Ja sagt er, seine Frau wollte unbedingt naja er sei da eher skeptisch weil so ein kleines Ding macht ja auch Arbeit... "achne" sag ich "...die machen kaum Arbeit. Aber eben ein Kitten ist ja noch ein Baby, man muss es mögen, dass da plötzlich ein kleines lebhaftes Puschelwesen die Bude auf den Kopf stellt. Ich mag ja gerade diese Lebhaftigkeit. Ich wünschte, meine wären noch klein... (verträumter Blick) Also viel Spaß damit" 😇
Sagt er: "hmja, du hast ja mehrere, da war das bestimmt doppelt anstrengend auch als sie noch klein waren" ich: "na,
deswegen ja hab ich damals gleich zwei geholt. Die spielen dann mit sich anstatt die Sachen kaputt zu machen. Das ist viel anstrengender wenn du da ein unausgelastetes Kitty zu Hause hast. Ausserdem ist es doppelt niedlich, wenn die miteinander herumbalgen... (nostalgischer Blick) .. aber erzähl bloß nicht deiner Frau, dass ich das gesagt hab, dann will die auch gleich zwei!". 😇
Kennt ihr diesen Gesichtsausdruck, wenn ein ahnungsloses Hirnchen anfängt zu rattern? 😁
Was soll ich sagen, einige Wochen später begegnen wir uns wieder zufällig. Er "wir hamja jetzt auch zwo Teppichtiger" ichso "nein! Hastes doch deiner Frau erzählt?" "Ja hätt ich nicht machen sollen" sagt er grinsend, mit verklärtem Gesicht... Ich so: ".. und sind die beiden nicht unendlich niedlich?" "...jaklar." sagt er und grinst über beide Ohren.
Man unterschätzt oft die Macht der eigenen Worte und meint, ihnen mit Nachdruck und Argumenten ein größeres Gewicht geben zu "müssen". Aber meist sind es die kleinen Anstöße, die ein Nachdenken im Anderen bewirken.