Gedanken von Nils einer langjährigen Tierheimkatze

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Juik

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12. Juli 2010
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9.238
Es klingelt an der Tür!
Ein Ruck geht durch unsere Körper, wir strecken uns, ordnen noch die eine oder andere Fellsträhne. Mit gespitzten Ohren lauschen wir den Stimmen. Dann laufen einige schon los, neugierig und erwartungsvoll.
Vertrauensselig schmiegen sich manche von uns sofort an die Beine, machen auf „brave Katze“, die anderen setzen sich in Position: „schau wie schön ich bin“.

Kinder, ihr habt doch keine Ahnung! So wie ihr war ich auch mal, aber heute bleibe ich liegen – ein bisschen Hoffnung kriecht auch mir in den Schwanz, er wackelt ein bisschen hin und her. Meine Augen bleiben halb geschlossen, die Menschen gehen an mir vorbei, wie so oft schon. Sie sind auf der Suche nach einer ganz bestimmten Katze.

Sie taxieren uns von oben herab, streicheln mal hier mal da übers Fell, bedauern und gehen wieder. Nicht einmal eine Spende sind wir ihnen wert! Meine Enttäuschung hält sich in Grenzen, da ich weiß wie die Besuche oft ablaufen, aber die ganze Schar erwartungsfroher Katzen sackt in sich zusammen. Die glänzenden Augen werden stumpf, man geht zur Futterschüssel, nimmt ohne Appetit ein paar Bissen und verzieht sich in irgendeine Kuschelhöhle.

Einige von uns finden sich ab, machen das Beste aus dem Tierheim-Alltag. Schlafen viel, genießen die Zärtlichkeiten unserer wenigen Pfleger in vollen Zügen. Andere sind so frustriert, dass sie ständig kränkeln und den Pflegern große Sorgen machen. Am schlimmsten geht es denen, die einen Tierheim-Koller kriegen: sie geben sich auf, beißen sich die Haut blutig, oder sterben einfach.

Dabei geht es uns im Katzenhaus sehr gut. Wir haben Platz, werden sehr liebevoll behandelt, wer sich nach Natur sehnt, darf sogar Freigang haben. Aber – das beste Waisenhaus, das beste Altenheim, das beste Tierheim ist eben kein eigenes Zuhause mit geliebten Menschen darin.

Das Telefon klingelt!
Wir verharren im Spiel, atmen ganz leise, hören auf zu essen und spitzen die Ohren: um was geht es wohl? Wir hören die Stimme des Pflegers, sie klingt enttäuscht: nein, wir haben keine Katzenbabys!

Es ist Weihnachtszeit. Das Telefon klingelt oft. Unsere Pfleger und wir können die Nachfrage nach Katzenbabys schon nicht mehr hören. Sicher, wir gönnen den süßen Kleinen ihren Kuschelplatz. Aber, was wird denn aus ihnen wenn sie groß sind? Seltsamer Weise werden überwiegend erwachsene Katzen aus den Familien in Tierheime abgegeben: Kind geboren, Katzenallergie, Umzug sind so die Gründe. Oder aber, das ist so mein Gedanke, der kleine süße Fratz ist eben ausgewachsen und man sehnt sich wieder nach einem Katzenbaby, von denen es ja auch jede Menge gibt.

Ja, uns so geht wieder ein Jahr dahin. Einige von uns haben aufgehört zu zählen. Wir freuen uns über jeden Artgenossen der von lieben Menschen heimgeholt wird, aber jedes Mal gibt es auch einen Stich ins Herz.

Weihnachtszeit, Traumzeit, Wunschzeit.

Viele Jahre bin ich schon im Katzenhaus, viele Menschen sind an mir vorübergegangen. Mein Fell war eine lange Zeit sehr stumpf, ich war sehr traurig. Dank der Fürsorge meiner Pfleger ist meine Haut geheilt und ich habe das Träumen entdeckt: Ich schließe die Augen, liege in einem warmen Zimmer auf einer Decke, die nur mir gehört. Meine Menschen unterhalten sich, lachen.

Einer steht auf, kommt zu mir, streichelt mir liebevoll über den Kopf und sagt:“ du bist doch unser Bester! Was für ein schöner Kater du bist!“ Dann strecke ich mich der Hand entgegen und schnurre selig.
Alles ist so wirklich! Ich öffne die Augen und sehe noch eine kleine Weile das schöne warme Zimmer, will es festhalten….

Dann bin ich wieder auf dem Boden der Tatsachen: im Katzenhaus.

Liebe Menschen, ich wünsche Euch eine schöne weihnachtliche Zeit!

Euer Nils (www.tierhilfe-sw.de)

7414904cvr.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
A

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Ich hatte eine dicke Gäsenhaut beim lesen und Tränen in den Augen. 🙁 Es ist einfach traurig.

Danke, dass du das eingestellt hast.

Mir graut es jedes Jahr davor, dass völlig unüberlegt, Tiere unter dem Weihnachtsbaum landen und spätestens in den Sommerferien wieder weg müssen. Spätestens....
 
:glubschauge:🙁
 
 
🙁🙁🙁..............
 
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Traurig! :sad:
 
es macht einfach traurig...🙁


lieber nils...

ich wünsche dir und deinen katzenhausfreunden das ihr bald, ganz bald EUER zuhause findet....den ort an dem man die seele baumeln lassen kann...wo man sich mit jeder faser geliebt fühlt...es wird kommen, bestimmt...bitte gebt die hoffung nicht auf...


wir machen euren wunsch zu unserem...den hoffnung kann bekanntlich berge versetzten!!!
 
Zuletzt bearbeitet:


lieber nils,
auch ich wünsche dir und deinen katzenhausfreunden, dass auch ihr ein schönes, zuhause bekommen werdet.
 
Ohne Worte...🙁
Lieber Nils,
ich wünsche Dir und Deinen Katzenhausfreunden das ihr alle so schnell wie möglich ein schönes Zuhause bekommt!
 
Lieber Nils und alle Katzen, die es noch nicht in ein neues schönes Zuhause geschafft haben, alle Katzen die krank und einsam sind.....


ich wünsche Euch.....



- ganz schnell liebe Dosis

- ganz schnell ein warmes Plätzchen

- ganz schnell, dass ihr gesund werdet

- ganz schnell, dass ihr geliebt werdet

- ganz schnell, ein Strahlen in euren Augen

- und ganz schnell, die Sicherheit, dass ich angekommen seid


verliert nicht die Hoffnung, irgendwo wartet ein neues Zuhause auf Euch!
 
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und wieder sitze ich mit Traenen in den Augen im Buero...

aber...

unser Hund Cricket erhielt am 4.01. 2009 ein neues Zuhause, naemlich bei uns.
Er war kurz vor Weihnachten wieder ins Tierheim gekommen, nachdem die Zusafue nicht geklappt hatte.
Er war alt, halb blind und ein Wanderpokal.
Fuer uns war/ist es Liebe auf den ersten Blick!

Nils, ich druecke Dir und Deinen Leidensgenossen (leiden im Sinne von warten)die Daumen, von ganzem Herzen!
 
Es klingelt an der Tür!
Ein Ruck geht durch unsere Körper, wir strecken uns, ordnen noch die eine oder andere Fellsträhne. Mit gespitzten Ohren lauschen wir den Stimmen. Dann laufen einige schon los, neugierig und erwartungsvoll.
Vertrauensselig schmiegen sich manche von uns sofort an die Beine, machen auf „brave Katze“, die anderen setzen sich in Position: „schau wie schön ich bin“.

Kinder, ihr habt doch keine Ahnung! So wie ihr war ich auch mal, aber heute bleibe ich liegen – ein bisschen Hoffnung kriecht auch mir in den Schwanz, er wackelt ein bisschen hin und her. Meine Augen bleiben halb geschlossen, die Menschen gehen an mir vorbei, wie so oft schon. Sie sind auf der Suche nach einer ganz bestimmten Katze.

Sie taxieren uns von oben herab, streicheln mal hier mal da übers Fell, bedauern und gehen wieder. Nicht einmal eine Spende sind wir ihnen wert! Meine Enttäuschung hält sich in Grenzen, da ich weiß wie die Besuche oft ablaufen, aber die ganze Schar erwartungsfroher Katzen sackt in sich zusammen. Die glänzenden Augen werden stumpf, man geht zur Futterschüssel, nimmt ohne Appetit ein paar Bissen und verzieht sich in irgendeine Kuschelhöhle.

Einige von uns finden sich ab, machen das Beste aus dem Tierheim-Alltag. Schlafen viel, genießen die Zärtlichkeiten unserer wenigen Pfleger in vollen Zügen. Andere sind so frustriert, dass sie ständig kränkeln und den Pflegern große Sorgen machen. Am schlimmsten geht es denen, die einen Tierheim-Koller kriegen: sie geben sich auf, beißen sich die Haut blutig, oder sterben einfach.

Dabei geht es uns im Katzenhaus sehr gut. Wir haben Platz, werden sehr liebevoll behandelt, wer sich nach Natur sehnt, darf sogar Freigang haben. Aber – das beste Waisenhaus, das beste Altenheim, das beste Tierheim ist eben kein eigenes Zuhause mit geliebten Menschen darin.

Das Telefon klingelt!
Wir verharren im Spiel, atmen ganz leise, hören auf zu essen und spitzen die Ohren: um was geht es wohl? Wir hören die Stimme des Pflegers, sie klingt enttäuscht: nein, wir haben keine Katzenbabys!

Es ist Weihnachtszeit. Das Telefon klingelt oft. Unsere Pfleger und wir können die Nachfrage nach Katzenbabys schon nicht mehr hören. Sicher, wir gönnen den süßen Kleinen ihren Kuschelplatz. Aber, was wird denn aus ihnen wenn sie groß sind? Seltsamer Weise werden überwiegend erwachsene Katzen aus den Familien in Tierheime abgegeben: Kind geboren, Katzenallergie, Umzug sind so die Gründe. Oder aber, das ist so mein Gedanke, der kleine süße Fratz ist eben ausgewachsen und man sehnt sich wieder nach einem Katzenbaby, von denen es ja auch jede Menge gibt.

Ja, uns so geht wieder ein Jahr dahin. Einige von uns haben aufgehört zu zählen. Wir freuen uns über jeden Artgenossen der von lieben Menschen heimgeholt wird, aber jedes Mal gibt es auch einen Stich ins Herz.

Weihnachtszeit, Traumzeit, Wunschzeit.

Viele Jahre bin ich schon im Katzenhaus, viele Menschen sind an mir vorübergegangen. Mein Fell war eine lange Zeit sehr stumpf, ich war sehr traurig. Dank der Fürsorge meiner Pfleger ist meine Haut geheilt und ich habe das Träumen entdeckt: Ich schließe die Augen, liege in einem warmen Zimmer auf einer Decke, die nur mir gehört. Meine Menschen unterhalten sich, lachen.

Einer steht auf, kommt zu mir, streichelt mir liebevoll über den Kopf und sagt:“ du bist doch unser Bester! Was für ein schöner Kater du bist!“ Dann strecke ich mich der Hand entgegen und schnurre selig.
Alles ist so wirklich! Ich öffne die Augen und sehe noch eine kleine Weile das schöne warme Zimmer, will es festhalten….

Dann bin ich wieder auf dem Boden der Tatsachen: im Katzenhaus.

Liebe Menschen, ich wünsche Euch eine schöne weihnachtliche Zeit!

Euer Nils

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trauriiig.gif
 
Wenn ich sowas lese, muss ich immer zu meinen Katzen gehen und sie streicheln und ihnen sagen, dass das meine liebsten und tollsten Katzen sind und das sie immer bei mir bleiben werden. Es ist so traurig, sowas zu lesen 🙁.
 
schubs.......
 
2 meiner 3 Katzen sind aus dem TH. Der 3. ist ein Findelkind. Ich verstehe nicht warum es immernoch soviel Vermehrer gibt, die Katzenbabys produzieren wo es doch schon soviel heimatlose Katzen gibt...

Auch ich wünsche dir lieber Nils und deinen vielen Leidensgenossen, dass ihr endlich euer Traumzuhause bei einer/m liebevolle/n Dosi findet.
 
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Ist dieser wunderschöne Text geschützt oder darf ich den weiterleiten?

Ich finde noch mehr Menschen sollten sich mit Tränen in den Augen Gedanken machen!
 
Noch mal schubsen, damit alle es lesen können und es nicht auf die letzte Seite rutscht
 
Ist dieser wunderschöne Text geschützt oder darf ich den weiterleiten?

Ich finde noch mehr Menschen sollten sich mit Tränen in den Augen Gedanken machen!

Er frage mal bei meiner Vereinskollegin, die ihn geschrieben hat, nach 🙂.
 
schubs...........
 

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