Hallo Ihr Lieben,
ich danke Euch so sehr, dass Ihr mit mir gezittert habt. Es tut gut, auf soviel Mitgefühl zu stoßen. Eigentlich wollte ich früher schreiben, doch war ich heute recht lange unterwegs! Eine Strecke waren ca. 100 km. Dann gab es noch Wartezeit, weil ein Notfall dazwischenkam, und dann musste ich ja noch warten, bis er aus der Narkose erwachte und ich ihn wieder mitnehmen konnte. Ich wollte Euch dennoch schon früher schreiben, aber irgendwie habe ich mich plötzlich so leer und müde gefühlt und bin vor Erschöpfung eingeschlafen. Nouri schläft sowieso meistens, blinzelt nur ab und zu vor sich hin. Als ich ihn eben streichelte, hatte er allerdings genug Kraft, mich zu beißen... Die letzte Woche hat bei uns beiden Spuren hinterlassen.
Also....Nouri hat KEINEN Hirntumor und schien auch ansonsten neurologisch nicht auffällig. Doch werden die Bilder noch einmal detaillierter ausgewertet. Da ich mit meinem Termin so "dazwischen gerutscht" bin, wird man mich noch einmal telefonisch kontaktieren. Puh...Aber diese Nachricht hat mich schon einmal ein wenig beruhigt. Die Kernspin-Prozedur hat er mit einer leichten Narkose gut überstanden. Aber es ist bei der Voruntersuchung festgestellt worden, dass er wohl unter Rückenschmerzen o. ä. leidet. Das hat man gleich mit untersucht. Nouri leidet an einer Hüftdysplasie. Irgendwie fiel mir immer schon auf, dass er etwas staksig ging, besonders, wenn er sich vom Schlafen erhob. Ob seine Aggressionen daran lagen/liegen, vermögen wir nicht zu sagen. Im Moment rät man mir noch von einer OP ab.
Was den Knoten anging, so wurde er von den Ärzten als etwas Harmloses eingestuft. Deshalb riet man mir, ihn doch noch weiter zu beobachten. Die Begründung war, dass angesichts des Aggressionsproblems eine OP mit den schmerzhaften Folgen das Tier noch mehr verwirren würde. Im Gegensatz zu sonst, habe ich mich bei der ganzen Prozedur zurückgehalten, damit er mich und meine Stimme nicht mit dem tierärztlichen Stress in Verbindung bringt.
Ich habe jetzt erst einmal ein Schmerzmittel bekommen. Die Ärzte gehen davon aus, dass - sollte sich an seinem Verhalten nichts ändern - eine massive psychische Störung vorliegt. Noch sollte ein Schmerzmittel wirken, das er gespritzt bekommen hat. Mal sehen, was wird, wenn ich ihm das selbst verabreichen muss.
*Pause* Bin mal kurz aufgestanden.
Auch mit mir haben die Zwischenfälle einiges gemacht. Ich frage mich, warum ich so massiv darauf reagiere...Ich hatte mal ein Erlebnis mit einem Menschen, der dafür sorgte, dass ich mich in meiner eigenen Wohnung wie eine Fremde fühlte, nur noch auf "Samtpfoten" umhergegangen bin, um nicht zu "provozieren". Irgendwie erinnert mich die jetzige Situation daran, obwohl das arme Tier gar nichts dafür kann...und das Tier natürlich nicht aus Lust und Laune "heimtückisch" ist.
Morgen werde ich versuchen, mich ihm wieder zu nähern. Heute ging das noch nicht wirklich gut. Leider muss ich das zugeben. Natürlich habe ich immer wieder danach geschaut, ob es ihm gut ging. Eben, als ich kurz aufgestanden bin, saß er vor der Wohnzimmertür. Das sah ich vom Flur aus, da die Tür eine Glasscheibe hat. Im Flur war es recht dunkel, und ich sah durch die Scheibe seine Umrisse und phosphorisierenden Augen. Er hatte Angst und wollte dennoch zu mir. Er versteht die Welt nicht mehr.
Mir tut mein armer Schatz so leid. Es bricht mir das Herz.
Ich weiß nicht, was ich ohne Euch getan hätte. Ihr glaubt gar nicht, wie dankbar ich bin. Es war ein gutes Gefühl, nicht alleine zu sein.
Auf jeden Fall werde ich am Ball bleiben und alles dafür tun, dass es ihm bald wieder besser geht...und damit auch Marie und mir. Natürlich halte ich Euch auf dem Laufenden....
Ach...ich werde schon wieder müde....
Alles Liebe
Sigrid