Im Wurmloch ist es gar nicht schön. Man glaubt gar nicht, was da alles umher fliegt! Transportkennel, Katzen-Intelligenz-Spielzeuge, Labellos, Mulmsauger, Hunde ... sogar ein verzweifelter Mann im weißen Kittel flog vorbei und schwor irgendeiner unsichtbaren Macht, nie wieder rektal bei ihr Fieber messen zu wollen ... Mann, war ich froh, als ich da wieder raus war!
Allerdings frage ich mich jetzt, ob ich nicht freiwillig wieder darin verschwinden soll. Draußen tobt so eine Art Schneesturm, mein Auto macht seit einer Woche Ärger, und ich habe eine mittelschwere Sinnkrise, weil mein süßer kleiner Flori eine total negative Persönlichkeitsänderung durchlebt.
Mein Flori. Was für ein kleiner Sonnenschein er bislang doch war. Immer heiter und gut gelaunt, ließ er sich schnurrend, tretelnd und Küsschen gebend von mir umher tragen, kuschelte sich auf meinem Schoß zusammen und ließ sich von mir auf dem Boden herum rollen, wobei er possierlich mit den Pfötchen nach mit tatzelte. Ja, ich war die Sonne, um die sein kleines Universum sich drehte! Nah standen wir einander und waren uns so zugetan!
Ich möchte an dieser Stelle doch mal eindringlich davor warnen, auf den Tenor führender Katzenforen zu hören. Zwei Kater sind voll blöd. Auf einmal hat man anstelle des süßen Babys zwei Halbstarke, die breitbeinig durch die Hütte watscheln, wenn sie nicht als Knäuel mit acht Pfoten von einer Ecke in die andere rollen, gemeinschaftliche Raubzüge ausbaldowern und sich gegenseitig im Regaleklettern überbieten. Nimmt man gedankenlos den kleinen Liebling auf den Arm, blickt man Chuck Norris ins Gesicht - ey Mann, wie jetzt Schmusen, hast du einen nassen Hut auf?! Alter, ich hab ganz allein zwölf Meisen vom Futterhäuschen weggejagt, und die kommt mir mit ihrer doofen Schmuserei, da hab ich doch jetzt echt keine Zeit für!
Mitunter wird im Eifer des Gefechts vergessen, dass auch noch eine Diva mit im Hause lebt, die mit Herumtollereien überhaupt gar nichts am Hut hat. Wenn man Lilly mit ihren kurzen Beinchen so einher tapern sieht, könnte man als Kater auf den abwegigen Gedanken kommen, ein prima herumrollensfähiges Objekt vor der Nase zu haben. Fritz jedenfalls, der die Dame noch nicht so lange kennt wie Flori, kommt immer wieder auf diesen Gedanken. Leider kapiert Lilly das Spiel nicht, das ja eigentlich so geht: Ich jage dich, und du läufst weg, und dann krieg ich dich, und dann roll ich dich, und das ist voll lustig. Lillys Version der Spielregel sieht folgendermaßen aus: Du jagst mich, und ich lauf nicht weg, und dann guckst du doof, und ich hau dir was an die Ohren, und dann guckst du noch doofer, und dann leg ich mich schlafen, und du stehst da wie ein Trottel.
Das nagt ein bisschen an Fritzens Selbstbewusstsein. Aber nur ein bisschen. Dann geht er wieder mit seinem Kumpel aufs Klo und guckt, wer den größten Pullerklumpen hinlegt und das Streu am höchsten über den Rand schaufeln kann, und wenn Frauchen dann die Hände ringt, dann ist die Welt wieder in Ordnung.
Jedenfalls für die Kater.