Ich wollte doch nur Futter spenden ...

  • Themenstarter Themenstarter Semolina
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Heute melde ich mich auch mal wieder und gestehe, dass ich auch immer noch eine regelmäßige, stille Leserin, Lacherin, Weinerin und vor allem Freuerin bin, wenn am Wochende die Geschichten aus dem Hause, ja für mich bleibt es das, "Campbell" kommen.

In diesem Sinne...frisch frohen Mutes weiter...und Henry...das wird schon. Ab und an hat das Personal so Anfälle. Ich auch! Ich versuche es meinen immer mit meinem allumfassenden Blick auf die dringend aufrechtzuerhaltende Gesundheit meiner Schützlinge zu erklären. Und du wirst merken...es lohnt sich!
 
A

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Hey Henry,
mal so von Rotem zu Rotem: Ich kann dir super Tricks verraten, wie man so richtig Stimmung in diese Arztdinger bringen kann.
Was meinste, wie die da juchzen können.

Ich meld mich später nochmal, das Personal ist neugierig.
Und viel zu misstrauisch.
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@Mikesch, das finde ich süß, nun hat Mikesch eine Freundin und ein Ersatzfrauchen. Ist doch super. Man kann ja nie wissen😀😀,

Genauso wie bei Semolina zu Hause. Fritz mit der Nachbarin , Henry mit der Tierarzthelfern.😀

Dein Flori ist aber wirklich ein Lieber:pink-heart::pink-heart:
Na ja auch Fritz (mit dem traurigen Blick ) gewöhnt sich.
Und nicht zu vergessen der Henry, der sich etwas tolpatschig , in die Herzen geschlichen hat.:pink-heart:
 
Ach, ich mache lieber im Altweibersommer Urlaub, habe ich stets geantwortet, wenn die Kollegen fragten, wann ich denn meinen Sommerurlaub nehmen wolle. Da ist meist ruhiges Spätsommerwetter, da kann ich prima Fahrrad fahren. Morgens in der Fleecejacke los und mittags im T-Shirt nach Hause kommen und bei 25 Grad auf dem Balkon sitzen. Das ist genau mein Ding. Bloß nicht im Juli Urlaub machen, da hat man ja öfter mal diese sprunghaften Drei-Tage-Hitzewellen, das ist für wetterfühlige Migränepatienten gar kein schönes Wetter.

Bislang bin ich in meinem Urlaub genau einmal aufs Rad gestiegen und konnte immerhin vierzig Kilometer lang meinen neuen Sattel ausprobieren. (Der neue Sattel ist wesentlich härter als der alte Sattel, habe ich dabei festgestellt.) Nachmittags habe ich unter meinem wehen Poppes gelitten und nachts, na klar, kam der erste Migräneanfall. Seither halte ich mich überwiegend in der verdunkelten Wohnung auf, versuche meinen Kreislauf irgendwie zu bändigen und habe miese Laune.

Immerhin kann ich morgens in Ruhe auf dem Balkon frühstücken. Also, fast jedenfalls. Meistens will Flori mit. Ich versuche mich dann heimlich rauszuschleichen, damit ich Zeitung lesen kann, ohne ständig den herum turnenden Chefkater im Auge behalten zu müssen. Der Chefkater merkt das aber jedesmal, schreit eine Weile an der Balkontür herum und geht dann in die Küche, wo er so lange randaliert, bis ich ihn raus hole. Das ist immer noch besser, versuche ich mich zu trösten, als in der Küche zu frühstücken, wo Fritz immer auf der Zeitung liegt und grantig wird, wenn ich versuche, ihn vom Leitartikel zu schieben.

Samstagnacht gibt es endlich ein Gewitter. Kein besonders schlimmes Gewitter, es grummelt erst ein paar Stunden lang vor sich hin, dann knallt es einmal gewaltig, und es gibt einen ordentlichen Regenguss. Fritz beschließt daraufhin, dass er lieber auch mal wieder bei mir im Bett schlafen will. Dort liegt Flori bereits und verschlummert selig das polternde Unwetter. Nach ein bisschen Knurren und Schieben hat man sich darauf geeinigt, dass Fritz sich kreuz hinlegt und Flori quer. Mich hat man im Zuge der Gebietsaufteilung an die Bettkante rangiert. Ich zupfe zaghaft an der Bettdecke. Fritz mault, dass er jetzt schlafen will und ich endlich Ruhe geben soll.

Um viertel nach sechs beißt mir Flori in die Wade und brüllt, dass ich aufstehen soll, es hätten alle schon einen Riesenhunger. Ich schleppe mich aus dem Bett, füttere die Katzen und lüfte die Wohnung. Die Luft ist angenehm frisch, aber draußen ist es ziemlich nass. Ich beschließe, mal wieder am Küchentisch zu frühstücken. Dann muss ich auch nicht alle drei Minuten aufstehen und Flori wieder in mein Blickfeld zerren.

Kaum habe ich mich niedergelassen und die Zeitung aufgeschlagen, hüpft Fritz auf den Tisch und genehmigt sich erstmal einen Happen Frischkäse. Ich mahne besseres Benehmen an und bringe meine Knäckebrote außer Reichweite. Fritz wirft mir einen giftigen Blick zu, erahnt den interessantesten Artikel auf der Seite und platziert seinen getigerten Body genau dorthin. Ich versuche ihn zaghaft zu verschieben. Fritz peitscht mit dem Schwanz und fragt, was ich von seinen frisch manikürten Krallen halte. Ich verabschiede mich vom Haifischbecken der Lokalpolitik. Die Ratsherren von SPD und Freien Wählern liegen sich noch immer wegen des Berichts der Gemeindeprüfanstalt in den Haaren. Spannend.

Gerade will ich mich der Umweltproblematik der Kaffeekapseln zuwenden, da landet Flori auf der Zeitung. Praktischerweise ist so eine Zeitung ja recht großformatig, speziell im aufgeschlagenen Zustand bietet sie ausreichend Liegefläche für bis zu zwei Kater. Flori watschelt über den Lokalteil und haut sich auf den Wochenendservice. Dabei gerät sein Hinterteil über den Innenfalz auf das von Fritz beanspruchte Liegegebiet.

Ich schnappe mir meine Kaffeetasse, hole mir ein Buch und setze mich an den Schreibtisch, während hinter mir der Dritte Weltkrieg ausbricht. Das Fauchen, Reißen und Fleddern ruft Henry auf den Plan, der aufgeregt den Tisch umkreist. Kleine und größere Zeitungsfetzen regnen auf ihn herab, die Obstschale rutscht gefährlich nahe an die Tischkante. Um ein Haar wird Henry von einer heraus gerollten Grapefruit erschlagen.

Während die Konfliktparteien samt Tischtuch und Zeitung auf die Fliesen knallen, wo die roten Bodentruppen in den Kampf eingreifen, sinne ich darüber nach, wie metaphorisch doch das Leben manchmal sein kann: Den Artikel über den Gemeindeprüfanstalt-Streit habe ich zwar nun nicht lesen können, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass er in etwa die Szene wiedergibt, die sich gerade auf meinem Küchenfußboden abspielt.

Drohende Eskalation
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Auch wenn ich spät antworte, aber 9.30 h warte ich auf deine Sonntagsgeschichte.😀

Deine Süßen sind wirklich sehr besorgt um dich. Bei den Nachrichten wär deine Migräne sicher schlimmer geworden.
Nachspielen reicht da voll aus und du bist auch informiert. :muhaha:
 
@Mikesch, was sagt denn euer Mikesch dazu, 9.30 h und du noch im Bett?
Ach ja, da gibt es ja noch das Ersatzfrauchen😀, ich sag doch , man kann nie wissen wozu das noch gut ist:muhaha:
 
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Herrliche Geschichte, vielen Dank :grin:

Was bin ich froh, dass die 16 Pfoten hier (eigentlich) nicht über Tische laufen/auf Tischen liegen.
Aber was weiß das Personal schon, was sie machen, wenn es Futter verdienen geht 😉
 
Da hat der Mikesch ja noch mal Glück gehabt😀, so ein tolles Erstfrauchen.:pink-heart:
 
Ein Merkmal des Spätsommers ist das Kürzerwerden der Tage, das phänomenalerweise gleichzeitig ein Längerwerden der Nächte mit sich bringt. Dieses vom Universum fein ausgeklügelte und hochgradig variable Wechselspiel der Tageszeiten hat mir immer schon eine gewisse Bewunderung abgerungen. Auch an diesem Morgen stehe ich wieder voller Staunen im Flur und erfreue mich an einem milden Dämmerlicht, das auch um halb sieben noch nicht weichen will.

Da fällt mein Blick auf etwas, das gestern im milden Dämmerlicht des frühen Abends noch nicht da war. Es liegt vor der Badezimmertür, ist rund und hat Haare. Iiieeeh, ein Rollmops mit Frisur, denke ich. Ich kann mich zwar nicht daran erinnern, jemals einen Rollmops über die Schwelle meiner Wohnung getragen zu haben. Aber seitdem Flori bei mir wohnt, begegne ich dem Unerklärlichen mit zunehmender Gelassenheit.

Im sanften Schein der Flurlampe entpuppt sich der Rollmops jedoch als ein vor langer Zeit unter die Kommode gerolltes Bällchen, das nun umhüllt von einer flusigen Schicht wieder zum Vorschein gekommen ist. In mir regt sich das schlechte Gewissen. Immer wenn World’s Best Mom in meiner Behausung zu Besuch weilt, gibt sie mir wertvolle Hausfrauentipps mit auf den Weg wie: „Du musst mal den Kleiderschrank von der Wand rücken und über die Fußleisten putzen, die sehen ja vielleicht aus!“ oder: „Der Papa bringt dir beim nächsten Mal die Leiter mit, dann kannst du da oben in der Ecke mal die Spinnweben wegmachen!“ Undankbare Tochter, die ich bin, rolle ich dann mit den Augen und schlage in genervtem Tonfall vor, dass World’s Best Mom doch in ihrem eigenen Haushalt die Schränke von der Wand rücken oder auf Leitern klettern solle.

Wenn ich mir das Bällchen so angucke, dann sollte ich vielleicht doch mal weniger Zeit mit Büchern und Katzen verbringen und den dunklen Gefilden meiner Behausung ein wenig mehr Pflege angedeihen lassen. Wenn ein Bällchen auf den ersten Blick an einem dämmerigen Morgen gar nicht mehr als Bällchen erkennbar ist, weil es in seiner Umhüllung aus Staub, Haaren und Katzenstreu an einen mutierten Heringskadaver denken lässt, dann sollte auch ein kreativer Freigeist wie ich mal seine hausfraulichen Fähigkeiten auf den Prüfstand stellen.

Ich gelobe mir und Mama Besserung, putze mir die Zähne und mache mir erstmal Frühstück. Das verfluste Bällchen lasse ich da liegen, wo es ist. Mein Motto bei der Hausarbeit war von jeher: Eile ist Unsinn, der Dreck hält sich noch bis nächste Woche.

Als ich das nächste Mal durch den Flur gehe, scheint sich das Problem von ganz allein gelöst zu haben, das Bällchen ist nämlich weg. Nur ein paar Flusen und Katzenstreukrümel zeugen noch von seiner Existenz. Vermutlich ist es zurück unter die Kommode gerollt, weil es sich geschämt hat. Ich betrachte eine Weile die unansehnlichen Überbleibsel seines kurzen Besuches und ärgere mich, dass ich gestern gewischt habe. Jetzt muss ich eine Woche lang immer über diesen kleinen Dreckhaufen steigen, der vor dem Bad liegt, weil Fegen und Wischen turnusgemäß erst nächste Woche wieder auf dem Plan stehen. So ein Mist aber auch.

Mitten in der Nacht werde ich von einem fremden Geräusch geweckt. Irgendwo rasselt es. Ich liege wach und lausche in die Dunkelheit. Aus dem Flur erklingt das schwerfällige Hoppeln, das auf einen tauben Kater mit Trampelfüßen hinweist, dann rasselt es wieder. Ich gehe nachsehen. Der taube Kater liegt auf der Fußmatte und kullert einen pelzigen Rollmops herum. Jetzt fällt mir auch wieder ein, dass das Bällchen in seinem Inneren eine kleine Rassel beherbergt. Hatte ich ganz vergessen. Aber ich habe das Bällchen ja auch schon lange nicht mehr gesehen.

In den kommenden Tagen sehe ich es dafür umso öfter. Als ich es damals frisch und neu aus dem Zoofachhandel nach Hause brachte, da rief es bei den Katern ungefähr soviel Begeisterung hervor wie ein Rosenkohl. Jetzt, wo es auf einmal Haare hat, da sind sie ganz aus dem Häuschen und rollen es den ganzen Tag unter aufgeregtem Quietschen durch die Wohnung. Mittlerweile sieht man schon wieder, dass es blau-rot-grün gestreift ist. Und man sieht auch deutlich, wo es überall schon her gerollt ist.

Aber mich hat das auf eine prima Geschäftsidee gebracht. Ich sammel jetzt die ganzen Flusen ein, kaufe noch ein paar Bällchen und mache die haarig. Und dann verkauf ich die, werde schweinereich und stelle eine Putzfrau ein!

Jetzt neu und exklusiv auf „Buy&Schry TV“: TRUMPI, das Bällchen mit Frisur!
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:wow: Wir möchten gerne 2 Bällchen mit Frisur kaufen.
Wenn wir uns die Versandkosten sparen können, nehmen wir auch gerne ein Dutzend 😀.
 
Herzlichen Glückwunsch zum neuen Startup-Unternehmen. Ich sehe dich schon in der Höhle der Löwen. 😀

Ich möchte mich hiermit als Zulieferer bewerben. Für diejenigen, die ihre Bällchen in blau-weiß haben möchten. Unser Kater ist lt. Vorbesitzer ein Brite mit blau-weißem Fell. Warum es als "blau" bezeichnet wird, weiß ich nicht, es ist definitiv grau in meinen Augen. Wobei mir gerade das Kleid einfällt, welches im Internet seine Runden zieht und bei dessen Farbe es unterschiedliche Meinungen gibt. Achja, Streu in feinster Körnung hätte ich auch noch anzubieten. Da ich aber derzeit nur einen Kater beherberge, ist das grau-weiße Fell recht spärlich und daher teurer. Aber auch dafür wird es Liebhaber geben. Da bin ich sicher *nick*.

Da auch ich mir nichts vom Dreck vorschreiben lasse und daher auch nur einmal in der Woche die Hütte reinige, könnte ich dir jeweils dienstags eine Auswahl Fell/Streu zukommen lassen.
 
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Herrlich!!! *pruuust*

Jetzt muss ich eine Woche lang immer über diesen kleinen Dreckhaufen steigen, der vor dem Bad liegt, weil Fegen und Wischen turnusgemäß erst nächste Woche wieder auf dem Plan stehen. So ein Mist aber auch.

Da haben wir dieselbe Lebensphilosophie!
 
Seeeeeeeehr, sehr klasse, danke für den Lacher am Sonntag!

Leider sind Bällchen in meinem Zwei-Miezen-Haushalt sowas von völligst verpönt, aber mit Haaren und Streu kann ich immer Montags dienen, nämlich mit pechschwarzen Haaren und mit wunderhübsch dreifarbigen!
 
Buy&Schry bietet wieder hochwertiges Katzenzubrhör an :wow:, sicher wieder so preisgünstig wie Goldi. Da bin ich dabei. Zur Probe erstmal ein Exemplar. Weitere Bestellungen nicht ausgeschlossen.😀

Wieder eine Geschichte, die man mehrmals lesen kann und immer wieder was Neues entdeckt.:pink-heart:
 
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Ich könnte ebenfalls gern zuliefern, in allen Farben und Formen.
Danke dir 😀
 
Herrlich! Ich genieße die Sonntagsgeschichten immer so sehr, ein Sonntag ohne Sonntagsgeschichte ist kein richtiger Sonntag! Jawohl!

Ich könnte Fell in orangerot und silbergrau zuliefern, sowie ebenso feinkörnige Katzenstreu. :muhaha:

Liebe Grüße,
Winy mit Rufus und Robin
 
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Gut, und für die Öko-Freaks liefere ich dann das Cats Best. Und schwarz, grau und silber......
 
Ich hätte hier eine größere (Farb-)Auswahl an Fell anzubieten(bei 6 Katzen😉). Sind auch als Mischung sehr apart. Da würde es Mengenrabatt geben, was die Gewinnmarge für Trumpi erheblich vergrößern würde.:muhaha:

Ich liebe die Sonntagsgeschichten.:pink-heart:
 
Trumpi :omg::yeah:
Sehr geile Geschichte (ich bin u40 und darf bei der Verrohung der Sprache noch mitmachen :aetschbaetsch1:)
 
@alle: Ich sehe schon – mit vereinten Kräften und Flusen werden wir TRUMPI zum kommenden Benchmarker auf dem Haustierspielzeugsektor machen!

@mikesch: Boah Alter ey, als Nichtmutter bin ich leider überfragt, was Erziehungsdinge angeht, aber du darfst gerne auf mich und meine Katzen verweisen, wenn jemand glaubt, deine Kindererziehung sei kacke. (Mein Beitrag zur Sprachverrohung!)

Heute möchte ich einen mutigen Schritt wagen und mich zu einem Tabuthema unserer Gesellschaft outen, das so gar nicht zu unserem Selbstbild des freien, selbstbestimmten Menschen passt. Ein Thema, das viele von uns betrifft, jedoch aus Scham oder auch aus falsch verstandener Loyalität in der Öffentlichkeit von den Betroffenen gerne verschwiegen wird.

Aus dem Dunkel der einsamen Not, in die uns diese Scham getrieben hat, trete ich nun hervor ins grelle Licht einer schockierten Öffentlichkeit und stelle mich der traurigen Tatsache: Ja, auch ich bin ein Opfer haustierlicher Gewalt geworden, diese Woche schon zweimal!

An meinem letzten Urlaubstag gießt es wie aus Eimern, und ich ertränke den Urlaubsblues in einem trockenen Merlot und gehe früh zu Bett. Mitten in der Nacht werde ich ziemlich unsanft aus dem Schlaf gerissen. Mein Fuß tut weh, ich kann mir aber irgendwie nicht erklären, wieso. Ratlos mache ich das Licht an und begutachte das schmerzende Körperteil. Die Ferse blutet. Jetzt fängt auch noch der Oberschenkel an zu zwiebeln. Ich drehe mein Bein hin und her und entdecke zwei dicke Kratzer.

Ein wüstes Knurren unter dem Bett bringt ein wenig Licht ins Dunkel. Ich hänge meinen Kopf über die Kante und erblicke Henry und Flori, die einander gegenüber sitzen. Flori macht ein brummiges Gesicht und wedelt missmutig. Henry zirpt betrübt und patscht nach Floris Nase. Flori knurrt lauter. Henry sagt klagend „Hi-Ha!“ und rutscht näher. Flori schießt unter dem Bett hervor und verschwindet motzend in Richtung Küche. Henry hoppelt hinterher.

Ich starre trübselig auf die blutenden Kratzer. Henry möchte manchmal mit Flori spielen, wenn Flori lieber schlafen möchte. Das versteht Henry nicht. Dann hopst er ins Bett, schmeißt sich auf den im Tiefschlaf befindlichen tauben Kater und löst damit reflexartig die sofortige Mobilmachung aus. Liegt man dann als Mensch unter seiner Sommerbettdecke dazwischen, dann kann es schon mal zu Kollateralschäden kommen. Ich lasse die Kratzer bluten, knipse das Licht aus und schlafe weiter. Morgens ziehe ich mir ganz unbedacht Ballerinas an, die den ganzen Tag den Kratzer an der Ferse aufscheuern, und humpele unter den mitleidigen Blicken der Kolleginnen im Büro umher.

Nichts ist so schön wie das Wochenende nach der ersten Arbeitswoche. Am Freitagabend liege ich entspannt auf dem Sofa und gucke so vor mich hin. Fritz steuert das Sofa an, hüpft auf die Rückenlehne und fixiert die Wolldecke. Fast kann ich es aus seinen Ohren dampfen sehen, so brodeln die Hormone. Daher merkt er auch nicht, dass Henry sich von unten anpirscht. Umso explosiver ist die Reaktion, als das Spielkind Fritzens Schwanz hascht. Fritz verliert das Gleichgewicht, rutscht von der Lehne und landet mitten in meinem Gesicht, von wo aus er einen Raketenstart hinlegt.

Ich sammele meine Brille vom Teppich auf, biege die Bügel einigermaßen gerade und setze sie mir wieder auf die Nase. Als ich nach der Fernbedienung greife, fällt mir das Blut an meinen Händen auf. Hektisch befühle ich mein Gesicht. Blut, Blut, ich bin verletzt!

Panisch renne ich ins Bad und schalte das Licht ein. Aus dem Spiegel guckt mir der letzte Gegner von Witali Klitschko entgegen. Ein blutiger Riss ziert meine Nase und drei dicke Kratzer meine Brust. Und meine Brille sitzt auch schief. Mit Schaudern denke ich an den kommenden Montag und die Blicke der Kollegen. Ich sehe aus wie nach einer Kneipenschlägerei. Und ich kann ja schlecht mit einer Skimaske ins Büro gehen.

Henry kommt rein getapst, schmiegt sich an mein Bein, glubscht treuherzig zu mir hoch und schnurrt liebevoll: Der kleine Schatz möchte seine Streicheleinheiten.

Die hat er sich auch echt verdient.

Am Anti-Aggressions-Stuhlkreis arbeiten wir noch
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