Es war eigentlich gar nicht meine Absicht, das Forum zu fluten!
Lilly ist nun schon ein Jahr nicht mehr bei uns, und ich wollte ihr einfach eine kleine Geschichte zur Erinnerung schreiben. Die vielen Tränen tun mir jetzt doch ein wenig leid – aber wenn der Samba-Bus den einen oder anderen trösten kann, dann hat’s ja auch was Gutes ... Einen Eierlikör-Cocktail auf alle, die zum großen Bingo-Abend unterwegs sind!
Diese Woche sind wir wieder im Hier und Jetzt. Obwohl: Ein wenig metaphysisch wird es schon, auch wenn wir uns heute mal nicht ins Reich der Wurmlöcher begeben. Stattdessen widmen wir uns der rätselhaften Frage, wie es Katzen immer wieder gelingt, die Gesetze der Mathematik außer Kraft zu setzen.
Ganz rational betrachtet ist die Anzahl meiner Katzen eigentlich eine statische Größe. Es sind drei. So steht’s ja auch im Mietvertrag. Drei Kater. Drei Futterschüsseln, drei Transportboxen, drei Tasso-Ausweise. Wenn ich Katzenfutter kaufe, sollte die Anzahl der Portionen durch drei teilbar sein. Eine Knabberstange breche ich in drei Teile.
Dennoch gelingt es den Katzen auf magische Weise, ihre Anzahl zu variieren. Als ich am Mittwochnachmittag den üblichen Hausputz vornehme, könnte ich schwören, dass ich mindestens zwölf Katzen habe, von denen wiederum mindestens sieben Fritz sind. Fritz ist überall. Er scheint zeitgleich auf dem Küchenschrank herum zu toben, mit nassen Pfoten auf dem Sofa Trampolin zu springen und den frisch gewischten Flur entlang zu schlittern, um mit einem Knall vor der Wohnungstür zu landen. Kaum habe ich die Küche gefegt, kriegen sich dort fünf Fritze und drei Floris in die Wolle, um gleich darauf mit zwei Henrys aneinander zu geraten. Der dabei entstehende Haufen ausgerupfter Flusen lässt den erfahrenen Fährtenleser auf ein Rudel von mindestens zwanzig Tieren schließen.
Am Donnerstagmorgen hat sich die Zahl der Fritze stark verringert. Genau genommen tendiert sie gegen null. Als ich zur Arbeit fahren will, zähle ich zwei Tiere, die erwartungsvoll vor dem Tresor herum lungern, aus dem es vor meiner Abreise immer noch ein Leckerchen gibt. Nummer drei ist nicht auffindbar. Ich rufe, klappere mit der Dose und kriege Schweißausbrüche. Schließlich latscht Flori zur Balkontür und platziert seinen Hintern vor der Katzenklappe. Jenseits der Katzenklappe kann ich schemenhaft einen nassen, frierenden Tiger erkennen. Ich frage streng, warum Fritz nicht herein gelassen wird. Der hat gestern so genervt, erklären Henry und Flori, darum haben sie die Chance ergriffen und abwechselnd die Katzenklappe blockiert, als er auf den Balkon gegangen ist.
Am Wochenende fahre ich nach Münster, um ein Geburtstagsgeschenk für meinen Vater zu besorgen. Auf dem Rückweg halte ich noch beim Zoo-Fachmarkt, wo ich ein neues Katzenklo erwerbe (das kleinste Katzenklo im Flur hat einen sehr niedrigen Rand, was in Floris Fall mit unschöner Regelmäßigkeit zu wenig wünschenswerten Resultaten führt.) In der Schnäppchenecke sind große Flauschkissen mit Baldrian auf nur einen Euro reduziert. In einem Anfall von Großzügigkeit kaufe ich drei Stück. Dann, so denke ich in meiner menschlichen Einfalt, hat jeder eins, und sie müssen sich nicht zanken.
Daheim werde ich mit lautem Geschrei empfangen. Das neue Katzenklo erweckt wenig Interesse, die Baldriankissen umso mehr. Ich packe eines aus und werfe es schwungvoll in die Küche in der Hoffnung, auf diese Weise den Weg durch den recht schmalen Flur zu räumen. Die Kater stürmen dem Wurfgeschoss hinterher, erreichen das Kissen zeitgleich und fangen umgehend an, sich darum zu prügeln. Ich packe rasch ein zweites Kissen aus und werfe es neben das erste. Sofort ist Kissen Nr. 1 vergessen, und man prügelt sich um Kissen Nr. 2. Ich mahne streng zu mehr Harmonie und weise darauf hin, dass jeder sein eigenes Kissen bekäme, bevor ich Kissen Nr. 3 auspacke und es in den Ring werfe. Das Ergebnis muss ich hier nicht näher ausführen.
Ich hätte auch zwanzig Kissen kaufen und den Küchenboden damit vollpflastern können. Die drei Idioten würden sich um Nr. 21 kloppen.
Wer das Wurmloch beherrscht, für den gelten die Gesetze der Mathematik nun mal nicht.
Schöner wohnen mit Katzen: Zermackter Couchtisch, faltiger Teppich voller unbeachteter Spielsachen, und die Schranktür vor dem Leckerlitresor wurde auch schon wieder demonstrativ aufgepopelt