Euch allen auch alles Gute für 2017 - jedenfalls von mir, denn die drei Helden waren mal wieder nicht zu einem schönen Foto zu bewegen, weil sie zu beschäftigt waren. @mietzistante: AAAAAARRRRRGGGGHH ...!!!!!!!!!
😀
Eine Geschichte gibt es natürlich auch noch:
Seit meine Krankenkasse sich einen neuen, dynamisch-sportlichen Namen gegeben hat, nervt sie mich regelmäßig mit hysterischen Briefen, in denen Wahnsinns-Boni und Rabatte für nachweisliche sportliche Aktivitäten des Versicherten in enthusiastischen Worten angepriesen werden. Allein deswegen mache ich schon keinen Sport. Enthusiastisch angepriesene Sachen machen mich immer misstrauisch.
Wenn man im Campingladen arbeitet, braucht man auch keinen Sport, weil man seine Muskulatur auch ganz prima durch das Tragen von Gasflaschen und Bordbatterien trainieren kann und seine Gelenkigkeit durch das ständige Knien vor dem Regal, unter dem man Überwurfmuttern und Schneidringe hervor klaubt, weil vor allem männliche Kunden den Warnruf „NICHT aufschrauben!!!“ bei den Ermeto-Fittings geflissentlich ignorieren.
Der Bürojob bietet deutlich weniger sportliche Herausforderungen. Ich habe viel häufiger Kopfschmerzen, dann kommt die durch verhärtete Muskeln verursachte Neuralgie hinzu, und in der Weihnachtsnacht werde ich wach und kann mich überhaupt nicht mehr bewegen. Irgendwas hat sich im Nacken derartig verspannt, dass ich jede Bewegung mit Schmerzenslauten quittiere. Fritz, der neben mir im Bett liegt, weist ungehalten auf die Notwendigkeit eines gesunden Nachtschlafes hin. Vor allem auf die Notwendigkeit seines gesunden Nachtschlafes.
Ich quäle mich irgendwie aus dem Bett, wanke ins Bad und schmiere meinen Nacken mit einer dieser Schmerzsalben ein, für die im Vorabendprogramm der Öffentlich-Rechtlichen immer Werbung gesendet wird. Dann wird mir schwindelig und übel, und ich sehe zu, dass ich ganz schnell zurück ins Bett komme und meine Beine hochlagere. Den ersten Weihnachtstag verbringe ich halb bewegungsunfähig mit einem Körnerkissen um den Hals.
Am zweiten Weihnachtstag beschließe ich, sportlich aktiv zu werden. Ich hole die Fitness-Matte aus dem Schrank und suche mir bei Youtube ein Yoga-Video. Die freundliche Dame erklärt, dass wir einen Stuhl und ein Kissen brauchen. Ich spare mir die Atemübungen und hole einen Stuhl und ein Kissen. Als ich zurückkehre, ist sie immer noch bei den Atemübungen. Ich finde das ein bisschen langweilig, komme dann aber dahinter, dass das Video nochmal von vorne läuft, weil Flori in der Zwischenzeit über das Tablet gelatscht ist. Immerhin hat er kein Katzenvideo aufgerufen.
In die Übungen kommt jetzt mehr Bewegung. Ich soll in den Vierfüßlerstand kommen, sagt die Yogistin. Das versuche ich auch, trete dabei aber auf Flori, der hinter mir begonnen hat, an der Matte zu kratzen. Zum Glück ist Flori ziemlich unempfindlich gegen Tritte, weil er sich vorausschauend eine dämpfende Schicht angefressen hat. Reine Schutzmaßnahme gegen grobmotorisches Personal. Flori kommt nur kurz aus dem Takt und kratzt dann unbeeindruckt weiter. Ich komme erheblich mehr aus dem Takt und gehe wieder in den Zweifüßlerstand, um das Hindernis von der Matte zu tragen.
Die Yogistin ist mittlerweile „in die Kobra gekommen“. Rasch lasse ich mich auch auf den Bauch nieder und recke den Oberkörper empor. Flori, dem auch die Urangst des Steppenbewohners vor der Giftschlange fremd ist, klettert auf meinen Rücken und trampelt dort herum. Ich strecke die Arme nach hinten, drehe meine Handflächen nach oben und rotiere meine Schultern. Flori setzt sich hin, denkt nach und zwackt mir in die Finger. Die Yogistin sagt, ich solle mir vorstellen, wie ich ganz leicht werde. Aber die hat auch keinen Sechs-Kilo-Kater auf dem Rücken, der mit ihren Händen Haschmich spielt.
Jetzt kommt der Stuhl ins Spiel. Ich rolle Flori von mir runter, der sich aufrappelt und sich dann wieder der Matte widmet. Egal, die ist ja jetzt nicht so wichtig. Ich soll das Kissen auf den Stuhl legen. Geht grad nicht, weil Henry drauf liegt. Das ist aber nicht so schlimm, weil soeben aus dem Tablet die Meldung erklingt, die Übung ginge auch ohne Kissen. Die ganz Hartgesottenen könnten ihre Stirn auf die nackte Stuhlkante legen. Ich schiebe Fritz ein bisschen zur Seite, der es sich auf dem Stuhl bequem gemacht hat, und platziere meine Stirn auf der Stuhlkante. Fritz findet das unverfroren und moppert ungehalten vor sich hin. Die Yogistin sagt, ich solle meine Stirn an der Stuhlkante vor und zurück bewegen. Fritz findet das albern und patscht mir auf den Kopf. Von hinten beißt mir Flori in die Zehen. Ich spare mir das abschließende Geatme und packe meinen Krempel wieder weg.
Okay, Krankenkasse, du hast gewonnen. Ich hab mich jetzt zum Yoga-Kurs in der Volkshochschule angemeldet.