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Was sehen Sie auf diesem Bild?
a) das Tadj Mahal
b) ein buntes Kissen
c) zwei schlummernde Kätzchen
d) ein blutrünstiges Ungeheuer
Wenn Sie a) angekreuzt haben: Gehen Sie mal zum Augenarzt. Wenn Sie b) angekreuzt haben: Langweiler! Wenn Sie c) angekreuzt haben: Sie müssen zwingend mit einem guten Therapeuten über Ihr naives Verhältnis zur Realität sprechen. Wenn Sie d) angekreuzt haben: Richtig!
Es ist Freitagabend. Nach vier Tagen fiebriger Bettlägerigkeit befinde ich mich endlich auf dem Wege der Besserung. Gegen 22:00 Uhr begebe ich mich zu Bett. Um 22:12 Uhr knallt es in der Küche. Ich stehe auf, taste mich im Dunkeln durchs Wohnzimmer in die Küche zum Lichtschalter und trete auf was Hartes. 22:13 Uhr: Das Licht ist an. Der Küchenschrank ist auf, eine Rapsölflasche ist rausgefallen, die Katzen sitzen um die Lache und der Boden der Flasche steckt in meinem Fuß.
22:14 Uhr: Nicht ohnmächtig werden nicht ohnmächtig werden NICHT OHNMÄCHTIG WERDEN
22:15 Uhr: Nerven bewahren und Prioritäten setzen. Ich ziehe den Rapsölflaschenboden aus meinem Fuß, greife mir Flori und befördere ihn mittels einer mehr oder weniger eleganten Flugkurve - Katergewicht und Erdanziehungskraft mindern ein wenig die Ästhetik der Darbietung - ins Schlafzimmer. Erwartungsgemäß reagiert Lilly wie ein Hund auf den Ball: Wenn man Flori wirft, läuft Lilly hinterher.
22:16 Uhr: Tür zu, zurück in die Küche. Fritz schlabbert Rapsöl, als sei er eine Promimeute am Champagnerbrunnen. Fritz abgreifen, Schlafzimmertür auf, Fritz rein, Schlafzimmertür zu -
22:16 1/16 Uhr: Fritz ist wieder draußen und schlabbert Rapsöl. Fritz wieder abgreifen, meiner deutlich sichtbaren blutigen Füßspur wieder zum Schlafzimmer folgen, Schlafzimmertür auf, Fritz rein, Schlafzimmertür zu -
22:17 Uhr: siehe 22:16 1/16 Uhr
22:20 Uhr: Alle Katzen befinden sich endlich im Schlafzimmer, die Rapsöllache hatte ausreichend Zeit, sich auch hinter der Fußleiste auszubreiten, mein Fuß blutet wie blöde und ich finde keine Pflaster.
22:25 Uhr: Ich habe mir ein Tempo mit Tesafilm um den Fuß gewickelt und versuche, die Sauerei zu beseitigen.
22:45 Uhr: Die Scherben sind zusammen gefegt, der Rapsölsee trocken gelegt und der Fuß endlich korrekt verpflastert. Dem Geräuschpegel im Schlafzimmer nach zu urteilen wird soeben der Kleiderschrank als Rammbock zur Tür geschoben.
23:00 Uhr: Die Katzen sind wieder draußen und sinken ermattet auf ihre Schlafplätze. Ich pirsche mich an die Kater an und untersuche Mäuler und Pfoten.
23:05 Uhr: Keiner blutet. Außer ich.
23:30 Uhr: Nochmal gucken, ob auch keiner sich komisch verhält - immerhin haben sie an einer Rapsöllache voller Glasscherben getafelt.
23:45 Uhr: siehe 23:30 Uhr
0:00: usw. ...
6:00 Uhr: Der Wecker klingelt. Ich muss zur Arbeit. Alle sind wohlauf, außer ich.
16:00 Uhr: Endlich zu Hause. Mein Fuß tut weh, ich bin müde und habe Kopfschmerzen, kann aber schon wieder nicht aufs Sofa, weil Fritz da liegt und schlechte Laune hat. Unerklärlicherweise muss er heute andauernd aufs Klo, seine Verdauung ist ihm sehr fremd geworden und die Haare am Poppes sind auch irgendwie klebrig.
Mein Mitleid hält sich dennoch in Grenzen. Man muss eben auch das Kleingedruckte lesen können, und RAPSöl ist nun mal nicht SCHNAPSöl!