Für so ein kreatives Frauchen ist Fritz eindeutig ein bisschen einfallslos in der Wahl seiner Hobbies. Eine schöne Installation aus dem ganzen Zeug, das Flori nachts immer aus dem Schrank schmeißt, hätte ich ja mal originell gefunden. Oder eine gewagte Performance wie: Lilly Life-Beschmierung mit Magerquark. Meinetwegen auch Makramee, wenn's sein muss. Aber doch nicht das, was alle machen - Tapetenkratzen!
An Floris Frühwerk unter dem Bett weiter zu arbeiten war wohl unter des Künstlers Würde, stattdessen hat er nun sein eigenes Werk in der luftigen Höhe seiner Schmollecke auf dem Kleiderschrank begonnen:
Talentlos ist er ohne Zweifel nicht. Diese radikale Linienführung, dieses beinahe schon assoziative Durchdringen zu den eigenen Bewusstseinsschichten, die der Künstler hier durch seine zielgerichtete Bearbeitung der unterschiedlichen Materialschichten erzielt - das löst beim Betrachter durchaus ein gewisses Unbehagen hervor, ja es lässt nicht unberührt. Mich jedenfalls nicht.
Der Künstler schafft übrigens in einem tranceähnlichen Zustand, an den er sich nach seinem Wirken nicht mehr erinnert. Auf meinen tadelnden Ruf: "Fritz!!! WAS ist das da oben?!!" warf das talentierte Tier einen Blick auf sein Werk, der keinerlei Bindung zu selbigem erkennen ließ. Das da? Keine Ahnung, wo das her kommt. Auf einmal war das da. Bestimmt 'n Pilz.
Da lobe ich mir doch meines Floris durchweg praktische Lebenseinstellung. Flori hat so gar keine Neigung hin zum Musischen, aber er ist ein ganz und gar begnadeter Sanitärinstallateur. Zumindest hält er sich dafür. Nachdem nun schon zweimal der Klempner da war - einmal, um den Boden aufzustemmen und das Abflussrohr neu zu verlegen, in dem ein Dichtring sich verklemmt hatte, und dann ein zweites Mal, um eine Kalkplatte zu entfernen, die sich bei der Aktion gelöst hatte und nun anstelle des Dichtrings das Rohr verstopfte -, ergriff Flori die Gelegenheit, durch die versehentlich offen gelassene Tür zur Abstellkammer zu schlüpfen und sich das ganze mal genauer anzusehen. Handwerker machen ja immer nur Murks, man kennt das doch. Da muss der Fachmann ran. Als ich dem Gepolter aus der Abstellkammer nachging, hing der Fachmann grade bis zu den Schultern im immer noch offenen Schacht und bearbeitete emsig das Abflussrohr mit beiden Vorderpfoten ...
Lilly hingegen wird mit zunehmendem Alter immer kindischer und hat eine teuflische Freude daran entwickelt, den armen Fritz zu Tode zu erschrecken. Fritz fürchtet sich sehr vor unheimlichen Geräuschen. Wenn der Wind an den Rolläden klappert zum Beispiel. Oder die Mikrowelle summt. Oder wenn's im Kleiderschrank poltert, weil Lilly sich dort eine Wurfhöhle baut (oder was immer ihr Beweggrund sein mag, meine Blusen von ihren Bügeln zu zerren und zu einem gemütlichen Nest zusammen zu knüllen.) Dann kriegt Fritz ganz runde Augen und verschwindet flugs hinter der Waschmaschine - sicher ist sicher. Und ich könnte schwören, dass die Zicke dann gehässig kichert.
Aber sonst waren sie lieb, und ich bin schon die zweite Woche nirgendwo verletzt!