Schön ist das Westfalenland, fest verwurzelt in der Tradition und berüchtigt für seine grauenhaften lokalen Spezialitäten. Schon die Römer, die doch einiges gewohnt sein sollten, zeigten sich schockiert angesichts der westfälischen Barbarei, was vermutlich auf die Begegnung mit Möpkenbrot und Töttchen zurückzuführen war. (Liebe Nicht-Westfalen: Googlet das BLOSS nicht! Manche Bildungslücke ist ein Segen für den Seelenfrieden.)
Eine löbliche Ausnahme von den unbeschreiblichen Schrecken unserer kulinarischen Spezialitäten ist das Püfferchen. Das Püfferchen, in anderen Regionen auch als Struwen bekannt, ist ein kleiner dicker Pfannkuchen mit Rosinen oder Äpfeln und wird traditionell am Karfreitag gebacken und verzehrt.
Soviel zur Heimatkunde. In der Realität des Hauses Campbell sieht die familiäre Tradition seit Jahren vor, dass ich Familie und Freunde mit Püfferchen verköstige. Ungefähr eine Woche vor Ostern fängt meine Mutter an, mich darauf hinzuweisen, dass ja bald Ostern ist und somit auch Karfreitag und damit wiederum einhergehend ein kochfreier Tag für Muttern, da man ja sicherlich auch dieses Jahr wieder mit Püfferchen beliefert werde. So ein bisschen erinnert mich das immer an gewisse Tiere, die immer schon um fünf Uhr morgens in meine Ohren quengeln, weil es doch um sechs Uhr Frühstück gibt.
Auch am Karfreitag gibt es davor kein Entrinnen. Um sechs wurden die Katzen gefüttert, und um zehn Uhr waren die Püfferchen fertig zur Abholung. Um viertel nach zehn stürmte Muttern die Bude, krallte sich ihre Schüssel, zog Flori aus ihrem Einkaufskorb, sackte die Beute ein - und dann kam sie, die Frage, die ich gefürchtet hatte: "Sind die alle nur mit Rosinen?" "Äh ... ja, also dieses Jahr schon ..." "WIESO sind denn keine mit Äpfeln dabei?!!"
Ja, wieso denn nur nicht?
Nein, dies ist kein Stilleben "Katze mit Obstteller". Das ist ein Tatortfoto! Diese unschuldigen rotbackigen Äpfel, die als wichtiger Bestandteil des karfreitäglichen Festmahls vorgesehen waren, fanden ihr trauriges und unrühmliches Ende als Futter für die Amseln, nachdem sie von dem daneben sitzenden drogensüchtigen Top-Model im Pestizidrausch abgeleckt und dabei runtergekullert wurden. (Sie werden gewaschen, eben weil Lilly sie immer zwanghaft ableckt, aber irgendwas muss trotzdem dran sein, was Miss Campbell einen Kick versetzt.) Anschließend wurden sie wohl noch von einer wild gewordenen Katerbande als Fußbälle missbraucht, jedenfalls waren sie, als ich sie unter dem Küchenschrank hervor zog, in einem Zustand, der ihre Verwendung als Backzutat nicht mehr zuließ.
Mama meckert, Lilly hatte ihren Trip und die Amseln sind zufrieden ... Na dann frohe Ostern.
Dank übrigens an Bambus für die tolle Rezension (haben wir eigentlich irgendwo eine Thread: "Meine Katze ist kreativ"?), an Col310 für das süße Fotoalbum von Yoda und Obiwan und natürlich an alle anderen für die wöchentliche "Fanpost"!!! Fröhliche Festtage für euch alle!