Die Konsumwelt ist ein Hort des sinnlosen Plunders. Überall kann man Dinge kaufen, die die Welt nicht braucht. Ablagekörbchen für Spülschwämmchen zum Beispiel. Oder flötende Gartenzwerge. Und Katzenbäume mit mehreren Stämmchen.
Was soll das, frage ich mich immer. Das ist doch Beutelschneiderei. Man kann einen Haufen Geld ausgeben für ein paar sisalumwickelte Papprollen, von denen sowieso nur immer eine Auserwählte das Privileg genießt, von den Tieren des Hauses bekratzt zu werden - dann allerdings richtig. Ganze Generationen von Kratzbäumen habe ich in meinem Haushalt schon kommen, einsäulig zerrupft werden und in großen Teilen fabrikneu wieder gehen sehen. Das muss doch nicht sein! Wie viele Bäume sterben für so eine olle Papprolle, die dann im maschinell gewickelten Ursprungszustand den Weg in die Abfalltonne geht! Grundsätzlich ist die favorisierte Kratzsäule nämlich auch immer diejenige, die man nicht einfach durch eine weniger beliebte Schwester mal eben so ersetzen kann. Und man braucht auch gar nicht auf die vollkommen abwegige Hoffnung zu setzen, die kratzpfötigen Lieblinge würden nach der Totalzerrupfung der Favoritensäule ein Einsehen haben und mit Rücksicht auf die sinnvolle Nutzung von Ressourcen nach erfolgter Zerstörung einen noch jungfräulichen Teil des Kratzbaumes zugrunde richten. Sind sie mit der Lieblingssäule fertig, machen sie am Sessel weiter. So einfach ist das. Das Personal kann ja einen neuen Kratzbaum kaufen.
Oder eine neue Säule. Das geht natürlich im Notfall auch. Dachte ich jedenfalls. Der Notfall war schon lange eingetreten, der Sessel bereits arg lädiert und Säulen in der passenden Größe endlich gefunden. Frohen Mutes brachte ich daheim den Kratzbaum zu Fall, was für Fritz, der Veränderungen gegenüber nicht allzu aufgeschlossen ist, zu einer pantomimischen Interpretation von "Mein Freund, der Baum" veranlasste.
Flori nahm die Situation wie üblich pragmatischer und sortierte zunächst einmal das Werkzeug. Wie jetzt, der passende Inbus fehlt? Alter. Weiber und Werkzeug!
In der Tat war aber der Inbus in der passenden Größe abhanden gekommen, so wie überhaupt sehr häufig Werkzeug auf unerklärliche Weise verschwindet. Zum Glück war wenigstens Mamas Fahrradwerkzeug noch da, wo es hingehörte. Die Handhabung allerdings fand nicht Floris Beifall. Das ist doch Murks! Das seh ich doch!
Geh mal weg, lass mich mal ran, das wird doch nix!!!
Nur dem entschlossenen Eingreifen des hauseigenen Handwerkmeisters ist es zu verdanken, dass der Kratzbaum nun endlich zum guten Schluss doch noch eine neue Säule bekommen hat. Die von den Kratzbedürftigen aus sicherer Entfernung beäugt, mit langen Hälsen berochen und schließlich ratlos umringt wurde, während das Personal eifrig mit den Fingernägeln daran schabte und dabei was von "Feiner Kratzbaum, ja feiner neuer Kratzbaum!" vor sich hin brabbelte.
Lilly wandte sich schließlich als erste angewidert von diesem unwürdigen Schauspiel ab, schritt energisch zum Sessel und kratzte sich dort bis auf die Schaumstofffüllung vor. Du glaubst, mit einer blöden neuen Säule ist es getan? Wenn du dich da mal nicht verschätzt hast!
Einen sonnigen Sonntag noch!
Bianka und die Ressourcenverschwender